Branche, Broadcast, Top-Story: 23.03.2013

Wahlberichterstattung: Mixed Solution

Wahlen gehören zu den aufwändigen Live-Events im TV-Bereich und in diesem Jahr stehen gleich mehrere davon an. Die Landtagswahl in Niedersachsen bildete den Auftakt des »Super-Wahljahrs« in Deutschland. Der Norddeutsche Rundfunk produzierte die Wahl für Das Erste/ARD und regional für das NDR Fernsehen. Dabei galt es einige besondere Herausforderungen bewältigen: So musste etwa im SD-/HD-Mischbetrieb gearbeitet werden und unter diesen Rahmenbedingungen den Cuttern Live-Feeds wie auch EB-Material zeitnah zur Verfügung gestellt werden. film-tv-video.de sprach vor Ort mit einigen Verantwortlichen des Produktionsteams.

In Deutschland finden am 22. September 2013 Bundestagswahlen statt und zudem werden 2013 vier Länderparlamente gewählt. Den Auftakt machte Ende Januar die Wahl in Niedersachsen. Weil die Wahlergebnisse in den Ländern natürlich über den Bundesrat und durch parteiinterne Verflechtungen auch bundesweite Wirkungen entfalten, ziehen die Landtagswahlen bundesweites Interesse auf sich — und diesem Jahr wird jeder Wahl in den Ländern auch zusätzlich Signalwirkung für die Bundestagswahl zugesprochen.

Entsprechend hoch war das bundesweite Interesse an der Niedersachsenwahl 2013. Der NDR realisierte für die ARD die Produktion in Hannover und produzierte zudem das regionale Programm für das NDR Fernsehen.

Für die ARD-Produktion war der NDR-HD-Ü-Wagen Ü1 vor Ort in Hannover, den der NDR seit nunmehr drei Jahren betreibt. Die SD-Produktion fürs Regionalprogramm realisierte der NDR mit dem SD-Ü-Wagen Ü3.

Ole Clausen, Technischer Leiter des NDR und verantwortlich für die Produktion, erläutert, dass eine der Herausforderungen darin bestand, die gemischte Produktion in SD und HD zu realisieren: »Das NDR-Studio haben wir in SD, das ARD-Studio in HD betrieben. Den kompletten Schnitt-, Aufzeichnungs- und MAZ-Komplex haben wir hingegen komplett in SD aufgesetzt.

Rahmen der Wahlberichterstattung

Im Landtag in Hannover betrieben mehrere Sender ihre Wahlstudios: der NDR war sowohl mit einem Studio für die regionale NDR-Berichterstattung wie auch mit dem ARD-Studio vertreten. Ebenso berichtete auch das ZDF live aus dem Landtag.

Ole Clausen erläutert, dass der NDR schon am Samstag vor der Wahl mit dem Landesmagazin »Hallo Niedersachsen« aus Hannover berichtet habe. Diese Sendung wird normalerweise aus dem Landesfunkhaus Niedersachsen in Hannover übertragen, wurde aber wegen der Wahl in den Landtag verlegt.

Im ARD-Studio begann die eigentliche Berichterstattung hingegen erst am Wahl-Sonntag um ca. 17.45 Uhr mit ersten Stimmungsbildern und dann mit der Prognose um 18.00 Uhr. Dann werden im Rahmen einer Live-Sendungen Prognosen, Hochrechnungen und erste Interviews präsentiert, Höhepunkt der Wahlberichterstattung ist aber die traditionell nach den 20.00 Uhr-Nachrichten eingeplante, berühmte »Elefantenrunde«, in der die Köpfe der Parteien üblicherweise viel reden und oft wenig sagen. Zusätzlich gibt es im Verlauf des Abends natürlich auch noch zahlreiche Zuspielungen für Tagesschau und Tagesthemen. Bei der regionalen NDR-Berichterstattung war der Ablauf des Wahlabends ganz ähnlich angelegt. Erstmalig berichteten NDR und ARD auch am Montag nach der Wahl noch live aus dem Landtag: die ARD mit Zahlen ab 9.00 Uhr und das NDR Fernsehen mit einer Live-Sendung um 11.00 Uhr.

Studios, Fraktionen

Im ARD-Studio dominierte – wie meistens bei Wahlen – der große Moderationstisch, in den dieses Mal ein Wahlkreuz integriert war. Neben Moderatoren und Studiogästen waren auch die Infratest-Dimap-Wahlforscher im Studio aktiv, die Grafiken der aktuellen Prognosen und Ergebnisse zulieferten. Ein Team der Infratest-Dimap-Wahlforscher setzte diese Ergebnisgrafiken direkt vor Ort im Landtag um, wobei die Layout-Fragen natürlich lange vorher abgesprochen waren. »Dieses Signal lag in HD vor und wurde über Glasfaser an die Ü-Wagen-weitergegeben.«, erläutert Ole Clausen und ergänzt: »Das Infratest-Dimap-Signal war mit einem zweiten Scan-Konverter abgesichert, denn letztlich sind wir alle wegen der Wahlergebnisse und dieses zentralen Signals hier – daher die mehrfache Absicherung«, sagt Clausen.

Ein wichtiges Element im Studio war ein 86-Zoll-Touchpanel von Panasonic, das in einem Rahmen der Lang AG untergebracht war. Auf diesem Panel waren die Infratest-Dimap-Grafiken mit den jeweils aktuellen Ergebnissen zu sehen.

Touchpanels spielen bei Wahlen mittlerweile eine große Rolle, und für die ARD oblag es Jörg Schönenborn, die Grafiken per Wisch- und Tastgesten abzurufen. Die Kölner Firma Incas lieferte die Technik für das Touchpanel, das so aufgebaut und installiert war, dass Techniker eingreifen konnten, wenn der Moderator bestimmte Grafiken nicht auf Anhieb aufrufen konnte. »Mittlerweile sind die Moderatoren damit aber so versiert, dass wir kaum noch korrigierend eingreifen«, so die Techniker von Icas.

Mit einem Gewicht von rund 500 kg lässt sich der große Touch-Monitor allerdings nicht immer leicht integrieren: »Wir hatten auch schon den Fall, dass die Belastbarkeit der Böden nicht ausgereicht hat, sodass wir den Monitor zum Beispiel im Schloss Schwerin nicht aufbauen konnten« berichtet Ole Clausen.

Im ARD-Studio waren neben den drei HD-Kameras auf Pumpstativen auch eine Drahtlos-Kamera, sowie erstmalig auch eine Deckenkamera im Einsatz. Eine zweite HD-Drahtloskamera fing Bilder der vorfahrenden Kandidaten und deren Eintreffen im Foyer des Landtags ein.

Ein weiteres Element im Studio war das Crawl-Band. »Diese Einrichtung ist letztlich historisch gewachsen und für den Zuschauer zuhause gar nicht zu sehen«, beschreibt Ole Clausen: Das Crawl-Band zeigt lediglich den Studiogästen die Zahlen der jeweils aktuellsten Hochrechnung. »Auf diese Weise können jene Kandidaten, die vor 20.00 Uhr im Studio sind, topaktuell auf Trends und Tendenzen bei den Wahlergebnissen reagieren.«

In direkter Nachbarschaft zum ARD-Studio befand sich das NDR-Regionalstudio. Hier waren ausschließlich vier SD-Kameras auf Quattro-Pumpstativen aus dem NDR-Bestand im Einsatz. »In diesem Studio hatten wir etwas mehr Platz, sodass wir auch unsere 24fach-Optiken verwenden konnten«, erläutert Ole Clausen. Im NDR-Set waren auch neue, besonders farbstabile LCD-Monitore installiert. Das spielte deshalb eine wichtige Rolle, weil sich der Farbverlauf der Studiodeko auf den Monitoren fortsetzt: »Wenn diese Monitore nicht farbstabil sind, sieht das grauenhaft aus«, so Clausen. Auf den Monitoren, die von den Ü-Wagen aus schaltbar waren, konnten auch die Schalten zu den Außenstellen dargestellt werden. Und natürlich saßen auch im NDR-Studio Infratest-Dimap-Mitarbeiter, die für den NDR die aktuellen Zahlen im NDR-Layout zulieferten.

Fraktionen, Wahlparty

Zusätzlich zu den beiden Studios betrieben ARD und NDR auch Setups in den Fraktionsräumen im Landtag. Üblicherweise deckt jeder der großen Sender eine der Fraktionen ab und betreut diese schwerpunktmäßig.

»Zusätzlich gibt es in den Fraktionen auch noch eine neutrale Pool-Kamera-Position, deren Signal von den jeweils anderen Sendern mitgenutzt werden kann«, erläutert Ole Clausen. Die Kameras waren per Glasfaser an die Ü-Wagen vor Ort angebunden.

Weitere Elemente der Berichterstattung waren die Beiträge von den Wahlpartys der einzelnen Parteien. Hierfür waren zehn SNG-Teams in der Landeshauptstadt unterwegs. »Die externen Teams lieferten SD-Material an«, berichtet Ole Clausen. Das Material der SNG-Fahrzeuge wurde per Telekom-Downlink beim HD-Fahrzeug des NDR eingespeist und dann fürs HD-Fahrzeug hochkonvertiert –  oder aber in SD ans SD-Fahrzeug weitergereicht. Teile der NDR-SNG-Fahrzeuge sind zwar schon auf HD ausgelegt, doch auch sie produzierten in SD. Ole Clausen erläutert: »Der Ü3 ist immer noch auf SD ausgelegt und wird auch noch bis zum Jahr 2016 im Betrieb sein. Solange werden wir weiter im Mischbetrieb fahren müssen.«

Ü-Wagen-Produktion

Ü-Wagen-Leiter Ulrich Flug urteilt, dass es vor allem die parallele SD/HD-Produktion ist, die eine Produktion wie die der Landtagswahl in Hannover sehr komplex macht: »Bei einer Wahl haben Sie von Haus aus schon sehr viele externe Signale, die Sie zusätzlich zum Standardumfang berücksichtigen müssen – beispielsweise von den Bundespolitikern aus der Hauptstadt Berlin. Zusätzlich haben wir aber noch die Herausforderungen, dass bei uns ein Fahrzeug in HD und das andere in SD produziert. Und das heißt ganz einfach, dass wir alle Signale doppelt vorhalten müssen – was nicht nur von der Verkabelung her, sondern auch vom Vorhalten von Wandlern, Up- und Downkonvertern und vielem weiterem, einfach das Doppelte dessen bedeutet, was wir verarbeiten müssten, wenn ausschließlich in SD oder HD produziert würde«.

Ingo Clementsen, Ü-Wagen-Leiter des SD-Fahrzeugs des NDR, ergänzt, dass es auch für die Kameraleute eine große Herausforderung ist, im Doppelbetrieb fürs SD- und HD-Fahrzeug zu arbeiten: »Da die Kameras ja von beiden Fahrzeugen genutzt werden, muss der Kameramann kommandoseitig immer richtig versorgt werden und immer wissen, für welches Fahrzeug er gerade zuliefert.« Die Kommandoanlage korrekt zu programmieren, gehört ohnehin zu einer der großen Herausforderungen bei einer Wahl, weil hier einfach sehr viele Teilnehmer berücksichtigt werden müssen.

Das HD-Fahrzeug musste in Hannover 15 Kameras von den Studios und Fraktionen, sowie Signale von sieben Wahlparties, Infratest-Dimap- und Crawl-Grafiken sowie die Versorgung für den Touchscreen bewältigen. Die HD-Signale waren via Glasfaser angebunden, die Verbindung zwischen HD- und SD-Fahrzeug realisierter der NDR klassisch mit Kupferkabel.

Konzept der ARD-Wahlberichterstattung

Die Wahlberichterstattung wurde in den vergangenen Jahren immer anspruchsvoller umgesetzt. Lutz Braune vom RBB hat gemeinsam mit dem ARD-Wahlen-Team um Jörg Schönenborn das Konzept der ARD-Wahlberichterstattung entwickelt und setzt es mit den jeweiligen lokalen Teams bei den Landtagswahlen wie in Niedersachsen um. »Wir bringen gewissermaßen den Schuhkarton mit, und die Kollegen des jeweiligen Senders liefern das schöne Paar Schuhe dazu«, beschreibt Braune die Idee des ARD-einheitlichen Konzepts für die Wahlberichterstattung der Länder.

Herausforderungen für die Fernsehmacher sieht Braune darin, dass bei Wahlen letztlich nur wenig geplant und nichts wiederholt werden kann: »Da hat man nun mal die Situation, dass man kurz vor 18.00 Uhr nur mutmaßen kann, in welche Richtung sich der Abend entwickeln wird, denn abhängig vom Wahlergebnis geht es eben in die eine oder in eine ganz andere Richtung.«

Für die Teams vor Ort bedeutet dies, extrem flexibel reagieren zu müssen – und das wiederum spiegelt sich auch in der Technik wider, die mittlerweile im Einsatz ist. Braune resümiert: »Vor 20 Jahren hatten wir fünf Kameras, vielleicht noch zwei Kameras im Landtag und zwei irgendwo draußen. Heute liegen wir schon in der Grundausstattung bei deutlich über 20.«

Doch auch an anderer Stelle gibt es durch die Technik ausgelöste Veränderungen, die große Auswirkungen auf die Produktion haben. Braune nennt hier insbesondere die Server-Technologie, die zeitversetztes Arbeiten ermöglicht, aber eben auch viele Grundsatzfragen aufwirft: »Auf der einen Seite bietet die Server-Aufzeichnung die Möglichkeit, den Ablauf einer Sendung zu optimieren. Das bedeutet aber auch zwangsläufig, dass nicht mehr alles live ist, was gesendet wird. Doch wenn für den Zuschauer nicht mehr transparent ist, was nun live ist und was nicht, kann das auch durchaus problematisch sein.« Lutz Braune spielt auf die Fußballberichterstattung der Uefa bei der Euro 2012 und auf die Olympia-Berichterstattung an, wo es Diskussionen gab, weil teilweise Einspieler in der Live-Berichterstattung zu sehen waren, die eben nicht live waren und zudem noch in einem anderen Kontext aufgezeichnet worden waren.

Andererseits kann es eben sehr hilfreich sein, auf ein Gespräch nicht verzichten zu müssen, bloß weil es grade vom Timing nicht in die Sendung passt, sondern es eben leicht zeitversetzt einzuspielen. »Hier bietet die Server-Aufzeichnung große Vorteile, aber man muss damit eben sehr vorsichtig umgehen«. Ein weiterer Aspekt: Bei der Fülle an Quellen muss man im Zusammenspiel mit der Server-Aufzeichnung auch aufpassen, den Überblick zu bewahren: »Sonst wissen sie irgendwann nicht mehr, ob der Politiker A sein Statement abgab, als die Partei laut Hochrechnung noch im Parlament drin war oder ob er es sagte, nachdem sie schon draußen war«, sagt Lutz Braune.

Schnittkonzept

Um die Berichterstattung möglichst effizient zu gestalten und den Cuttern in den Schnittmobilen maximale Flexibilität zu geben, erarbeitete Kristina Kirk vom NDR ein Konzept, das darauf basiert, dass sowohl SD-  als auch HD-Material effektiv verarbeitet werden kann. Bei dem gewählten Setup waren sowohl EVS-Server wie auch Avid-Editing-Stationen im Einsatz. »Wir entschieden uns dazu, in diesem Avid/EVS-Netzwerk auf den kleinsten gemeinsamen Nenner beider Ü-Wagen (ARD/NDR) zu setzen und in SD und mit IMX 50 zu arbeiten«, erläutert Kristina Kirk die Entscheidung für diesen Produktions-Codec.

In den Ü-Wagen waren EVS-Produktionsserver im Einsatz: zwei XT3-Server im HD-Fahrzeug Ü1, zwei XT-2 im SD-Fahrzeug Ü3 und einen XT3-Server im Super-Slomo-Fahrzeug. Der Austausch von Clips und Livefeeds innerhalb dieses EVS-Netzwerkes war in alle Richtungen möglich. Weiter waren fünf Schnittmobile vor Ort, die alle für den Einmannbetrieb mit Media Composer ausgestattet sind. Sie waren ebenfalls vernetzt und sternförmig an das Slomo-Mobil angebunden, das letztlich als Admin-Mobil fungierte und mit einem Isis-5000-Speicher von Avid ausgerüstet war.

»Als Ingest-Server hatten wir Mog-Speedrails S1000 im Einsatz, weil diese schon zum Zeitpunkt unserer Investition Edit-While-Ingest mit einem Standalone Media Composer ermöglicht haben«, erläutert Kristina Kirk die Entscheidung für dieses Produkt und ergänzt: »Zudem sind die Speedrails sehr einfach zu bedienen, was bei diesen Fahrzeugen, die üblicherweise von einer Person bedient werden, ebenfalls sehr wichtig ist.«

In den Schnittmobilen wurden sowohl ARD/NDR-Zulieferungen für die laufenden Wahlsendungen geschnitten, aber auch Beiträge für Tagesschau und Tagesthemen. Der NDR verzichtete aus Kostengründen darauf, Avid Interplay einzusetzen, die Cutter hatten also keinen Zugriff auf eine umfassende Suche. Dennoch hatte dieses Setup auch Vorteile, »Neben einem geringeren administrativen Aufwand, konnten  die Cutter mit einer sehr einfachen und ihnen vertrauten Oberfläche arbeiten. Mit einer vorher konzipierten Bin-Struktur und Namenskonventionen der Masterclips und Sequenzen im Mediacomposer haben wir die Strukturvorteile eines Interplay letztlich so gut es ging nachgebaut«, so Kristina Kirk.

Auf dem Isis-System hatten die Cutter Zugriff auf das EB-Material, aber auch auf Sendemitschnitte sowie auf fertige Beiträge anderer Schnittmobile. »Damit konnten wir natürlich sehr aktuell arbeiten«, erläutert Kristina Kirk. Zusätzlich konnten sich die Cutter über ein EVS-Avid-Tool via IP auch auf den EVS-Servern einloggen und Material davon »herüberziehen« Weiter gab es sogar die Option, per EVS-Controller das gewünschte Material per Capturing zu holen, da jedes Schnittmobil videoseitig an die EVS-Server im Ü-Wagen angebunden war. »Damit hatten wir gleichzeitig auch ein Havariekonzept«, so Kristina Kirk, da es eine Video- wie auch eine IT-Anbindung gab. In der anderen Richtung funktionierte der Transfer ebenfalls, denn auf jedem Schnittmobil war auch ein EVS Playback-Server installiert, über den sich die fertigen Beiträge jeweils wieder zum Ü-Wagen auf die Sendeserver (XT-2/XT-3) posten ließen.

Der Vorteil für die Cutter bestand bei diesem Setup darin, dass Material, das einmal per Ingest eingespielt und verarbeitet wurde, von diesemZeitpunkt auch allen anderen zur Verfügung stand. »Das spart viel Zeit, weil jeder auf das EB-Material und auch auf die geschnittenen Sequenzen der anderen zugreifen kann, was eine wichtige Anforderung der Redaktion war«, resümiert Kristina Kirk.

Ein weiterer Wunsch, den insbesondere die Redakteure, aber auch die Cutter der Schnittmobile hatten, war die Verfügbarkeit von Internet und Telefon in den Schnittmobilen. Das realisierte der NDR mit einer LTE-Anbindung, über die jedes Mobil verfügte. Die Signale, die darüber ankamen oder abgingen, ermöglichten sowohl die Installation von Festnetz-IP-Telefonen wie auch die Anbindung ans Internet und Intranet des NDR. Damit das Produktionsnetzwerk trotz dieser Installation weiterhin bestmöglich geschützt war, »hatten wir ein PC-Gateway zwischengeschaltet«, so Kristina Kirk. Wenn also jemand Material von einem USB-Stick laden wollte, wurde der Inhalt über das Gateway zweifach auf Viren geprüft, bevor er dann zur Verfügung stand.

Online-Berichterstattung

Die Online-Berichterstatter hatten in Hannover dank einer separaten Sendestrecke erstmals Zugriff auf alle fertig geschnittenen Beiträge von der Landtagswahl. »Wir konnten also sogar im Netz überholt werden«, erklärt Ole Clausen und sagt, dass es von den Redaktionen an die Onliner die Zusage gab, dass fertige Beiträge online auch schon vor der TV-Ausstrahlung zur Verfügung stehen durften.

Fazit

Die Wahlberichterstattung arbeitet im nonlinearen-Zeitalter mit Unmengen an Quellen und Zuspielungen, die alle zum richtigen Zeitpunkt verarbeitet werden wollen. Dank der Integration von IT-Technologie ist Material schnell und aktuell verfügbar, und das gleich an mehreren Bearbeitungsstationen. Das bietet großes Potenzial für die Aktualität der Berichterstattung, birgt aber auch etliche Tücken, die gemeistert werden wollen. »Dank der neuen Technik hat man zwar viel mehr Möglichkeiten, aber man muss auch mehr vorbereiten und planen, wenn man sie nutzen möchte«, so Kristina Kirk. Ole Clausen betätigt das: »Bei einer Wahl haben Sie ein relativ großes Klavier zur Verfügung, und zum Zeitpunkt der Aufführung müssen Sie Ihr Stück beherrschen. Das ist die eigentlich Aufgabe, und die große Kunst besteht darin, innerhalb der Kürze der Zeit die Abläufe hinzubekommen.«

NDR-HD-Ü-Wagen Ü1

Zentrales Element des Ü1 ist ein Sony MVS-8000-Mischer, der von zwei EVS XT-3 -Maschinen ergänzt wird. Als Kreuzschiene ist im Ü1 eine EQX von Evertz im Einsatz, ebenso ein Multiviewer-System für die eingebauten 42-Zoll-Penta-Displays, die mit kleineren Quadsplits ergänzt werden. Als Steuerungssystem fungiert VSM Studio von LSB. Bei der Kommandoanlage ist der NDR vor wenigen Wochen von Drake/Clearcom in der AÜ auf Riedel umgestiegen. Als Schriftgenerator ist Chyron Hyper X3 installiert.

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