Robotik, Studio, Top-Story: 04.09.2025

»ZDFheute live«: Ein Studio, zwei Welten

Das ZDF stärkt seine Live-Berichterstattung mit einem neuen Nachrichten-Studio, das lineares Fernsehen mit der Online-Welt verbindet. Zentrale Technik dafür lieferte unter anderem KST Moschkau.




Seit Juli sendet das ZDF die aktuellen Nachrichten-Livestreams aus einem neuen, hochautomatisierten Online-Nachrichtenstudio – in direkter Nachbarschaft zum ZDF-Nachrichtenstudio von »heute« und »heute journal«.


Oliver Divaris erklärt das Konzept des hochautomatisierten Online-Nachrichtenstudios.

ZDF-Chefredakteurin Bettina Schausten sagt dazu: »Wir stärken mit dem neuen Studio unsere Live-Fähigkeit. Wenn etwas in der Welt passiert, greifen die Menschen zuerst zu ihrem Smartphone. Deswegen informieren wir bei Breaking News nun noch schneller im Netz und können die Sendung bei Bedarf schnell ins TV-Programm übernehmen.«

Das Konzept

Das Studio ist direkt an die fernsehtechnische Infrastruktur des etablierten ZDF-Nachrichtenstudios angebunden. Entwickelt sich eine potenzielle Breaking-News-Situation startet »ZDFheute live« online mit der Berichterstattung über das aktuelle Ereignis und kann bei Bedarf ins lineare Programm geschaltet werden.

©Nonkonform, ZDF heute live
Das neue »ZDFheute live«-Studio.

Ein praktisches Beispiel verdeutlicht, wie das Konzept in der Praxis greift: Bei der Kanzlerwahl von Friedrich Merz startete das Team online, ohne damit zu rechnen, dass der Kandidat beim ersten Wahlgang durchfallen würde.

Mit Eintreten der Breaking-News-Lage konnte der Stream von der Kanzlerwahl nahtlos ins lineare Hauptprogramm des ZDF übernommen werden. Das hätte zuvor in dieser Geschwindigkeit nicht stattfinden können. Am Ende der linearen Sendezeit ging die Berichterstattung dann einfach online weiter.

Kompakte Regie mit maximaler Automatisierung

Für das neue Online-Nachrichtenstudio wurde ein Teil der bisherigen Studiofläche der ZDF-Nachrichtenstudios abgetrennt und mit einer eigenen kompakten Regie ausgestattet. Das neue Studio hat eine Größe von 15 × 10 m und eine Höhe von 4,4 Meter.

©Nonkonform, ZDF heute live
Oliver Divaris, Produktionsingenieur und technischer Leiter.

»Wir haben uns in der Regie begrenzt auf vier Arbeitsplätze«, erklärt Oliver Divaris, Produktionsingenieur und neben Christian Elsner technischer Leiter des Projekts. Das Ganze funktioniert nur deshalb mit so wenig Personal, weil das Studio hochautomatisiert ist.

©Nonkonform, ZDF heute live
Eine Sendung kann mit vier Personen in der Regie realisiert werden.

Vier Personen können in der Regie eine komplette Sendung fahren. Es gibt zwei redaktionelle Arbeitsplätze, einen für den Mosart-Operator und einen kombinierten Arbeitsplatz für Bild- und Tontechnik.

Vollautomatisierte Kamerasysteme

Das Herzstück der technischen Innovation sind die vollautomatisierten Kamerasysteme im Studio, bestehend aus Robotik von KST Moschkau und UB50-Kameras von Panasonic. Axel Moschkau, Geschäftsführer von KST Moschkau, erläutert:

©Nonkonform, ZDF heute live
Kameraroboter Mantis …

»Das Projekt erforderte eine enge Zusammenarbeit aller Firmen. Wir brachten unsere Expertise in der robotischen Kameraarbeit mit CamBot und der gesamten Automatisierungstechnik ein.«

Das Flaggschiff im Studio ist ein hochmoderner KST-Mantis-Roboter von KST Moschkau. Dabei handelt es sich um die Kombination einer angepassten Version der robotisch verfahrbaren Drive-1 Plattform des RP1-Pedestals von Blackcam und der UR-20BC Robotik von KST Moschkau.

©Nonkonform, ZDF heute live
… im Einsatz.

»Wir hatten ursprünglich die Idee, mit einem Schienensystem zu arbeiten«, sagt Oliver Divaris, »doch dann kam diese frei bewegliche Robotik auf den Markt, wir haben uns das System auf der IBC im vergangenen Jahr angeschaut und festgestellt, dass der Roboter mit seiner Flexibilität besser zu unseren Anforderungen passt.«


Felix Moschkau, CTO bei KST Moschkau, über die Kamera-Robotik im Studio.

Deshalb fiel die Entscheidung auf den neuen Mantis. Er ist einmalig in seiner Kombination aus frei verfahrbarem Pedestal und kollaborativem Roboterarm.

©Nonkonform, ZDF heute live
Mantis kann sich frei im Studio bewegen.

Die typischen Einschränkungen, denen manuelle oder robotische Pedestals häufig unterliegen, gibt es bei diesem System nicht. Zu seinen Funktionen gehören ein 7-Zoll-Touchscreen-Display, eine digitale Objektivsteuerung sowie eine integrierte 48-V-Stromversorgung für Kameras, Prompter und Konverter. Ein modulares und innovatives Design ermöglicht einen reibungslosen Betrieb mit werkzeugloser Radreinigung und effizientem Kabelmanagement. Im Bedarfsfall kann ein Kamera-Operator auch manuell eingreifen und die Bedienung lokal übernehmen.

©Nonkonform, ZDF heute live
Ein weiteres Kamerasystem fährt auf Schienen an der Decke.

Zusätzlich sind drei weitere Kameraroboter installiert. Diese Systeme nutzen die UR-10BC-Robotik von KST Moschkau. Während eines der Systeme mit einer ebenfalls robotischen 9m Deckenschiene kombiniert ist und flexible Aufnahmen bei Streitgespräch-Formaten ermöglicht, sind die anderen beiden Roboter für Schuss/Gegenschuss des Moderators und eines eventuellen Studiogastes verantwortlich.

Felix Moschkau, CTO bei KST Moschkau, weist zudem auf die hohe Sicherheit der CamBot.robotics-Systeme, das VR-optimierte Tracking und die komplett automatisierte CamBot-Automation hin.

©Nonkonform, ZDF heute live
Axel Moschkau (links), Robert Sarter, Kristina Kaiser, und Oliver Divaris vom ZDF sowie Felix Moschkau.

Seite 1: Studiokonzept und Robotik
Seite 2: Kameratechnik und CamBot
Seite 3: Automation
Seite 4: Redaktionelle Aspekte