Unternehmen: 05.12.2000

Thomson Multimedia kauft Philips Broadcast

Das Ende der jahrelangen Übernahme-Spekulationen um den Broadcast-Bereich von Philips ist da: Thomson Multimedia wird mit sofortiger Wirkung in einem ersten Schritt 67 % von Philips Professional Broadcast erwerben. Bis zum Jahr 2003 sollen auch die restlichen 33 % in den Besitz von Thomson übergehen.

Jahrelang war über die Zukunft der Broadcast-Abteilung von Philips spekuliert worden, immer wieder gab es auch Gerüchte über die deutschen Standorte Weiterstadt und Griesheim. Verschiedene Firmen waren als Kaufinteressenten im Gespräch, auch für geplante Management-Buyouts einzelner Bereiche gab es immer wieder Hinweise.

Nie gab es aber zu den Gerüchten so konkrete Fakten, dass man seriös darüber hätte berichten können. Nun hingegen ist klar, dass Thomson die Broadcast-Abteilung von Philips erwerben will. Im ersten Quartal 2001 soll der endgültige Deal über die Bühne gehen.

Thomson Multimedia kauft demnach die Philips-Firmenbereiche Kameras, Film Imaging, Signal Processing, Media Networking und Control, die im Jahr 1999 zusammen einen Umsatz von 250 Millionen Euro erwirtschafteten. Die Bereiche Consumer Electronics und SMATV bleiben nach wie vor bei der Philips-Gruppe, sie sind nicht Teil der Akquisition.

Thomson Multimedia will mit dem Kauf die jüngst unter dem Schlagwort Digital Multimedia Solutions (DMS) angekündigte Strategie forcieren und seine Position im Broadcast-Markt weiter ausbauen. Erst vor kurzem hatte Thomson Multimedia mit »Nextream« ein Joint Venture mit Alcatel initiiert, das darauf abzielt, den Wachstumsmarkt Interactive Video Networks zu erschließen.

Nach dem derzeitigen Stand plant Thomson Multimedia, die eigenen Broadcast-Aktivitäten mit denen von Philips Broadcast zu bündeln. So hofft das Unternehmen, künftig weltweit eine Spitzenposition im Broadcast-Markt zu erreichen. Derzeit ist das neu kombinierte Unternehmen schon in mehr als 20 Ländern mit eigenen Niederlassungen präsent. Künftig sollen Broadcaster ebenso wie Produktions- und Postproduktionshäuser besser und umfassender aus einer Hand bedient werden.

Tom Verbeek, CEO der Philips Specialty Products, über den Kauf: »Thomson Multimedia akquiriert mit den Broadcast-Geschäftsbereichen von Philips einzigartige Geschäftsbereiche, die in ihrem jeweiligen Markt zu den Top-Anbietern gehören. Alle Beteiligten des Kaufs werden von den starken Synergie-Effekten profitieren und die neue Gruppe als Ganzes wird dadurch Wettbewerbsvorteile erzielen«.

Nach dem derzeitigen Informationsstand soll sich für die rund 1.050 Mitarbeiter von Philips Professional Broadcast nichts ändern und auch die Philips-Standorte in Griesheim und Weiterstadt sollen bestehen bleiben. Offen ist hingegen, inwieweit die deutsche Thomson-Niederlassung in München von dem Deal betroffen sein wird und ob dort wo es Überlappungen in den Produktlinien gibt, etwa bei Kameras und Mischern, beide Marken weitergeführt werden sollen.

Generell bescheinigen Branchen-Insider dem Deal einiges Potenzial. Schon länger war es nämlich ein offenes Geheimnis, dass der Philips-Mutterkonzern das Interesse an seiner Broadcast-Division verloren hatte. Die Übernahme durch Thomson könnte hier also neuen Zug bringen.

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