Unternehmen: 07.08.2012

Avid schließt Sibelius- und iNews-Niederlassungen

Nun wird deutlich, was die Führung von Avid zu den Kernkompetenzen des Unternehmens zählt und für zukunftsträchtig hält — und was eher nicht: Die Sibelius-Niederlassung in London wurde geschlossen, Ende September soll das auch mit dem Entwicklungsstandort von iNews im US-amerikanischen Madison geschehen.

In Madison ist bisher noch ein Gutteil der iNews-Entwicklung angesiedelt, also der Newsroom- und Automationsaktivitäten von Avid. Die dortige Niederlassung wird der Hersteller zum Ende September 2012 schließen. 21 der 38 dort Beschäftigten werden laut US-Medien ihre Jobs verlieren. 16 Mitarbeiter werden demnach weiter beschäftigt und sollen künftig vom Home-Office aus arbeiten, ein Mitarbeiter wird mit seinem Arbeitsplatz an einen anderen Standort umziehen.

Die Schließung der Niederlassung in Madison ist Teil des Restrukturierungsprogramms, mit dem Gary Greenfield, President und CEO von Avid, das Unternehmen »wieder stärker und agiler« machen will. Dafür wird sich Avid von insgesamt rund 20 % seiner Mitarbeiter trennen (Bericht).

Branchenbeobachter leiten nun aus der höheren Kündigungsquote bei iNews ab, dass die Avid-Führung diesen Bereich nicht zum engsten Fokus der zukünftigen Unternehmensaktivitäten rechnet. Es könnte aber auch sein, dass Avid — wie in anderen Bereichen schon erfolgt — die Software-Entwicklung aus dem Unternehmen herausnimmt und künftig als externe Leistung in Biiliglohnländern zukauft.

Andere Baustelle: Die Sibelius-Niederlassung in London wurde Ende Juli 2012 geschlossen. Sibelius stellt eine Notations-Software her, die von vielen Komponisten und Musikern genutzt wird. Nach Insider-Berichten wurden die Sibelius-Mitarbeiter von der Ankündigung der Schließung im Juli vollkommen überrascht, zumal die Sibelius-Software Gewinne abwerfe und dieser Firmenteil von Avid profitabel sei.

Avid hat Sibelius im Jahr 2006 übernommen und will das Produkt nach Firmenangaben trotz der Schließung der Londoner Niederlassung weiter entwickeln und anbieten — nur eben nicht mehr in Großbritannien, wo die Software erfunden wurde. Die ursprünglichen Gründer haben Ende Juli bekanntgegeben, dass sie versucht hatten, Sibelius von Avid zurückzukaufen, dass Avid dies aber ablehnte.

Daraus schließen Branchenexperten, dass Sibelius ganz ordentliche Gewinne abwerfe und der Grund für die Schließung der Sibelius-Niederlassung in London darin liege, dass Avid die Software-Entwicklung  outsourcen und an billigere Standorte verlagern will, nach Russland oder Indien etwa. Was das mittelfristig für die Software bedeutet, ist natürlich eine offene Frage.

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