Preis: 16.06.2025

35. Deutscher Kamerapreis

Sieben Kameraleute, zwei Editorinnen und ein Editor sind mit dem Deutschen Kamerapreis 2025 geehrt worden. Zudem hat das Kuratorium einen Ehrenpreis vergeben.

Walter Demonte, Geschäftsführer des Vereins Deutscher Kamerapreis Köln e. V., sagt: »Pralles Leben! Überraschend, neugierig und intensiv war das, was die Jurys in diesem Jahr gesichtet haben. Wahrhaftig und manchmal fast unerträglich nah. In einer Bilderwelt, die durch die Möglichkeiten von KI nahezu alles generieren kann, sind Filme, die echt sind, von unschätzbarem Wert. Erzählen sie von Freude, Leid und Empathie – all das, was künstliche Intelligenzen nicht oder nur unzureichend können.«

© WDR/Ben Knabe/Thomas von der Heiden
Aufzeichnung aus dem Klaus von Bismarck Saal im Funkhaus Wallrafplatz in Köln.
Ehrenpreis für Jenny Schenk

Der diesjährige Ehrenpreis geht an Jenny Schenk, die seit 1990 als Kamerafrau für den WDR arbeitete, darunter mehr als 22 Jahre in den Auslandsstudios Washington D.C, Moskau und Nairobi.

© WDR/Ben Knabe/Thomas von der Heiden
Den Ehrenpreis 2025 erhält die Kamerafrau Jenny Schenk, die seit 1990 als Kamerafrau für den WDR arbeitete.

Sie berichtete aus Krisengebieten, optisch wie inhaltlich reizten die in der DDR ausgebildete Kamerafrau auch »Tabuthemen« wie das Sterben oder die LGBTQ-Bewegung. Laut Kuratorium des Deutschen Kamerapreises schuf Jenny Schenk durch ihre engagierte und konsequente Arbeit »Dokumente der Zeitgeschichte« und ist »eine Filmschaffende im besten öffentlich-rechtlichen Sinne, die als Wegbereiterin für viele Kolleginnen und Kollegen Herausragendes geleistet hat.«

© WDR/Ben Knabe/Thomas von der Heiden
Judith Kaufmann, die nicht vor Ort ist, erhält den Preis in der Kategorie »Fiktion Kino/Kamera« für den Film »Heldin«.
Beste Kamera / Fiktion Kino

Judith Kaufmann erhält nach 2003 und 2010 in diesem Jahr bereits zum dritten Mal den Deutschen Kamerapreis. Damit ehrt die Jury die Bildgestaltung von Petra Volpes »Heldin«. Der Film zeigt die Arbeit einer Pflegefachfrau in der Chirurgie eines Schweizer Krankenhauses. Die Jury lobt insbesondere Judith Kaufmanns Präzision, mit der sie »die Rastlosigkeit der Protagonistin auf die Leinwand« bringt und den »inneren Konflikt sowie den äußeren Druck fast körperlich spürbar« macht.

Beste Kamera / Fiktion Screen

Für die Bildgestaltung in der ersten Folge der modernen Vampirserie »Love Sucks« (Regie: Andreas Prochaska) wird Carmen Treichl mit dem Deutschen Kamerapreis ausgezeichnet. Die Jury ist beeindruckt von der Visualisierung einer »Liebesgeschichte zwischen zwei Welten, in denen Carmen Treichl präzise und mutig mit Dunkelheit, Licht und Farbe umgeht und so ein überzeugendes World-Building schafft.«

© WDR/Ben Knabe/Thomas von der Heiden

Beste Kamera / Kurzfilm

Paul Ader, der seit 2021 Bildgestaltung/Kamera an der Filmakademie Baden-Württemberg studiert, erhält den Deutschen Kamerapreis für seine Arbeit an Konstantin Münzels Kurzfilm »Haus am Hang«, der in einer Einrichtung für straffällig gewordene Jugendliche im Schwarzwald spielt. Die Jury lobt die »leise und unaufdringliche Kameraführung« sowie die »kühlen Farbtöne und weiche Textur der Bildausschnitte«, die »exzellent das Spannungsfeld zwischen rauer Umgebung und poetischer Annäherung der Figuren« widerspiegeln.

Beste Kamera / Doku-Kino

Johannes Praus war schon 2020 und 2021 für den Deutschen Kamerapreis nominiert. Jetzt gewinnt er den Preis für die Bildgestaltung von Daniel Abmas Film »Im Prinzip Familie«. Im Mittelpunkt stehen drei Erzieherinnen und Erzieher, die den Kindern in einer Wohngruppe Geborgenheit und Selbstvertrauen geben. Die Jury urteilt: »In der angespannten Atmosphäre der Einrichtung bildet die Kamera einen Ruhepol. Sie sucht den stillen Moment, in dem sich Hoffnung, Skepsis oder Verzweiflung in den Gesichtern der Protagonisten spiegeln, ohne der lauten Sensation zu verfallen.«

© WDR/Ben Knabe/Thomas von der Heiden
Ralf Fronz (Redakteur MDR) hält die Laudatio auf Dunja Engelbrecht die den Preis in der Kategorie »Doku Screen/Kamera« für »Die Taxi-Oma – Fahrerwechsel auf Kasachisch« erhält.
Beste Kamera / Doku Screen

Nach 2020 wird Dunja Engelbrecht in diesem Jahr zum zweiten Mal mit dem Deutschen Kamerapreis geehrt. Für Galina Breitkreuz‘ Dokumentation »Die Taxi-Oma – Fahrerwechsel auf Kasachisch« begleitete sie die betagte Protagonistin in deren ebenfalls betagtem Auto durch Kasachstan. »Auf kleinstem Raum und in gewaltigen Weiten fängt Dunja Engelbrechts Kamera eine ganz eigene Welt mit berührenden Geschichten ein«, lobt die Jury.

Beste Kamera / Information und Kultur

Für die packenden Bilder in Daniel Sagers Reportage »ZDF 37°: Gefährlicher Einsatz – Journalist*innen berichten aus der Ukraine« erhält die weitgereiste Kamerafrau Luise Schröder den Deutschen Kamerapreis. Besonders beeindruckt ist die Jury von der »einfühlsamen und zurückhaltenden Kameraarbeit«, mit deren Hilfe »die Erfahrungen und Eindrücke der Protagonisten für die Zuschauenden unmittelbar erlebbar« werden.

© WDR/Ben Knabe/Thomas von der Heiden
Dominique Hoffmann (Direktorin Produktion und Technik WDR) hält die Laudatio auf Kamerafrau Jenny Schenk, die in diesem Jahr den Ehrenpreis erhält.
Bester Schnitt / Kurzfilm

Die Editorin Anjuna Hartmann wird für ihre Arbeit an Jonathan Brunners Kurzfilm »From Ecuador with Love« ausgezeichnet, in dem der Weg einer Rose vom Anbau in Südamerika bis ins Exportziel Europa begleitet wird. Die Jury lobt den »exzellenten Schnittrhythmus«, durch den Anjuna Hartmann »die Dramaturgie, die Aussage des Films auf eindrucksvolle Weise« unterstützt.

Bester Schnitt / Fiktion Kino

Nora Fingscheidts vielbeachteter Kinofilm »Systemsprenger« (2019) brachte Stephan Bechinger den Deutschen Filmpreis in der Kategorie Bester Schnitt ein. Jetzt gewinnt er den Deutschen Kamerapreis für den Schnitt von Nora Fingscheidts Drama »The Outrun«. Dazu sagt die Jury: »Die Montage ist nicht nur immer wieder überraschend in den assoziierenden Details, sondern sie trägt auch entscheidend zur Deckung von Form und Inhalt dieses grandios erzählten Films bei.«

© WDR/Ben Knabe/Thomas von der Heiden
Moderatorin Mona Ameziane mit den beiden Trägern des Nachwuchspreises Leander Hartung und Nicole Huminski.
Nachwuchspreise

Für seine Bildgestaltung in Julia Windischbauers Road-Movie »Callas, Darling« erhält Leander Hartung den Nachwuchspreis. Der Jury gefielen die »Poesie und einfühlsamen Bilder«, mit denen die äußere und innere Reise der Hauptfiguren erzählt wird: »Zu jeder Zeit unterstützt die Kamera die Protagonistinnen, ohne sich dabei in den Vordergrund zu spielen.

Ein weiterer Nachwuchspreis geht an Nicole Humiński für den Schnitt ihrer eigenen Regiearbeit »Ich weiche ja in meinem Leben jeglichem Zwang aus«. Dazu erklärt die Jury: »Mit gutem Gespür für komplexe Strukturen verwebt die Editorin gekonnt Typographie, Realbild und Grafik. Sie erzeugt spannende Bildebenen, die den Zuschauer emotional erreichen.« Die Nachwuchspreise werden in diesem Jahr von Arri und Cinegrell gestiftet.