Messe, Top-Story: 13.05.2004

NAB2004: HDV kommt

Das alles beherrschende NAB-Thema HD brachte es natürlich auch mit sich, dass das auf DV basierende Consumer-Format HDV eine Rolle im Messegeschehen spielte.

War JVC schon zur vergangenen NAB vorgeprescht, so kündigten während der NAB2004 weitere Hersteller an, dass sie HDV unterstützen wollen. JVC stellte neue HDV-Prototypen vor, auch Sony und Panasonic zeigten erste HDV-Geräte im Planungsstadium. Die Unterstützung von HDV auf der Postproduction-Seite wächst mit neuen Boards und Softwares ebenfalls.

HDV kommt also langsam in Fahrt: Der Standard für Consumer-HD wurde im vergangenen Jahr von Canon, Sharp, Sony und JVC zur Standardisierung eingereicht. Nun haben auch weitere Firmen ihre Unterstützung angekündigt: Ahead Software, Avid, Focus Enhancement, Miranda, Main Concept, NewSoft, Pinnacle, Pixela, Sigma Design sowie Adobe, Canopus und ein paar weitere Unternehmen sitzen nun bei HDV mit im Boot.

Aber zur NAB2004 wurde das Ganze nun noch wesentlich konkreter: Sony zeigte in einer Vitrine am Stand Modelle eines zukünftigen HDV-Camcorders und -Recorders. Auch Panasonic, offiziell noch nicht bei HDV engagiert, zeigte einen Camcorder, der HD mit »long-GOPMPEG-2« bieten soll, was natürlich eine Umschreibung von HDV ist. Der kleine Camcorder von Panasonic soll aber anders als die HDV-Camcorder anderer Hersteller nicht auf Band, sondern auf P2-Speicherkarte aufzeichnen. JVC, als bislang einziger Hersteller schon mit einem lieferbaren HDV-Camcorder am Markt vertreten, zeigte ebenfalls Ausblicke auf Profi-HDV-Geräte.Während Panasonic sich beim Thema HDV bis auf den gezeigten Mock-Up eher schweigsam gab, war über die geplanten Geräte von Sony und JVC mehr zu erfahren.

Die von Sony gezeigten Mock-Ups sind Modelle von bandbasierten HDV-Geräten, deren Entwicklung schon relativ weit gediehen zu sein scheint. Bei Sony plant man eine Anbindung von HDV an die HDCAM-Familie mittels eines Konverter-Produkts. Somit passte HDV auch optimal zum Sony-NAB-Motto »Ride the HD Wave«, als Abrundung der Produkt-Palette am unteren Ende der Preisskala. HDV sieht man bei Sony (auch) als legitimen Nachfolger von DVCAM, einem Format, in dem der Hersteller nach eigenen Angaben bislang 465.000 Einheiten verkauft hat.

Der gezeigte Recorder soll neben HDV und DV auch DVCAM abspielen und aufnehmen können. Das gilt auch für den HDV-Camcorder von Sony, der als 3-CCD-Gerät mit XLRBuchsen und Features wie frei einstellbarem Timecode, aber auch bei der Bauform, durchaus Anklänge an den aktuellen DVCAM-Camcorder DSR-PD170 hat. Der Sony-HDV-Camcorder nutzt laut Hersteller für die Aufzeichnung den 1080i-Standard. Damit unterscheidet er sich in einem wichtigen Punkt vom JVC-HDV-Camcorder-Modell JY-HD10 (Testbericht hier), das nativ maximal 720P-Auflösung bietet.

JVC gewährte einen Ausblick auf seine geplante HDV-Produktpalette und präsentierte den Prototypen eines ENG-Camcorders, der in HDV aufzeichnet. Der Camcorder wird vermutlich die Typenbezeichnung GY-HD7000 erhalten. Er ähnelt von der Bauform den größeren Professional-DV-Camcordern, die JVC im Angebot hat – etwa dem GY-DV5000 (Testbericht hier). Im Inneren des Camcorders arbeitet als Bildsensor ein CMOS-Chip, und zwar der gleiche, den JVC auch in die HD-Kamera KH-F870 einbaut. Aus JVC-Sicht bietet die CMOS-Sensor-Technologie etliche Vorteile, etwa die Möglichkeit, dass sich die Bilder mit unterschiedlichen Auflösungen und Frame-Raten auslesen lassen. Dass es kaum Smear-Effekte gibt und CMOS-Chips zudem vergleichsweise günstig zu produzieren sind, ist natürlich ebenfalls vorteilhaft

Der von JVC als allerdings noch nicht funktionsfähiges Modell vorgestellte HDV-Camcorder GY-HD7000 soll mit den Auflösungen 1080i, 720p und 576i (eventuell auch 576p) arbeiten, zusätzlich aber auch ganz normal in DV aufzeichnen können. Zudem wird der Camcorder laut Hersteller auch mit 24Vollbildern (24P) aufzeichnen können. Er soll Anfang 2005 eingeführt werden, einen Preis nannte JVC noch nicht.

Eine weitere HDV-Neuheit bei JVC ist der geplante Recorder BR-HD60. Das kompakte Gerät ähnelt dem BR-DV6000 (Testbericht hier), es soll in HDV und DV aufzeichnen und wiedergeben können. Für HD-I/O soll die Maschine mit Firewire bestückt sein, zudem soll es als Option auch HD-SDI-Anschlüsse geben. Preis und Lieferstart gab JVC noch nicht bekannt.Schon in Kürze soll dagegen der CU-VH1 verfügbar sein, ein kompakter »Video-Walkman« mit aufklappbarem LC-Schirm, der ansonsten vom Feature-Set stark dem Recorderteil des JY-HD10 ähnelt.

HDV-POSTPRODUCTION
Matrox will im Herbst 2004 ein HD-Board vorstellen. Details darüber verriet der Hersteller zwar noch nicht, aber immerhin nannte Matrox die wichtigsten Eckdaten der neuen HD-Plattform. So soll das geplante Board in der Lage sei, in Echtzeit mehrere Videoströme in 8 oder 10 Bit verarbeiten zu können. Eine Technologie-Demo der neuen Plattform mit unomprimiertem 8-Bit-HD-Material im Zusammenspiel mit Adobe Premiere 1.5 deutete die Leistungsfähigkeit der neuen HD-Plattform an.

Unter anderem soll es bei der neuen Lösung umfangreiche Echtzeit-Funktionalität etwa bei Farbkorrektur, Titling, Geschwindigkeitsänderungen, Blenden und DVEs geben – selbst bei maximaler HD-Qualität von 1080i und 1080P in unkomprimierter Signalform. Matrox sagt über die neue HD-Plattform weiter, dass sie auf der »Power of X«-Technologie basiere, die skalierbare CPU-Power mit der Leistung dedizierter Hardware kombiniere. Man kann mit Sicherheit davon ausgehen, dass die Matrox-Lösung auch HDV unterstützen wird.
Möglicher, von Matrox nicht bestätigter Launch-Termin: IBC2004.

Canopus will das eigene, professionelle Editing-System Edius HD als Komplettsystem anbieten. Es basiert auf der Edius-HD-Echtzeit-Editing-Software, einem HD-Software-Codec und der Canopus I/O-Karte HDRX-E1 in einem leistungsfähigen Desktop-Rechner mit umfangreicher RAID-Speicherbestückung. Das Ganze soll zu einem Nettopreis zwischen 30.000 und 40.000 Dollar angeboten werden und ab Juni 2004 verfügbar sein

Die Karte bietet Ein- und Ausgänge für HD-SDI- wie auch für SDI-Signale. Während des Editings soll das System eine permanente Echtzeit-HD-Preview auf einem angeschlossenen Videomonitor erlauben.

Der HD-Codec des Systems basiert laut Hersteller auf DVCPROHD, arbeitet also mit 720 Zeilen und 100 Mbps Videodatenrate. Der Codec soll aber laut Hersteller auch in der Lage sein, über das HDRX-E1-Board direkt HD-Signale verschiedener Formate auf zu zeichnen. Es soll zudem möglich sein, mit Edius HD unterschiedliche SD- und HD-Auflösungen in der gleichen Timeline zu verarbeiten. Einzige Voraussetzung: Das Material muss die gleiche Frame-Rate aufweisen.

In einer späteren Variante von Edius HD will Canopus einen zweiten, eigenen Codec anbieten: den HQ-Codec. Im Gegensatz zum zunächst verfügbaren Codec, der eine fixe Datenrate vorsieht, soll der HQ-Codec mit einer höheren, variablen Bitrate (voraussichtlich bis etwa 180 Mbps) arbeiten können und damit auch bessere Ergebnisse erzielen. Allerdings wird die Echtzeitfunktionalität des Systems auch im selben Maße sinken, wie die Datenrate steigt. Der HQ-Codec soll auch WM9-kompatibel sein.

Zudem zeigte Canopus in einer Technologie-Demo seinen neuen HD-Codec auch im Zuammenspiel mit Premiere. Die Canopus-HD-I/O-Karten und die Software Premiere Pro 1.5 ermöglichten es dabei, HD-Videoströme zu bearbeiten.

Konkret soll es mit der neuen Canopus-Lösung mit beiden Softwares möglich werden, Material der Formate HD-D5, HDCAM und DVCPROHD zu bearbeiten. Das Besondere dieser Lösung: Dank der Codierung durch den Canopus-HD-Codec schrumpfen die HD-Clips auf 1/7 ihrer ursprünglichen Größe – liefern aber laut Hersteller dennoch die Bildqualität, die der von DVCPROHD- oder HDCAM-Material entspricht: das entspricht in etwa dem von Avid zur NAB2004 neu vorgestellten Konzept, mit einem eigenen Codec, der bei Avid DNxHD heißt, kleinere Files zu erzeugen mit denen man dann schnell und kostengünstig in HD arbeiten kann.

Downloads zum Artikel:

T_NAB04_HDV.pdf