Festival, Top-Story: 06.05.2019

Filmtipps für das 34. Dokfest München 2019

Am 8. Mai 2019 begann das 34. Internationale Dokumentarfilmfestival München. 159 Filme aus 51 Ländern gibt es zu sehen.

Der Doku-Kameramann Hans-Albrecht Lusznat hat einige Filme schon gesehen und gibt hier seine ganz persönlichen Tipps ab.






Bellingcat – Truth in a Post-Truth World [Journalismus, Faktencheck]
»Bellingcat – Truth in a Post-Truth World«.

Aus dem Blickwinkel einer Überwachungskamera sieht man ein brennendes Auto, Menschen, die auf der Straße liegen und herbeieilende Helfer, kurz: eine Szene nach der Explosion einer Autobombe. Dann taucht eine zweite Version des Videos auf. Die gleiche Location, das Auto ist noch unversehrt, weit und breit keine Person. Das Auto explodiert, Personen eilen herbei, legen sich auf die Straße, dann kommen die Helfer, mit dem Rest sind wir vertraut. Aufgespürt hat diese Version das Recherchenetzwerk Bellingcat, in der sich freiwillige Analysten und Rechercheure zusammengeschlossen haben, um Online-Informationen zu verifizieren und zu überprüfen. Dazu werten sie häufig nur die sowieso vorhandenen Bilder aus dem Internet und Social Media aus, zeitnah zum Geschehen, bevor sie wieder aus dem Netz getilgt werden. Bellingcat hat für die Abschusszeit des Malaysian Air Fluges MH-17 die Anwesenheit eines russischen Flugabwehrsystems in dem besetzten Gebiet der Ukraine nachgewiesen.

Der Film folgt fünf Aktivisten von Bellingcat in verschiedenen Ländern und zeigt, wie sie arbeiten und ihre Methoden in Seminaren und Vorträgen weitergeben.

Rockabul [Musik, Afganistan]
»Rockabul«.

Heavy Metal in Afghanistan – was woanders gar kein Thema mehr wäre, ist in Kabul ein Anstoß öffentlichen Ärgernisses und lebensgefährlich. Vier junge Männer finden sich zu einer Band zusammen. Im Hintergrund agiert der australische Filmemacher und Strippenzieher als Manager und Promoter. Am Ende sind die vier Musiker alle irgendwie im Ausland und entwickeln sich weiter.

Interessant ist vor allem der Blick auf den Alltag in Kabul, ein Leben unter verschärften Bedingungen, das aber immer irgendwie weiter geht.

O‘ Pflanzt is – 6 Jahre Gemeinschaftsgarten [Stadtgesellschaft]
»O‘ Pflanzt is – 6 Jahre Gemeinschaftsgarten«.

Der Titel sagt schon alles, was einen in diesem Film erwartet. Sechs Jahre lang hat der Filmemacher die Entwicklung eines Gemeinschaftsgartens in München West-Schwabing beobachtet. Dieses Gartenprojekt läuft unter dem Namen »O`Pflanzt is« und bringt die unterschiedlichsten Menschen in dieser Location zusammen. Der Zuschauer lernt die unterschiedlichen Akteure kennen, und spannend wird es, als gruppendynamische Prozesse eine Rolle spielen, denn die Beweggründe und Motive des Engagements sind so unterschiedlich wie die Personen.

Warum sie dabei sind, hat einer auf die kurze Formel verkürzt: Sinnvolles Leben lernen. Am Ende wird der Mietvertrag gekündigt und das Areal geräumt.

Seite 1: Einleitung
Seite 2: Push, Die Rote Linie, Woodstock
Seite 3: Putin’s Witnesses, Bauliche Massnahme, Master of Disaster, 100 Million Views
Seite 4: Bellingcat, Rockabul, O’pflanzt is, The Whale and the Raven, Where man returns
Seite 5: Sie ist der andere Blick, Shooting, Die Grube, Gruyaert, War of Art

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