Kamera, Test, Top-Story: 09.09.2021

Kamera-Praxistest: Sigma fp L

Die Sigma fp L ist eine sehr kompakte Vollformatkamera, die dabei wirklich viel kann, aber auch ein paar Eigenheiten hat — ein Praxistest.





Post

Die Kamera produziert mit ihren Standard-Bildprofilen sehr schöne Farben und konsistente, angenehme Bilder. Das Bild erschien mir allerdings insgesamt ein kleines bisschen überschärft, obwohl ich die Schärfe in der Kamera vorher ganz rausgedreht hatte. Dennoch: Mit diesem Material kann man in vielen Fällen direkt aus der Kamera problemlos arbeiten und muss nicht unbedingt tief in der Postproduction eingreifen.
In diesem Abschnitt geht es aber natürlich hauptsächlich darum, was man mit dem Material tun kann, wenn man doch tiefer in die Postproduction einsteigen will.

Kamera, Sigma, fp L, © Sas Kaykha
Für Log-Modus ist die fp L eigentlich nicht gedacht.

Das mit »Profile off« aufgenommene Material — nennen wir es mal Pseudo-Log — kommt erstmal sehr verwaschen und unscharf daher. Hat man sich damit aber in der Farbkorrektur etwas beschäftigt, kommt man aber zu sehr ansehnlichen und scharfen Bildern. Das Nachschärfen mit dem Unscharf-Maskieren-Effekt in Premiere und den Einstellungen 1.2 und einer Stärke von 40 hatte schon enorme Auswirkungen auf das Bild.

Ein Nachteil für Premiere-Nutzer, wenn sie mit der fp L drehen, liegt darin, dass es keine fertige Konversions-LUT gibt. Schließlich handelt sich beim »Pseudo-Log« halt auch nicht um echtes Log-Material. Am besten legt man sich hier also selbst eine LUT oder einen Preset an.

Dreht man mit der Sigma fp L ohne Farbprofil, hat man etwas mehr Spielraum und Dynamik. Ein Manko ist und bleibt aber bei interner Aufzeichnung die geringe 8-Bit-Tiefe. Man sieht bei starkem Grading im Waveform-Monitor sofort, wie das Material förmlich auseinander bricht.

Das Raw-Material in Form von DNGs konnte ich wegen eines Fehlers in der Postprodcution-Software leider nicht direkt in Davinci Resolve 17 importieren. Daher musste ich einen Umweg über After Effects gehen, um die Raw-Dateien zu entwickeln und sie dann als Cineform 12-Bit-Files zu exportieren.

Wenn man auf HD ausspielen will, hat man hier mit den 12-Bit-Videos natürlich einen Riesenvorteil. In 4K bietet die interne Aufzeichnung nur 8-Bit-DNGs.

Sehr gespannt war ich auf die Crop-Zoom-Bilder. Die GH5 croppt ja etwa einfach nur in den Sensor, Sigma gibt sich hier bezüglich ihrer Sampling-Methode ziemlich bedeckt. Auf jeden Fall bleiben die Details in jeder Zoomstufe sehr scharf, und man sieht eigentlich keinen Unterschied in der Bildqualität. Das ist wirklich sehr gut umgesetzt.

Beim ISO-Test fing es ab ungefähr 800 an zu rauschen. Ab 3.200 dann extrem, 6.400 sollte man je nach Lichtsituation bei der Aufnahme in der Post noch entrauschen können.

Kamera, Sigma, fp L, © Sas Kaykha
Eine so kleine Kamera mit so viel Bildqualität gibt es sonst nirgends.
Fazit

Sigma hat ganz offensichtlich in der Entwicklung die Kompaktheit der fp L als sehr hohe Priorität festgelegt. Gepaart mit einem Vollformatsensor ohne Überhitzung, ist das eine sehr attraktive Kombination — und derzeit so gut wie unschlagbar: Eine so kleine Kamera mit so viel Bildqualität gibt es sonst nirgends. Zusammen mit einem kleinen Objektiv passt die Kamera buchstäblich in die Jackentasche.

Kamera, Sigma, fp L, © Sas Kaykha
Zusammen mit einem kleineren Objektiv als diesem passt die Kamera buchstäblich in die Jackentasche.

Aber die Kompaktheit erfordert in anderen Bereichen durchaus auch Tribut. Der optionale Viewfinder ist eine tolle Erweiterung, die jedoch wiederum mit einer Vergrößerung des Setups einhergeht.

Was die Kamera aus meiner Sicht aber dringend bräuchte, wäre eine interne 10-Bit-UHD-Aufnahme. Aktuell ist man sonst in der Postproduction von UHD-Material zu sehr beschränkt: Die Bildprofile liefern einen relativ geringen Dynamikumfang, ohne Bildprofil, also flach, fällt es schwer, akkurate Farben hinzubekommen.

Kamera, Sigma, fp L, © Sas Kaykha
Für das richtige Projekt, den passenden Workflow und wenn die Kompaktheit entscheidend ist, kann die fp L massiv punkten.

Hat man diese Anforderung nicht, ist die fp L eine wirklich sehr gute Kamera, besonders dann, wenn man ohnehin durchgehend in HD arbeitet: Dann sieht die Sache mit 12-Bit DNG nämlich schon wieder anders aus, denn hier hat man genügend Spielraum in der Post.

Zwar besteht die Möglichkeit, eine externe SSD anzuschließen und damit 4K Raw aufzunehmen, aber dann bringt die kleine Bauform der Kamera meist keinen echten Zugewinn mehr.

Dreht man hinzu noch ohne Crop, so hat man bei schnellen Bewegungen mit starkem Rolling Shutter zu kämpfen, hier hätte ein stabilisierter Sensor etwas Abhilfe schaffen können.

Auf Seiten der Software lässt sich ja auch jetzt schon im Nachhinein einiges ändern,
 ob und wie Sigma noch weitere interne Codecs für die fp L nachliefert, sollte also gut beobachtet werden.

Kamera, Sigma, fp L, © Sas Kaykha
Für das richtige Projekt, den passenden Workflow und wenn die Kompaktheit entscheidend ist, kann die fp L massiv punkten.

Für das richtige Projekt, den passenden Workflow und wenn die Kompaktheit entscheidend ist, kann die fp L massiv punkten — und wenn man sich an die beschriebenen Eigenheiten gewöhnen kann, wird man sie sicher lieben.

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Autor
Sas Kaykha, (Christine Gebhard, Gerd Voigt-Müller)

Bildrechte
Sas Kaykha (14), Sigma (8)

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