Branche: 09.02.2011

RTL: »Hindenburg« setzt Zeichen

Am 6. und 7. Februar 2011 zeigte RTL mit dem Zweiteiler »Hindenburg« seine bisher teuerste und aufwändigste Eigenproduktion. Komplett in englischer Sprache produziert, zielt der Zweiteiler — nach ordentlicher Quote bei der TV-Premiere in Deutschland — nun auf den internationalen Markt.

Der Fernsehfilm in zwei Teilen basiert auf dem Brandunglück des Luftschiffs Hindenburg im Jahr 1937, bei dem sich der Stolz der deutschen Luftschifffahrt während der Landung im amerikanischen Lakehurst in ein flammendes Inferno verwandelte.

Die »Hindenburg« wurde schon öfter mal als »Titanic der Lüfte« bezeichnet — und so lässt sich vielleicht auch das TV-Rührstück charakterisieren, das von Kamerapreisträger David Slama unter der Regie von Philipp Kadelbach ins Bild gesetzt wurde: Die Produktion ist als zweiteiliger TV-Unterhaltungsfilm angelegt, der nicht den Anspruch erhebt, die Ereignisse historisch exakt nachzuzeichnen. Vielmehr nutzt der Film das historische Ereignis (siehe Video am Textende) als Hintergrundfolie für einen Spielfilm inklusive Liebesgeschichte, Action und Bombe-an-Bord-Thrill.

Mit internationaler Starbesetzung und einem Rekordbudget von über zehn Millionen Euro ist »Hindenburg« die aufwändigste Produktion in der Geschichte von RTL — und das stattliche Budget kann man auch in der Ausstattung und in den im Computer generierten Teilen des Films durchaus positiv erkennen. 7,84 Millionen Zuschauer haben bei der Erstausstrahlung den ersten Teil der RTL-Produktion »Hindenburg« gesehen, was einem Marktanteil von 20,9 % entspricht. Der zweite Teil erreichte mit sieben Millionen Zuschauern 20,4 % Marktanteil.

»Hindenburg« wurde durch TeamWorx in Koproduktion mit RTL und Eos Entertainment realisiert, gefördert von der Filmstiftung Nordrhein-Westfalen, dem FilmFernsehFonds Bayern, mit Unterstützung des Media Programms der Europäischen Union, des ORF und Pixomondo Visual Effects.

Der RTL-Trailer für »Hindenburg« gibt einen kurzen Eindruck. Auf http://rtl-now.rtl.de/hindenburg.php steht der Film zudem für eine begrenzte Zeit auch online zur Verfügung.

Der Film zeigt den Traum vom schwebenden Reisen mit allem Komfort und Luxus auf der einen, aber auch den dafür nötigen, immensen Aufwand auf der anderen Seite: Die »Hindenburg« entsprach in der Länge der Titanic, konnte aber gerade einmal 50 Passagiere befördern. Zum Start und zur Landung wurden Hundertschaften als Haltemannschaften benötigt und beinahe auf jeden Passagier kam ein Besatzungsmitglied. Diese Dimensionen bildlich umzusetzen und für den Zuschauer spürbar zu machen, war eine der Herausforderungen bei dieser Produktion.

Eine Besonderheit der Dreharbeiten für »Hindenburg« besteht darin, dass auch umfangreiche Kulissen gebaut wurden. Bei der Ausstattung wurde im Unterschied zur Handlung hohe Realitätstreue angestrebt. Das wurde von der MMC Ausstattung umgesetzt, die Teile des Luftschiffs in Originalgröße nachbaute. Aufwändig hergestellte Digitaleffekte ergänzen im Film die Illusion des größten je gebauten Luftfahrzeugs und seiner Zerstörung.

Bereits Anfang April 2009 starteten Produktionsdesigner Benedikt Herforth und sein Team mit der Szenenbildplanung, die ersten Baumaßnahmen in den MMC Studios begannen Mitte August. Zunächst musste der Zeppelin dramaturgisch verortet werden, mit anderen Worten: In welchem Teil des Luftschiffs sind die einzelnen Szenen überhaupt darstellbar? Wie kann man dem Zuschauer in dem riesigen Luftschiff Orientierung geben?

In enger Absprache mit Regisseur Philipp Kadelbach wurden die schließlich entwickelten Set-Entwürfe verfeinert, bevor im Juni mit den eigentlichen Bauvorbereitungen begonnen werden konnte. Um sicherzustellen, dass die gebauten Kulissen später mit den digitalen Bildelementen zusammenpassen, bedurfte es bereits während des Drehs ausgiebiger Absprachen mit der Abteilung des VFX-Supervisors Denis Behnke vom Stuttgarter Animationsunternehmen Pixomondo, wo die Computerbilder des Films entstanden.

Das erste Set war die Führergondel der »Hindenburg«. Am 21. und 22. September 2009 entstanden im MMC Studio 41 in Köln die ersten Bilder vor Greenscreen, auf der von der MMC-Ausstattung gebauten Führergondel mit der Brücke des Zeppelins. Vor dem Greenscreen wurden darüber hinaus Szenen auf der Dachhaut des Zeppelins und an der hinteren Einstiegsluke des Luftschiffs an der Heckflosse gedreht.

Weiterhin wurden von der MMC-Ausstattung diverse SFX-Sonderbauten im MMC Studio 41 realisiert. Auch die Passagierkabinen wurden hier aufgebaut und gedreht – im Studio eine besondere Herausforderung im Hinblick auf die realen Explosions- und Brandszenen.

Vom 23. bis 30. September 2009 wurden dann im ehemaligen Flughafen Butzweilerhof bei Köln, der in den 30er und 40er Jahren einer der bedeutendsten Luftverkehrsknotenpunkte Deutschlands war, Szenen gedreht, die am Terminal und beim Boarding der Passagiere am damaligen »Weltflughafen für Luftschiffe« in Frankfurt am Main spielen.

Der Dreh wurde dann vom 5. bis 9. Oktober 2009 auf dem ehemaligen Militärflugplatz Hopsten-Dreierwalde in Hörstel fortgesetzt: Die 10 m  lange, 5 m hohe und 5 t schwere Gondel, die zuvor per Schwerlasttransport vom MMC Studio 41 zum Flugplatz gebracht worden war, hob dabei an einem Kran hängend mitsamt den Darstellern ab. Weitere von der MMC-Ausstattung gebaute Elemente des Luftschiffs wurden ebenfalls am Flugplatz eingesetzt, so etwa einen Teil des Panoramadecks in der Originalhöhe von sechs Metern, die beiden Gangways, über die die Passagiere an Deck gingen, und die 14 m lange Heckflosse mit der Einstiegluke.Trotz der stattlichen Größe der Kulissen konnten diese nur ein Bruchteil der Realität repräsentieren, denn die echte Heckflosse war dreimal so lang und doppelt so hoch wie der Teilnachbau — der Rest wurde am Computer generiert.

Ebenfalls in Hopsten wurden die Absturzszenen mit dem großen Brand gedreht. Hierbei lieferte die MMC-Ausstattung das Absturzgestell des zertrümmerten und ausgebrannten Zeppelins, aus dem sich die Protagonisten retten.

Die anschließenden Dreharbeiten in Bayern dauerten vom 13. bis 24. Oktober und fanden zum großen Teil im Schloss Faber-Castell in Stein bei Nürnberg statt: Die ungewöhnlich gut im Originalzustand erhaltene Außen- und Innenarchitektur sowie die kostbare und künstlerisch wertvolle Ausstattung des Interieurs stellten die ideale Kulisse sowohl für das van Zandtsche Herrenhaus in New York dar, als auch für das Konsulat der Vereinigten Staaten von Amerika in Frankfurt am Main.

Von den insgesamt 13 Drehwochen entfielen allein sieben auf den Standort Coloneum der MMC in Köln-Ossendorf, die Dreharbeiten liefen vom 3. November bis 15. Dezember 2009. Das MMC Studio 53 verfügt mit einer Deckenhöhe von 23 m über ausreichend Höhe, um auch das höchste Set der Produktion »Hindenburg« unterzubringen: den Nachbau eines Rumpfsegments im Maßstab 1:1. Das große Wasserstoffgas-Kammersegment wurde inklusive Stegen sowie Verbindungs-/Versorgungsleitern in Originalgröße nachgebaut. Mit 18 m Höhe und 15 m Breite war dieses Set besonders beeindruckend. Das Ganze war voll begehbar und wurde auch für verschiedene Action-Szenen inklusive der Explosionen und Brandeffekte genutzt.

Beim zweiten Set im 2.000 qm großen MMC Studio 53 handelte es sich um die Heckflosse des Zeppelins. Insbesondere die Konstruktion des 30 m langen Hecks der »Hindenburg« bezeichnet Hendrik Labuhn, Projektkoordinator Film der MMC, als besondere Herausforderung: »Da in diesem Abschnitt Action-Szenen mit aufwändigen Feuereffekten stattfinden sollten, war der Bau der mit 15 m sehr hohen, aber relativ schmalen Heckflosse besonders anspruchsvoll in Hinblick auf Tragfähigkeit und Sicherheit. Ich habe die eine oder andere schlaflose Nacht verbracht, aber schließlich konnten wir auch diese Aufgabe meistern und sind
stolz auf das Endprodukt.«

Das Highlight der Bauten im MMC Studio 53 war sicherlich das Passagierdeck, das inklusive Treppenhaus, Gängen und Nebenräumen rekonstruiert wurde. Das komplette Passagierdeck war hydraulisch bis zu 45 Grad neigbar, so dass die letzten Momente der »Hindenburg« im Studio realistisch dargestellt werden konnten.

Um die filmischen Anforderungen und Gestaltungswünsche zu befriedigen, wurden beim Bau der Kulisse auch Abweichungen vom Original umgesetzt: Der Speisesaal der »Film-Hindenburg« ist größer als es das Original war, außerdem wurden im Original nicht vorhandene, größere Außenkabinen gebaut, die wesentlich besser bespielbar und interessanter beleuchtbar waren. Auch beim Raucher- und Gesellschaftssalon wurden Änderungen umgesetzt, die aber teilweise in anderen Luftschiffen so realisiert waren, wie sie nun im Film zu sehen sind.

Highlight unter den Frachtgutstücken an Bord der »Hindenburg« war ein historisches Auto, wie es tatsächlich auch einige Male an Bord des Originalluftschiffs transportiert worden war. Der Wagen hing dabei bei den Dreharbeiten wie damals in Seilen zwischen den Gitterträgern.

Henrik Labuhn, der mit seinem bis zu 50-köpfigen Team von der MMC-Ausstattung die kompletten Bauten der »Hindenburg« realisierte, ist im Rückblick auf das Projekt immer noch fasziniert vom Umfang und der Qualität des Projekts: »Für uns war die »Hindenburg« ein tolles und ein sehr arbeitsreiches Projekt. Hier konnten wir wirklich zeigen, was wir zu leisten im Stande sind. Ich denke, das Endprodukt spricht für sich und wir sind stolz, einen Beitrag dazu geleistet zu haben. Ohne die hervorragende Zusammenarbeit mit Produktionsdesigner Benedikt Herforth, Art Director Uwe Stanik und Herstellungsleiter Stefaan Schieder wäre dies jedoch nicht möglich gewesen, wofür ich mich an dieser Stelle nochmals bedanken möchte.«

Der RTL-Trailer für »Hindenburg« gibt einen kurzen Eindruck. Auf http://rtl-now.rtl.de/hindenburg.php steht der Film zudem für eine begrenzte Zeit auch online zur Verfügung.