Editorial, Kommentar, Top-Story: 08.09.2007

Die Unsichtbaren sind unter uns

Panasonic hat Wort gehalten und ist nicht zur IBC2007 gekommen — naja, fast. Zwar hat das Unternehmen keinen großen Stand und stellt auch selbst kein Equipment aus, aber ein paar Panasonic-Besprechungsräume gibt es eben doch. Und wer mit offenen Augen über die Messe geht, der kann dort so viele Panasonic-Mitarbeiter sehen, dass man kaum glauben mag, dass weniger in Amsterdam sein sollen als in früheren Jahren.

Am Freitag hielt Panasonic dann in einem der größten Säle auf dem Ausstellungsgelände eine Pressekonferenz ab. Darin wurde unter anderem dargelegt, weshalb es richtig sei, dass man sich vor zwei Jahren von der IBC zurückgezogen habe: Die IBC ergebe einfach keinen Sinn mehr.

Es gehört schon Chuzpe dazu, im Rahmen einer Messe eine Pressekonferenz abzuhalten, um zu erklären, weshalb man nicht da ist. Klingt irgendwie paradox und ist weder glaubwürdig noch konsequent. Kann ja sein, dass sich die IBC überlebt hat und für das eine oder andere Unternehmen nichts mehr bringt. Man macht sich aber keine Freunde und tut niemandem einen Gefallen, wenn man zu einer Party kommt, um dort allen zu sagen, wie langweilig und überflüssig diese Party doch ist.

Was hat die IBC außer HD im allgemeinen und dem (noch) beliebten Thema Handy- und Internet-Fernsehen in diesem Jahr zu bieten? Neben den großen, plakativen Themen, die eigentlich seit drei Jahren die gleichen sind, tut sich nun auch in Bereichen etwas, die bisher eher im Verborgenen lagen und bei den Messen oft nahezu unsichtbar blieben.

Ein Trend, der sich im vergangenen Jahr angedeutet hatte, ist erneut präsenter geworden: 3D-Verfahren, bei denen stereoskopische Bilder dargestellt werden, gab und gibt es während der IBC an vielen Stellen zu sehen. Früher ein reines Exotenthema, rückt 3D nun langsam aber sicher weiter ins Gesichtsfeld eines wachsenden Teils der Branche.

Ansonsten wird deutlich, dass in puncto file-basierter Arbeitsabläufe immer mehr Anbieter endlich ihre Hausaufgaben erledigt haben. Nun funktioniert allmählich wieder, was früher ganz normal war: Man kann in immer mehr Fällen ohne umständliche File-Konvertierung direkt auf Material zugreifen und es weiter verarbeiten. Der zweite Aspekt dieser Entwicklung: Es ist einfacher geworden, diese Dateien sinnvoll zu organisieren, zu verwalten und auch wiederzuverwerten. Diese Themenbereiche sind nicht sexy, sie haben keinen Hochglanzeffekt und eignen sich auch nicht zum plakativen Vorzeigen — sie sind aber für die Branche letztlich weit wichtiger als Vieles, was an der Oberfläche passiert. Sie werden auch tiefer greifende Veränderungen nach sich ziehen, als so manches neue Aufnahmeformat — etwa auch, wenn es um die Automatisierung gängiger Arbeitsschritte im Broadcast-Bereich geht.

Sie werden sehen.