Branche, Messe, Trend: 11.09.2004

IBC2004: Thomson im HD-Fieber

Neue aufstrebende Länder und Märkte, der weitreichende Übergang hin zu digitalen Formaten und – natürlich – HD: Das sind die wichtigsten Trends, die Thomson für sein Unternehmen konstatiert.

Ghislain Lescuyer, Executive VP der Broadband-Division bei Thomson, glaubt, dass das Unternehmen nach einer Phase der Orientierung und Ausrichtung in einer ausgezeichneten Position ist, um auf die aktuellen Trends einzugehen. Speziell im HD-Bereich sieht Lescuyer, dass sich die einzelnen Firmenbereiche bei Thomson optimal ergänzten. Auf der Distributions- und Broadband-Seite etwa sei Thomson mit seinen Digital-Decordern, DSL-Modems und HD-Set-Top-Boxen unangefochtener Marktführer.

Marc Valentin, Thomson-Broadcast-Chef, bekräftigte Lescuyers Aussagen mit weiteren imposanten Zahlen und Entwicklungen: So mache der Konzern mittlerweile 80 % seines Umsatzes als B-to-B-Company mit den drei Hauptbereichen Broadband, Broadcast und Technicolor. Noch vor drei Jahren sei das völlig anders gewesen, damals habe Thomson noch 70 % seines Umsatzes mit Consumer-Produkten gemacht. HD sieht man bei Thomson als großen Wachstumsmarkt und treibende Kraft: ein Gesamt-Investitionsvolumen der Branche von 2,8 Milliarden Euro prognostiziert Thomson, wovon aus Sicht des Unternehmens zunächst große Teile in das Segment Produktion fließen werden.

Aktuelle Erfolgsmeldungen gibt es bei Thomson im News- und Broadcast-Business. So wird der US-Sender Fox künftig jeden Sonntag in der Football-Saison sechs Spiele in HD und 720p produzieren. Denn, so Andy Setos, President of Engineering bei Fox Entertainment: »Es gibt nur zwei Dinge, mit denen man High Definition verkaufen kann: Spielfilme und Sport«. Ganz getreu dieser Einschätzung hat sich sein Sender der Produktion in HD verschrieben und strebt an, schon bald auch in der Primetime die Hälfte des Programms in HD anzubieten. Hinter dieser Entscheidung stehen knallharte wirtschaftliche Faktoren: Mit mittlerweile über 40 Kanälen in den USA sieht der Sender in der HD-Produktion großes Potenzial, sich zu differenzieren und glaubt mit der Sportberichterstattung das richtige Vehikel zu besitzen. Wichtig sei es dabei, nicht parallel in SD und HD zu produzieren, sondern die Abläufe voll auf HD um zu stellen: »HD muss immer an der ersten Stelle stehen und darf nicht das Beiprodukt sein, sonst funktioniert das alles nicht«, stellte Setos in einer Zusspielung klar.

Weil Fox in Richtung HD geht und hierfür gemeinsam mit Thomson eine Technik entwickelt hat, die es auch den lokalen, zum Fox-Network gehörenden Stationen erlaubt, HD aus zu strahlen, werden von verschiedenen Dienstleistern in den USA nun fünf neue, zusätzliche HD-Ü-Wagen gebaut.

Der Trick, mit dem Fox HD bezahlbar machen will besteht darin, dass Fox mit »Emission-Level of Compression« in die Distribution geht: Man komprimiert die Signale schon vor der Übertragung zu den lokalen Stationen so, dass diese keine teure 1,5-Gbps-Infrastruktur aufbauen müssen. Bei den lokalen Verteilstationen sitzt ein von Thomson entwickelter »Splicer«, der es den Lokalstationen ohne zusätzliches Processing erlaubt, HD und SD auszustrahlen und die lokalen Werbefenster zu bestücken. »Fox ist damit ab dem 12. September ein HD-Broadcaster«, freut sich Andy Setos und resümiert: »Bandbreite ist Geld: In der Produktion, beim Speicher, in der Distribution, überall. Wir haben mit Thomson einen Weg gefunden, HD bezahlbar zu machen.«

Auch in Europa kann Thomson nun schon erste große HD-Aufträge vorweisen. Dazu gehört ganz sicher, dass sich Thomson mit dem Schweizer Unternehmen HBS geeinigt hat, die HD-Ü-Wagen zu bauen, die das Unternehmen für die Übertragung der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 benötigt, wo es als Host-Broadcaster agieren und die Fernsehstationen, die Übertragungsrechte erworben haben, mit Bildern versorgen wird. Acht HD-Ü-Wagen baut Thomson für HBS.

Auch auf der Distributionsseite sieht Thomson Bewegung und deutet an, dass ein Hebel für die HD-Ausstrahlung in Europa die Distribution via Satellit sein könne, so wie das in Deutschland dem Vernehmen nach etwa der Sender Premiere immer weiter voran treibt.