Messe, Top-Story: 29.04.2008

NAB2008-Trend: Hochauflösende Displays, neue Technologien

Flachbildschirme mit HD-Auflösung, die höchsten Qualitätsansprüchen genügen, waren bisher dünn gesät: An echten »Klasse-1«-Monitoren, die zur Bildbeurteilung im Broadcast-Markt taugen, gab es nur wenige Modelle. Noch enger wurde es bei höheren Auflösungen. Zur NAB2008 gab es etliche Neuheiten, auch in neuen Technologien.

Schon seit etlichen Jahren predigen die Hersteller HD, doch erst nach und nach schließen sich die Lücken bei den in der Praxis notwendigen HD-Produkten. Zur NAB2008 gab es nun etliche vielversprechende Neuheiten im Display-Bereich zu sehen, wo das obere Ende der Qualitätsskala noch ziemlich blank lag: Nun kommen auch immer mehr Monitore und Sucher in höchster Qualität.

Displays

Noch vor einem Jahr wähnte sich Sony als einziger Hersteller, der mit dem BVM-L230 einen Referenz-Monitor auf LCD-Basis präsentieren konnte, der eine ähnliche Qualität in der Farb- und Kontrastwiedergabe sowie in der Bewegungsdarstellung erreichte, wie das Broadcast-Röhrenmonitore bieten, die schon länger nicht mehr hergestellt werden und nun langsam aber sicher aussterben. Das mit der Alleinstellung stimmte zwar nicht ganz, aber Sony war zumindest der einzige große Hersteller, der ein solches Produkt anbieten konnte. Die wichtigsten Eckdaten des Monitors waren seine native HD-Auflösung von 1.920 x 1.080 Pixel, das neu entwickelte Precision-Backlight-System, das für hohe Farbstabilität sorgen sollte, sowie ganz generell die Signalverarbeitung, die sich unter anderem durch 12-Bit-Präzision und einen neuen I/P-Scan-Algorithmus auszeichnet. Das Gerät und die damit erreichte Bildqualität stießen auf großen Anklang — ganz im Gegensatz zum Netto-Listenpreis von gut 21.000 Euro, den Sony angesetzt hatte.

Zur NAB2008 traten nun auch kostengünstigere Alternativen in der Referenzklasse an: So präsentierte die deutsche Firma Tamuz nun ebenfalls einen neuen »Klasse-1«-Referenzmonitor auf LCD-Basis. Der RLM 124W HD weist eine 24-Zoll-Bilddiagonale auf und kann alle gängigen SD- und HD-Formate darstellen. Er entspricht laut Hersteller den Anforderungen der EBU-Empfehlung R3320. Demnach eignet sich der Monitor für höchste Ansprüche, besonders beim Einsatz in der Postproduktion, in Senderegien oder im Telecine-Bereich. Als Besonderheit hebt der Hersteller neben den zahlreichen Eingängen (SD-/HD-SDI, HD-LDL, analog Video und VGA) die geringe Leistungsaufnahme von nur 70 W und das besondere Backlight-System hervor, das auf einer Kaltlichtlampe basiert. Es ermöglicht laut Tamuz die Reproduktion des EBU-Farbraums bei einer nominalen Helligkeit von 80 cd/qm und einem Kontrast von 1.100:1. Weiter hebt Tamuz die Schwarzwiedergabe des Geräts hervor. Der neue HD-LCD-Monitor ist zudem mit einer Funktion ausgerüstet, die ein automatisches Kalibrieren ermöglicht — in Kombination mit den Tamuz-Kalibriersystemen PM5639T oder K10T. Laut Tamuz habe man sich bei dem Monitor bewusst gegen ein modulares Konzept entschieden, bei dem nahezu alle Eingänge als kostenpflichtige Option angeboten werden. Die Standardversion des Monitors umfasst demnach drei SD-/HD-SDI-Eingänge. Die einzige Option für den Monitor besteht darin, dass der Kunde wählen kann, ob ein weiterer Dual-Link- oder 3-Gbps-Eingang integriert werden soll. Tamuz liefert den Monitor inklusive zweier Frontmasken und eines Standfußes zum Netto-Listenpreis von 12.000 Euro aus.

Barco zeigte ebenfalls einen neuen LCD-Referenzmonitor, der die EBU-Spezifikationen erfüllt: den RHDM-2301. Das Gerät soll noch in diesem Jahr ausgeliefert werden. Während der NAB2008 war ein Prototyp zu sehen. Der 23-Zoll-Monitor bietet eine native Auflösung von 1.920 x 1.080 Pixel, einen 16-Bit-Prozessor und ein 10-Bit-Display, das als Besonderheit mit 100 oder 120 Hz getaktet ist und ein »Scanning Backlight« aufweist. Die Hintergrundbeleuchtung des Schirms ist demnach nicht auf flächiges Dauerlicht geschaltet, wie bei »normalen« LCD-Schirmen, sondern arbeitet mit einem getakteten Licht. Das ist laut Barco einer der Hauptgründe dafür, dass der Schirm auch schnelle Bewegungen ohne Nachzieheffekte und im Monitor erzeugte Bewegungsunschärfe darstellen kann, wie sie LCD-Panels oft aufweisen. Die Bewegungswiedergabe entspricht laut Barco der eines Röhrenmonitors. Der Schirm lässt sich auf verschiedene Darstellungscharakteristiken umschalten, er kann einen Interlace-Röhrenmonitor simulieren, aber auch eine progressive Bildröhre oder eben ein LC-Display.

Barco betont die gute Schwarzwiedergabe des Schirms und weist darauf hin, dass ein integrierter Sensor in der Ecke des Displays eine permanente Kontrolle der Wiedergabequalität und eine laufende Rekalibrierung erlaube.

Der Barco-Monitor kann zwei Inputs gleichzeitig verarbeiten (HD-SDI, SDI, DVI, 3 Gbps) und bietet eine Splitscreen-Darstellung um die Signale direkt und detailliert vergleichen zu können. Barco hebt darauf ab, dass der Schirm auch sehr kritische Farben und Motive souverän wiedergeben könne, etwa Schwarz- und Grauskalierungen sowie Pastelltöne. Weiter sei der Monitor sehr robust ausgeführt und könne auch unterschiedliche Temperaturen sehr gut verkraften. Barco peilt für den RHHDM-2301 einen Netto-Listenpreis von rund 20.000 Euro an und als Lieferstart den November 2008.

Weitere interessante Technologie-Demos im Display-Bereich waren von Field Emission Technologies (FET) zu sehen. Das japanische Unternehmen wurde Ende 2006 von Sony und einem Investor gegründet und entwickelt seither neue Monitore auf der Basis von FED. Die selbstleuchtenden Displays zeichnen sich dadurch aus, dass sie selbst schnelle Bewegungen ohne Unschärfe darstellen können und aus extremen Blickwinkeln noch gut sichtbare Bilder darstellen. FET hält die Bildqualität der eigenen Display-Technik für ebenbürtig zu der von Bildröhren und scheut auch den Direktvergleich nicht. Tatsächlich war die Bewegungsunschärfe der gezeigten Prototypen sehr viel geringer als bei den meisten anderen LED-Schirmen und sehr röhrenähnlich. Die Schirme können laut Hersteller die EBU-Spezifikationen leicht erfüllen und bieten eine präzise einstellbare Gamma-Charakteristik und hohe Schärfeleistung. Laut FET kommen bei den Monitoren, die als Interlace-Displays ausgeführt sind, EBU-Phosphore zum Einsatz und die Displays bieten als selbstleuchtende Monitore eine deutlich geringere Leistungsaufnahme als klassische LED-Schirme mit Hintergrundbeleuchtung.

Auch Ikegami zeigte am Stand erste Studien von FED-Monitoren, die zur NAB2009 serienreif als Produkte gezeigt werden sollen. Diese Schirme entsprechen laut Hersteller den EBU-Spezifikationen. Ikegami weist auch besonders auf die Vorteile der FED-Schirme in der Schwarzwiedergabe hin. Ikegami plant zunächst einen 17- und einen 20-Zoll-Schirm, die in der Preisregion jenseits von 10.000 Euro angesiedelt sein sollen.

Ein ähnliches Verfahren wie FED entwickeln übrigens auch Toshiba und Canon unter dem Begriff SED (Surface Conduction Electron Emitter Display). Aufgrund diverser Patentstreitigkeiten gibt es allerdings noch keine fertigen Produkte.

Sucher

Sony präsentierte am Stand den ersten OLED-Sucher, den das Unternehmen ins Programm der Professional-Abteilung aufgenommen hat. Der Sucher basiert auf dem extrem flachen, selbstleuchtenden 11-Zoll-Consumer-Display XEL-1, das Sony bislang nur in Japan anbietet (weil die Fertigungskapazität derzeit nur rund 2.000 Geräte pro Monat hergibt). Die Helligkeit erreicht laut Hersteller 200 cd/m². Das eigentliche Display ist nur 3 mm dick, die Lebensdauer gibt Sony mit 30.000 Stunden an.

Der Sucher HDVF-EL100 überzeugt auf den ersten Blick durch extrem hohen Kontrast und gute Farbwiedergabe, weiter hebt der Hersteller die robuste Ausführung hervor. Die native Auflösung des Suchers beträgt 960 x 540 Pixel (exakt wie beim XEL-1). Sony gibt den ungefähren Preis des Suchers mit rund 10.000 Euro an, was hingegen deutlich über der Consumer-Version liegt, die für rund 1.200 US-Dollar angeboten wird.

Auch P+S Technik zeigte als Zubehör für die SI-2K-Kamera einen OLED-Sucher (siehe Videoreport).

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