Kamera, Test, Top-Story: 29.10.2019

Praxistest: Blackmagic Pocket Cinema Camera 6K

Die Pocket Cinema Camera 6K (PCC6K) von Blackmagic bietet gegenüber der PCC4K mehr Auflösung und einen größeren Sensor. film-tv-video.de hat sie ausführlich getestet.









Blackmagic, PCC6K, Detail, © Nonkonform
Drückt man die Fototaste, wird einfach ein Standbild mit den vorhandenen Einstellungen geschossen.
PCC6K als Fotokamera

Alles jenseits von 18 Millionen Pixel kann schon als vollwertige Fotokamera gelten — und mit den 21 Millionen Pixel, die die PCC6K bei voller Sensorauslesung nutzt, macht auch die integrierte Fototaste einen größeren Sinn als bei der Pocket 4K. Allerdings gibt es auch dann, wenn man die PCC6K als Fotokamera nutzen will, keinen vollautomatischen Modus, der alle Parameter mit einer Taste einstellt. Vielmehr wird mit der Fototaste einfach ein Standbild mit den jeweils aktuellen Video-Einstellungen gemacht.

Wer also vorwiegend im Automatikmodus Fotos schießen will, der wird mit der PCC6K nicht glücklich werden. Doch mit einer etwas anderen Herangehensweise kann man die Kamera durchaus gut für Standbilder nutzen — allerdings nicht mit der integrierten Fototaste. Mit kurzen Videoaufnahmen befindet sich die Kamera sozusagen immer im Serienbildmodus, und das sind in 6K 50 Bilder pro Sekunde. Stellt man den Shutter höher, um Bewegungsunschärfen zu minimieren, und benutzt die manuelle Schärfe und Belichtung, hält man eine ziemlich gute »manuelle« Fotokamera in den Händen — zumindest wenn man sich an diese Arbeitsweise gewöhnen kann.

Mit etwas Übung lassen sich Schärfe und Blende auch gut gleichzeitig einstellen, während man die Aufnahme schon gestartet hat. Wenn alle Parameter eingestellt sind, muss man die Aufnahme einfach ein, zwei Sekunden weiter laufen lassen und man hat 50 6K-Bilder in der Sekunde. Für den rein manuellen Betrieb ist die Kamera auf diese Weise sogar schneller als die meisten DSLR/Ms und bietet dann eine große Auswahl an Bildern für den richtigen Moment.

Die Raw-Entwicklung und DaVinci Resolve bieten die Grundlage, der Hauptteil der Arbeit wird über die zahlreichen weiteren Tools ausgeführt und steht einem Programm wie Lightroom in wenig bis nichts nach.
Für den Export eines Standbildes aus DaVinci eignet sich für größere Auflösungen als 4K nur das Tiff. Dann einen Frame in der Timeline mit I und O markieren und zum »Render Queue« hinzufügen. Noch nicht ganz optimal, aber im Grunde eignet sich die Pocket 6K so auch als Fotoapparat. 

Die Auswahl in der Timeline von Resolve ist damit wesentlich einfacher als in einer Foto-Software. Daraus lassen sich die Raw-Dateien dann relativ einfach in Resolve bearbeiten und als Bilder im JPEG2000- oder Tiff-Format exportieren. Kleiner Nachteil beim Bearbeiten in Resolve ist, dass es die 6K-Auflösung gar nicht als natives Format für die Timeline gibt. Hier kann man aber die Option »Custom« verwenden und die Auflösung manuell eintragen oder einfach die 8K-Variante verwenden und dann beim Export beibehalten.

Blackmagic, PCC6K, Zoom Detail, © Harrer
Die Start/Stop-Taste funktioniert problemlos mit der Pocket 6K, die One-Shot-Autofokus-Taste jedoch nicht.

Leider sind die Einstellungen für die Raw-Dateien recht klein geraten und mit der Maus etwas schwierig zu bedienen; den größten Teil wird man aber sowieso über die anderen Werkzeuge im »Color«-Register in Resolve erledigen. Wer dieses ohnehin beherrscht oder lernen will, hat mit Resolve auch gleich noch eine ganz gute Software, um Blackmagic-Raw-Dateien zu bearbeiten und Fotos zu exportieren.

Auf diese Weise »wildert« die Pocket 6K etwas im Fotobereich und ist hier schon fast eine vollwertige Fotokamera, wenn da nicht der schlechte Autofokus wäre.

Blackmagic, PCC6K, Total, © Nonkonform
Wie das Zoom von Canon, ist auch die PCC6K von Blackmagic für Video-, wie für Fotozwecke geeignet — aber der Nutzungsschwerpunkt dürfte bei beiden klar im Videobereich liegen. Für dokumentarisches Arbeiten eignet sich der relativ leichte Canon 18-80-Zoom. Für kürzere Takes kann das Zoom sogar ohne Rig verwendet werden.
Blackmagic, PCC6K, Screen, © Harrer
Oben die Log-Funktion, bei Blackmagic »Film« genannt, in der Mitte »Extended Video« und unten »Video« bei F10.

Technisch sind 12,4 Millionen Pixel mehr Auflösung und ein circa 35 % größerer Sensor der größte Unterschied zur Pocket 4K. Das gibt Reserven zum Einstellen des Bildausschnittes in der Postproduktion, für nachträgliche Bildstabilisierung und etwas mehr Möglichkeiten, das Bild mit Unschärfen zu gestalten. Ein weiterer wichtiger Unterschied zeigt sich in den Einstellungen für die Formate. Im Blackmagic-Raw-Codec gibt es sechs verschiedene Modi, je nach Kompression, und vier verschiedene Optionen in ProRes. Allerdings sind diese jetzt strikt nach Auflösungen getrennt. ProRes (bis zur HQ-Option) gibt es in 4K DCI, UHD und HD. Alle anderen Auflösungen gibt es nur in Blackmagic Raw.

Blackmagic, PCC6K, Menü, © Nonkonform
Der Einsatz von ProRes ist eigentlich kaum noch notwendig.

Allein die geringeren Datenraten von Blackmagic Raw, vor allem bei einer 12:1-Kompression, machen den Einsatz von ProRes kaum noch notwendig. Wenn es eine möglichst schnelle Verarbeitung im Schnittprogramm geben soll, ohne dass man sich um die Raw-Optionen kümmern muss, und der Rechner vielleicht nicht mehr der schnellste ist, hat man diese Option aber dennoch, dann aber nur bis 4K.

Blackmagic, PCC6K, Screen, © Harrer
UHD-ProRes-HQ-Aufnahme, oben ohne Sharpening, in der Mitte mit Medium und unten mit High, jeweils vergrößert auf 440 %.

In Blackmagic Raw ist es vor allem wegen des Sensor-Crops die beste Option, in 6K aufzuzeichnen und so die Vorteile des Sensors und der Auflösung auch zu nutzen. In allen anderen Blackmagic-RAW-Optionen wird der Sensor einfach auf die entsprechende Auflösung beschnitten, ein Downsampling des ganzen Sensors gibt es nur in ProRes.

Der Log-Modus heißt »Film«, Rec709 heißt »Video«, und dann gibt es noch »Extended Video«. Letzteres vermag es, fast den ganzen Kontrastumfang bei einer Rec.709-ähnlichen Farbgebung und Kontrastverteilung aufzunehmen.

In den meisten Fällen empfiehlt es sich also, im »Extended Video«-Modus zu drehen, denn der Kontrastvorteil zu »Video« ist deutlich sichtbar und die Farben sind schon ohne Nachbearbeitung verwendbar. Zwar kann man im »Film«-Modus noch etwas mehr Kontrast herauskitzeln, aber hier muss man auch immer noch gehörig am Kontrast und vor allem den Farben drehen, um ein verwertbares Bild zu erhalten.

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Seite 6: Bildqualität
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Autor
Christoph Harrer, Nonkonform

Bildrechte
Nonkonform (26), Harrer (35), Archiv (2)

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