Postproduction, VFX: 15.03.2016

Fans produzieren Live-Action-Trailer berühmter Mangas

»Temple« ist ein Filmtrailer, den ein junges Team als Endzeit-SciFi im Manga-Look produzierte. Bei dem Projekt waren Blackmagic-Kameras und auch Software des Herstellers im Einsatz, darunter die Programme Fusion (VFX) und Resolve (Grading).

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Beim Dreh von »Temple« waren Blackmagic-Kameras im Einsatz.

Filmemacher Nguyen-Ahn Nguyen stellte 2012 das »Akira Project« auf die Beine: ein Fanprojekt, das es sich zum Ziel gesetzt hatte, mit dem Geld aus einer Indiegogo-Crowdfunding-Kampagne einen Trailer zu produzieren, der die Charaktere des Manga-Comics »Akira« zum Leben erwecken sollte. Damals arbeiteten über 40 Artists aus 12 Ländern an den Projekt. Der so produzierte Trailer wurde bei Youtube mittlerweile über drei Millionen Mal aufgerufen.


Das Akira Projekt entstand schon 2012
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Filmemacher Nguyen-Ahn Nguyen.

Jetzt haben die manga-begeisterten Fans um den Filmemacher Nguyen-Ahn Nguyen ein neues Projekt initiiert und mit »Temple« einen Trailer produziert, der auf den Manga-Comics von Katsuhiro Otomo aufsetzt. Temple ist eine Art Endzeit-Cyberpunk-Thriller, der im Jahr 2085 spielt. Darin bedrohen ein genetischer Virus und Cyborgs die Bevölkerung einer Insel. Oz, der Protagonist von »Temple«, muss einen Weg finden, um zu überleben. Im »Temple«-Trailer geht es stellenweise sehr brutal zu, sieht man davon jedoch ab, überrascht die Produktion insbesondere dadurch, wie es den Machern gelang, mit kleinem Budget eindrucksvolle Bilder zu gestalten. 

Anh beschreibt, dass die Idee zu dem Projekt aufkam, als er mit Freunden über diverse Entwicklungen in der Humangenetik diskutierte. »Ich liebe Sci-Fis, aber ich wollte schon immer versuchen, hier etwas ganz besonderes zu gestalten. Ich möchte nicht nur den gängigen Mustern eines Science-Fictions folgen, weder was die Farbe noch was den Look betrifft«, beschreibt Anh die ersten Überlegungen. Letztlich ging es bei der Planung und Umsetzung des Temple-Projekts darum, sich für die richtigen Werkzeuge zu entscheiden, so dass trotz des sehr knappen Budgets ausreichende visuelle Möglichkeiten zur Verfügung standen.


Im Making-of von »Temple« ist die Entstehung des Trailers zu sehen

Das Team entschied sich als Hauptkamera für die Trailer-Produktion eine Blackmagic Ursa 4K zu nutzen, die im Zusammenspiel mit seltenen japanischen Anamorphoten des Typs Kowa Prominar eingesetzt wurde. Anh betont, dass er den Look von Anamorphoten schon immer toll fand und die Auswahl der passenden Objektive daher sehr wichtig gewesen sei. Ergänzend zur Ursa setzte das Team eine Blackmagic Production Camera 4K ein. Beide Kameras zeichneten in CinemaDNG Raw auf. »Viele Szenen waren so dunkel, dass die Raw-Aufzeichnung für uns die einzige Möglichkeit war, genügend Spielraum fürs Grading zu haben«, berichtet Anh und ergänzt, dass er versucht habe, die Handlung der jeweiligen Szenen jeweils möglichst einfach zu halten und stattdessen den effektivsten Bildwinkel zu wählen, sowie Bilder zu komponieren, die »Temple« eine weitere Dimension in der Geschichte verleihen konnten.

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Für Schnitt und Grading war DaVinci Resolve im Einsatz.

Als Beispiel nennt Anh eine zentrale Kampfszene, die viele Martial-Arts-Referenzen aufweist, aber dennoch anders gestaltet ist, als das üblicherweise gemacht wird. Er erläutert, dass Kampfszenen oft sehr weitwinklig gedreht würden. Anh wollte aber etwas anderes und orientierte sich an Games, die oft noch die Sicht einer dritten Person integrieren. Er wollte es schaffen, mit der Kamera diesen zusätzlichen Blickwinkel einzufangen — das wäre zwar neu für das Genre, aber letztlich eine bekannte Bildwirkung für jüngere Zuschauer, die mit Games aufwachsen und den Blick über die Schulter des Protagonisten kennen.

Anh arbeitete mit einem Choreographen, um die Kampfszenen wirkungsstark ins Bild zu setzen. Sein Produktionskollege Benjamin Granet bastelte speziell für die Kampfszenen aus einem medizinischen Wirbelsäulen-Stützgerüst eine Körperstativ, das neben der Production Camera auch eine zusätzliche Pocket Cinema Camera aufnehmen konnte.

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Mit Fusion realisierten die Macher unter anderem Blut.

Die Pocket-Kamera zeichnete in ProRes 422 HQ auf, während die Blackmagic Production Camera Raw-Material aufzeichnete. »Dieses Konzept ermöglichte uns genau den Blick über die Schulter, den wir haben wollten«, erläutert Anh. Weitere Pocket-Cameras wurden an jenen Positionen des Sets aufgebaut, die schwer zugänglich waren, aber weitere interessante Blickwinkel des Sets liefern konnten.

Anh bilanziert, dass ihm der Einsatz der Blackmagic-Kameras im Zusammenspiel mit den Blackmagic-Softwares Fusion und Resolve einen Look und eine Produktion ermöglichten, die bei seinem Budget mit anderen Mitteln nur schwer möglich gewesen wäre.