Branche, Restaurierung: 18.09.2006

»Berlin Alexanderplatz« wird digital restauriert

In einer Kooperation zwischen der Rainer Werner Fassbinder Foundation (RWFF) und der Bavaria Media GmbH wird »Berlin Alexanderplatz« mit großem Aufwand restauriert. Die TV-Serie gilt als zentrales Lebenswerk des deutschen Regisseurs.

2007 ist das 25. Todesjahr des Filmregisseurs Rainer Werner Fassbinder (1945 – 1982), der als bedeutendster deutscher Nachkriegs-Filmemacher gilt. Das ist Anlass für eine Rückschau auf sein Filmschaffen und deshalb soll bis dahin auch Fassbinders fünfzehneinhalbstündiges Monumentalwerk »Berlin Alexanderplatz« restauriert werden. Fassbinder arbeitete für Kino und Fernsehen gleichermaßen: Die auf 16-mm-Film gedrehte TV-Produktion »Berlin Alexanderplatz« kann aber in ihrer ursprünglichen Fassung derzeit nicht mehr vorgeführt werden.

Unter der künstlerischen Leitung des damaligen Kameramannes Xaver Schwarzenberger, der Herstellungsleitung von Dieter Minx, seinerzeit Produktionsleiter, und unter der Gesamtleitung der damaligen Cutterin und heutigen Präsidentin der RWFF Juliane Lorenz, wird das über 900 Minuten umfassende 16-mm-Material digital aufbereitet. Ziel ist es dabei, die ursprünglich intendierte Wirkung zu rekonstruieren.

Die Kulturstiftung des Bundes unterstützt die RWFF bei dem Restaurierungsprojekt mit bis zu 450.000 Euro. Weitere Förderer dieses Mammutprojekts sind die Filmstiftung Nordrhein-Westfalen, das Medienboard Berlin-Brandenburg, sowie German Films mit Unterstützung durch das Museum of Modern Art New York und die RWFF selbst. Bavaria Film International übernimmt den Weltvertrieb der rekonstruierten Fassung.

Das nach neuestem Stand der Technik erfolgende Digital Remastering wird in einer Gemeinschaftsarbeit der Postproduktionsspezialisten Arri und Cinepostproduction realisiert, die das 14-teilige und ursprünglich als TV-Serie konzipierte Werk »Berlin Alexanderplatz« im 2K-Scan-Verfahren und mit digitaler Einzelbildretusche zur Auswertung auf DVD und (HD)TV, aber auch für Festival-Sonderaufführungen und Event-Veranstaltungen aufbereiten. Die Restaurierung des Werkes soll Anfang 2007 abgeschlossen sein.

Die groß angelegten Dreharbeiten zu »Berlin Alexanderplatz« dienten der Verfilmung des gleichnamigen Romans von Alfred Döblin im Auftrag von Westdeutschem Rundfunk (WDR) und Radiotelevisione Italiana (RAI). Sie wurden von der Bavaria Atelier GmbH durchgeführt und fanden zwischen Juni 1979 und April 1980 an Originalschauplätzen in Berlin, sowie in den Bavaria Studios in Geiselgasteig statt. Als Kameramann fungierte der später auch als Regisseur tätige Xaver Schwarzenberger (»Schtonk!«, »Margarete Steiff«). Die TV-Serie wurde unmittelbar nach ihrer Fertigstellung außer Konkurrenz beim Internationalen Filmfestival in Venedig gezeigt. Die anschließende ARD-Ausstrahlung ab 12. Oktober 1980 sorgte bereits nach den ersten Episoden für ebenso intensiven wie kontroversen öffentlichen Gesprächsstoff sowie für eine begeisterte Resonanz bei der nationalen und internationalen Filmkritik.

Im Roman wie im Film »Berlin Alexanderplatz« muss sich der tragische Held, der Ex-Zuchthäusler Franz Biberkopf, als »kleiner Mann« in der verwirrenden Metropole Berlin bewähren. Die Hauptrollen in der TV-Serie spielten Günter Lamprecht (Franz Biberkopf), die Fassbinder-Muse Hanna Schygulla (Eva), Barbara Sukowa (Emilie »Mietze« Karsunke) und Gottfried John (Reinhold Hoffmann).