Making-of, Postproduction, Video: 13.02.2018

Apple: Förderung für Filmnachwuchsprojekte in den USA

In Zusammenarbeit mit »We Make Movies« und »Mobile Film Classroom« förderte Apple Nachwuchsprojekte für Filmemacher in den USA — mit Red-Raven-Kameras, Apple-Equipment und namhaften Mentoren. Ein Blick auf drei Projekte: »The Box«, »La Buena Muerte« und »The Dancer«.

We Make Movies, Apple
Regisseurin Celine Gimpirea schneidet ihren Kurzfilm »The Box«.

In Los Angeles verwandelt an einem Samstagmorgen im November eine Crew von zehn Schülern der Hollywood High School unter der Leitung der 17-jährigen Regisseurin Celine Gimpirea einen Teil des Friedhofs von Calvary in ein Filmset. Auf dem gepflegten, sattgrünen Rasen, zwischen Reihen von flachen, schwarzen Granitgrabsteinen, liegen schwarze Kamerataschen, eine DIT-Station, ein iPad und ein MacBook Pro — Werkzeuge, um die Geschichte eines Kurzfilms zum Leben zu erwecken: In »The Box« schlüpft ein Junge in eine Pappschachtel und findet sich in anderen Welten wieder.

We Make Movies, Apple, Elle Schneider, Jean Balest
Regisseurin Jean Balest und die Kamerafrau Elle Schneider dokumentieren die Einwohner beim »Day of the Dead« in Los Angeles.

Gimpireas Team ist eines von drei Teams von Nachwuchsfilmemachern, die an einem einmonatigen Workshop beteiligt sind, der junge Talente mit kreativen Profis zusammenbringt. Die Teams arbeiten mit Red-Raven-Kameras und Tools von Apple, darunter MacBook Pro, iMac und Final Cut Pro X, an den Projekten.

Experten von Apple und Profis aus der Filmbranche — darunter namhafte Mentoren aus verschiedenen Bereichen — unterstützen und schulen den Nachwuchs. Die in Los Angeles ansässige, unabhängige Filmgruppe »We Make Movies« hilft bei der Postproduktion, um die jungen Filmemacher bei der Verwirklichung ihrer Visionen zu unterstützen.

Die weiteren Projekte
Apple, We Make Movies
Ein Feiernder in traditionellem »Day of the Dead«-Kostüm.

Im Dokumentarfilm »La Buena Muerte«, untersuchen die Filmemacher Sterblichkeit und familiäre Bindungen rund um den »Day of the Dead«, den mexikanischen Feiertag zu Ehren verstorbener Angehöriger. Unterstützt werden sie dabei von Ausbildern des »Mobile Film Classroom«, einer Nonprofit-Organisation, die Jugendlichen in ärmeren Gemeinden digitale Medien-Workshops anbietet.

Regisseurin Krista Amigone bringt in »The Dancer« ihren Hintergrund aus Theater und Choreografie in ihrem Heimatstaat New York ein, um eine persönliche Geschichte über eine Tänzerin zu erzählen, die sich mit dem Jenseits auseinandersetzt.

Förderung und Unterstützung durch Apple — und prominente Mentoren

Während der zweiwöchigen Postproduktionsphase hatten die Teams die Möglichkeit, mit Apple Retail Creative Pros zusammen zu arbeiten. Sie erhielten Feedback von einer wechselnden Besetzung aus Überraschungsgästen und Mentoren aus der gesamten Branche, allesamt Innovatoren im Bereich der Film- und Fernsehproduktion.

Amigone denkt über den letzten Take mit der Crew nach.
»The Dancer«

Zu den ersten Mentoren, die sich »The Dancer« ansahen, gehörte Sean Baker, Regisseur des 2017 für den Oscar nominierten Film »The Florida Project«, sowie des 2015er Features »Tangerine«, das komplett auf dem iPhone 5S gedreht wurde. Baker, der seine Filme selbst schneidet, saß persönlich am iMac, um sich Clips von Amigones Dreharbeiten anzusehen.

Jeder Take wurde mit der Movie-Slate-App auf dem iPad markiert, die die Timecode-Daten automatisch speichert und protokolliert — und auf diese Weise dieser Session mit dem renommierten Regisseur einen dauerhaften Wert gab. Auch Amigones Hintergrund war Thema: Als Hausfrau und Mutter einer dreijährigen Tochter weiß sie, wie man Zeit und Ressourcen optimal nutzt. Sie war nicht nur Autorin und Regisseurin, sondern auch Star und Choreographin – ein komplizierter Tanz für sich.

Eine enge Zusammenarbeit entwickelte sich auch zwischen Amigone und Lionel Martin, einem Apple-Retail-Pro und weiteren Mitstreiter des Projekts. Während der Postproduktion experimentierte Martin in Final Cut Pro X mit der Farbgestaltung und Amigone erklärte ihm was sie an Emotionen, hervorrufen und betonen wollte, als ihr Charakter, die Tänzerin, für einen Klavierspieler unter hellen Lichtern in einem Hollywood-Tanzstudio auftritt. Mit der Farbkorrektur auf Basis der Farbpalette des Kameramanns Art Chong und der Produktionsdesignerin Sapna Gandhi gelang es Martin und Amigone, die Balance zwischen der beleuchteten Tanzfläche und den Gegenaufnahmen des begleitenden Klavierspielers im Schatten zu halten. »Das funktioniert«, sagt Martin: »Sie lässt auch ihn erstrahlen.« Amigone fügt hinzu, dass das goldene Licht sie an Isadora Duncan erinnerte, eine berühmte Tänzerin die scheinbar »aus ihrem Solarplexus heraus« tanzte – dem Ort im Körper, in dem die Sonne lebt.


»The Dancer« von und mit Krista Amigone.
Jean Balest und Elle Schneider filmen eine Ofrenda (Altar), die das Leben einer Mutter ehrt.
»La Buena Muerte«

Die Crew von »La Buena Muerte« hatte mit der Sonne hingegen nur wenig im Sinn, als sie an abgedunkelten Schnittplätzen unter der Leitung von Executive Producerin Manon Banta an ihrem Projekt arbeitete. Die Durchsicht einer Menge von Interviews und des B-Roll-Materials, alles aufgenommen von der Kamerafrau Elle Schneider mit einer Red Raven, wirkte zunächst wie eine gewaltige Aufgabe. Glücklicherweise gibt es aber Metadaten: Die wurden in dem aufgesetzten Workflow automatisch verwaltet, was dem Team eine tagelange manuelle Synchronisation ersparte. Dabei wurden die Metadaten aus Shot Notes X und Lumberjack in Final Cut Pro X importiert und zusammen mit der sekundären Audioquelle über Sync-N-Link X synchronisiert.

Das vielleicht konstruktivste Feedback zur Story-Struktur kam von TJ Martin, dem Regisseur von »LA 92« und »Undefeated«, einem oscar-prämierten Dokumentarfilm von 2012, den Regisseur Jean Balest als Unterrichtsmaterial im »Mobile Film Classroom« verwendet hatte. Zur Hälfte des Schnitts zeigte sich Mentor Martin von einem Handlungspunkt besonders beeindruckt, den er besonders eindringlich fand: Darin wird Tara Vajra vorgestellt, während sie neben ihrer Mutter Lynn King, vor einem kunstvoll gestalteten Altar steht, der offenbart, dass sie nach einer Krebsdiagnose mit ihrem eigenen Tod fertig werden muss.

»Ich bin ein großer Fan von Enthüllungen«, sagte Martin dazu. »Ich will mehr über die Bombe wissen, die du gerade hast platzen lassen. Also: Wie macht man das zu einer Bereicherung?«


Dokumentarfilm »La Buena Muerte«.
Die Magnetic Timeline in Final Cut Pro X ermöglicht schnelles Umordnen und Überprüfen von Clips.
»The Box«

Nachdrehs erwiesen sich als wichtiger Teil bei der Produktion von »The Box« Die von Regisseurin Gimpirea erdachte Traumwelt — als Einfluss nennt sie Christopher Nolans »Inception«  — bedurfte einer genaueren Erläuterung. Während eines Besuchs von Valerie Faris, der oscar-nominierten Co-Regisseurin von »Little Miss Sunshine« und »Battle of the Sexes«, hörte Gimpirea aufmerksam zu, als diese ihr Ratschläge für Pickup-Aufnahmen gab. Faris überzeugte Gimpirea, sich darauf zu fokussieren die Geschichte aus der Sichtweise ihres jungen Hauptdarstellers während seiner Reisen zu erzählen. »Es wird viel aus der Sicht des Jungen erzählt und man sieht ihn oft von hinten«, sagt Faris. »In gewisser Weise kann ich mich besser in ihn hinein denken und ihn verstehen, wenn ich hinter ihm stehe und sehe, was er sieht.«

Mentorin Valerie Faris betont die Sichtweise von Celine Gimpirea während des Schnittprozesses.

Gimpireas kollaborativer Charakter zeigte sich während der gesamten Postproduktion. Sie wurde oft von Antonio Manriquez, Lehrer für Videoproduktionen an der Hollywood High School und Apple Distinguished Educator, sowie ihrer Crew begleitet.

Die Gruppe wurde von Kais Karram (Regieassistent) und seinem Zwillingsbruder Zane (Kameramann) unterstützt, beide sind Co-Kapitäne der Sheiks, der einzigen Highschool-Fußballmannschaft des Landes, die nach einem Rodolpho-Valentino-Film benannt ist. Die starke Physis und klaren Kommandos der Brüder waren am Set von unschätzbarem Wert, besonders während eines eintägigen Shootings im Griffith Park. Während der Aufnahmen wurden zahlreiche Kamerafahrten hinter Aaron Bradshaw, dem leichtfüßigen Star des Films, durchgeführt, während er sich auf einem Steg bewegte, der von entgegenkommenden Parkbewohnern freigeräumt werden musste. »Hast du gesehen, wie grün alles durch die Kamera wirkt«, fragte Kais zwischen den Aufnahmen, während er diese direkt auf dem MacBook Pro anschaut. »So satt und gestochen scharf. Wie eine Paprika.«


»The Box«.
Weitere Aspekte der Produktionen — weitere Mentoren
Das Produktionsteam von »The Box« kontrolliert eine Aufnahme vor Ort.

Jedes der Projekte barg eigene Besonderheiten und Herausforderungen. So war etwa die Auswahl der Musik besonders für das Projekt von Krista Amigone. Für ihr Hauptthema wollte sie einen Sound, der an John Coltranes »After the Rain« und Claude Debussys »Clair de Lune« erinnert. Sie wählte eine Nocturne von John Mickevich, einem Komponisten und Mitglied der Gruppe »We Make Movies« aus. Laut Gründer und CEO Sam Mestman ist die Gruppe das weltweit erste, von einer Gemeinde finanzierte Produktionsunternehmen.

Mestman ist auch CEO von LumaForge, dem Entwickler von Jellyfish Mobile. Zusammen mit dieser — wie er sie nennt — »mobilen Cloud«-Lösung, speicherte und synchronisierte er die Aufnahmen von Amigone vor Ort auf zwei MacBook-Pros. Mestman ist überzeugt, dass erste Schritte der Postproduktion bereits direkt am Set stattfinden sollten und die Automatisierung junge Filmemacher stärkt. Quasi als Beweis dafür, wurde bereits ein halber Tag an Arbeit des Schnittteams geleistet — und das bevor die Aufnahmen für die Tanzstudio-Szene abgeschlossen waren.  

Regisseur Aaron Kaufman berät Jean Balest beim Schnitt von »La Buena Muerte«.

Während seines Besuchs ermutigte Mentor Aaron Kaufman, Regisseur und langjähriger Produzent von Robert Rodriguez, die Teams, ganz im Sinne der jeweiligen Geschichte zu handeln — und auch nicht davor zurückzuschrecken, Aufnahmen ganz wegzulassen. Das Dokumentarfilmteam hat diesen Ratschlag ganz offensichtlich befolgt, denn es hatte ganze Berge von Material produziert. Ebenso aber auch Celine Gimpirea, die aus ihrem Film die komplette am Eingang dieses Artikels beschriebene Szene auf dem Calvary-Friedhof herausgeschnitten hat.

Als das Projekt sich dem Ende näherte, dachte Gimpirea über ihre Erfahrungen nach. »Da ich jetzt die Möglichkeiten kennengelernt habe, die mir die Postproduktion bietet, bin ich in der Lage, die Produktion und Vorproduktion völlig anders zu betrachten und genauer herauszufinden, was ich will«, sagt sie.