Branche, Top-Story: 06.04.2011

Insight Out 2011

Auch in diesem Jahr hat die Babelsberger Hochschule für Film und Fernsehen professionelle Anwender aus den Bereichen Film- und TV aus 27 verschiedenen Ländern angelockt. Im Verlauf der Woche kamen insgesamt mehr als 110 Teilnehmer nach Potsdam.

Diverse Profis aus dem In- und Ausland gaben Einblicke in ihre Produktionen und Workflows. Vorträge zu Themen wie »3D im Dokumentarfilm Pina« (Francois Garnier) oder »Previsualisation. The Art of Shaping Things« (Jerrica Cleland), fanden viel Zuspruch.  

In diesem Jahr gab es am Mittwoch und Donnerstag zwei Workshop-Tage, um den praktischen Austausch mit erfahrenen Anwendern zu intensivieren. Im Kamera-Department gab Christian Klimke grundlegende HD-Einblicke. »Wie schaffe ich einen Look anhand der Menüs eines herkömmlichen Videocamcorders?« Hier ging es um dem Umgang mit Waveform, Vektorskop und bestimmten technischen Anforderungen, die zu beachten sind, wenn direkt an der Kamera an den Videoparametern gearbeitet wird.

An einem von Heiko Merten betreuten Test-Set konnten sich die internationalen Teilnehmer an der Arri Alexa und einem F3-Camcorder von Sony erproben (Test). Auf besonderes Interesse stieß die i-Speed3 von Olympus. Diese Industriekamera ist letztlich eine eine Low-Cost-Variante für Highspeed-Aufnahmen und tritt damit in Konkurrenz zu Phantom und Weisscam. Sie überraschte die Teilnehmer in puncto Qualität. Noch ist diese Kamera nur mit Nikon-F-Mount zu haben. »Wir hoffen, bald einen Umbau auf PL-Mount mit Olympus anbieten zu können«, so Christian Klimke vom Berliner Verleihhaus Camelot. Dort soll die Kamera nun in den Verleih kommen. Die Kamera zeichnet auf einen internen, erweiterbaren Speicher auf, aus dem die Daten dann auf CF-Karten ausgespielt werden.  Bei einem Raster von 1.280 x 1.024 soll die Kamera so auf 2.000 fps kommen.

Wer sich für die Nachbearbeitung von gedrehtem Material interessierte, konnte sich in weiteren Workshops zu Schnitt, Ton, Farbkorrektur und VFX informieren. Vor Ort war unter anderem die Berliner Firma Rise fx aktiv.

Einen ganz anderen Bereich behandelte Lorna Lewis von den Dolby Laboratories. Mit ihrer langjährigen Erfahrung als Digital Cinema Engineer, zeigte sie in einem Hands-on-Workshop, wie ein Digital Cinema Package (DCP) bei Dolby erstellt wird. Hierbei setzte sie einen Secure Content Creator (SCC) ein. Über dessen Software konnten die Anwender selbst alle wichtigen Einstellungen unter Anleitung vornehmen. Weiter informierte Lewis auch über die Sicherheit in der Distribution von Filmen und der Dekodierung im Kino. Unterstützt wurde sie bei ihren Ausführungen von Michael Rösch und Aline Lederer, beide von  CinePostproduction München/Berlin. Aus einer vorliegenden Einzelbildsequenz wurde ein DCI-konformes 2K-DCP erstellt. Dies beinhaltet unter anderem eine Kodierung mit JPEG2000 im Farbraum XYZ, 16 Bit Uncompressed und bisher immer 24 fps (25 Bilder/s werden momentan noch nicht im Standard unterstützt, was sich aber zeitnah ändern soll). Als Mastering-Beispiele nannte Lewis digitale Verleihkopien für »Harry Potter 5«. Dieses DCP benötigte final nur noch 52 GB Speicher.

Eine weitere Besonderheit in diesem Jahr war die Vorlesung zum Thema »3D Storytelling« von Ludger Pfanz, Leiter des Expanded 3 Digital Cinema Lab an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe. Hier gab es keine rein technischen Grundlagen, sondern Einblicke in die Bereiche Drehbuch, Drehplanung und Inszenierung für Stereo-3D. Unter anderem stellte Pfanz Auszüge zu seinem »3D Story Model« vor. 

»Der 3D-Film darf kein 2D mit angehängter dritter Dimension sein«, so Pfanz. Ein Film müsse eine Art inhaltliche Berechtigung für Stereo-3D haben. Jedes Bild, jede Szene sei als Bühne zu begreifen, die von Profis bewusst mal mehr, mal weniger dramaturgisch in die Tiefe bespielt werde. Wie sehr diese Technologien und Werkzeuge trotz aller Erfahrungen auch von erfahrenen Stereo-3D-Anwendern noch ausprobiert werden, erläuterte Florian Rettich, der eine Art praktischen Bezug zu Pfanz‘ Vortrag übernahm. Neben seiner ohnehin breiten Erfahrung als DIT, stellte Rettich spannende technische Details zur Produktion »Pina« von Wim Wenders vor. »Pina« ist definitiv ein herausragendes Projekt, was die Stereo-3D-Umsetzung betrifft — davon konnten sich beim abendlichen Screening im HFF-Kino alle Anwesenden überzeugen.