Branche, Top-Story: 24.12.1999

Snell & Wilcox: Verbessern, wandeln, konvertieren

Mit High-Tech-Produkten für den Videomarkt und mit auffälligem, aufwendigem Marketing hat der britische Hersteller Snell & Wilcox sich seinen Platz im Markt erorbert: Produkte für Bildverbesserung, Signalverteilung, -wandlung und -bearbeitung entwickelt das Unternehmen seit mehr als 25 Jahren.

B_IZBR_1299_SnellWilcoxEines der Firmengebäude von Snell&Wilcox in England.

1973 gegründeten die Ingenieure Roderick Snell und Joseph Wilcox ein gemeinsames Unternehmen. Vom kleinen Consulting-Betrieb hat sich Snell & Wilcox mittlerweile zu Europas viertgrößtem Hersteller von elektronischem Broadcast-Equipment entwickelt. Das Unternehmen beschäftigt derzeit rund 500 Angestellte. Darunter befindet sich nach Firmenangaben das größte Team an Ingenieuren innerhalb der Fernsehindustrie, das sich ausschließlich mit der Echtzeit-Verarbeitung von Bewegtbildern in allen gängigen Fernsehnormen beschäftigt.

Die Anfänge des Unternehmens liegen in der Zeit, als U-matic-Bandmaschinen gerade Einzug in der Broadcast-Industrie hielten. Eine der ersten Aufgaben für die Ingenieure bei Snell & Wilcox bestand darin, U-matic-Bandmaschinen von NTSC auf PAL umzurüsten.

Ende der 70er Jahre nahm das Unternehmen die Entwicklung einer eigenen 1-Zoll-B-Format-Bandmaschine und eines digitalen Bild-Prozessors in Angriff. Die Entwicklung der Bandmaschine wurde weit vorangetrieben, aber letztlich wurde das Gerät nie gebaut. Aber die Forschungs- und Entwicklungsarbeit daran und am Bildprozessor DIP9600 brachten Knowhow und Mitarbeiter in die Firma, die das Unternehmen prägten und voranbrachten.

»Unsere Arbeit führte zur Entwicklung eines Farbkorrekturgeräts, eines Bild-Verstärkers, eines hochwertigen Farb-Coders, eines Time-Base-Correctors, eines Synchronisers und eines Normwandlers«, erläutert Roderick Snell. »Alle Komponenten wurden von uns entwickelt und in ein einziges Gerät integriert. Dieses Projekt brachte für uns den Einstieg in die Digitaltechnik.«

1988 stieß Snell & Wilcox mit der Entwicklung des weltweit ersten Mehrnormen-Down-Konverters in die Domäne des hochauflösenden Fernsehens vor. »Die Bildqualität war nicht überwältigend, aber der Konverter funktionierte,« erinnert sich Roderick Snell. »Sehr viele Kunden liehen sich das Gerät aus, aber nur wenige kauften es tatsächlich. Am Ende konnten wir wenigstens ein paar davon verkaufen. Trotzdem haben wir sehr viel gelernt — unter anderem, dass sich ein von HD nach SD gewandeltes Fernsehbild ohne Einschränkungen für die Ausstrahlung eignet.«

Im darauffolgenden Jahr begann Snell & Wilcox mit der Entwicklung eines neuen Verfahrens, das besonders in den USA die Produktion von Fernsehprogrammen aus Filmmaterial nachhaltig veränderte. DEFT (Digital Electronic Film Transfer) beseitigte praktisch alle größeren Probleme, die beim Überspielen von Filmmaterial auf NTSC-Magnetband und bei der anschließenden Konvertierung in PAL auftreten. Dieses Verfahren öffnete dem Unternehmen die Tore zu den Produktionsstätten Hollywoods. Für DEFT erhielt Snell & Wilcox einen Emmy.

1993 stellte Snell & Wilcox den Normwandler Alchemist vor und machte damit auch auf diesem Feld einen großen Schritt nach vorne. Dieses Gerät arbeitet mit proprietärer Phasenkorrelation, die bei der Wandlung zwischen den Normen für fließende, ruckfreie Bewegungen sorgt und so die störende Bewegungsarteakte auf ein Minimum reduziert.

In jüngster Zeit haben sich die Ingenieure von Snell & Wilcox einem der größten Probleme der MPEG-Datenkompression zugewandt: Wie kann man Informationen über den Kompressionsvorgang selbst zwischen einzelnen Kompressions- und Dekompressiosnschritten erhalten und mit dem Signal übertragen, um hierbei Artefakte durch Re-Kompression zu vermeiden? Mit der Mole-Technologie ist das möglich. Die Bildqualität von MPEG-Datenströmen lässt sich damit über viele Kompressionszyklen hinweg erhalten. Zudem gestattet Mole den Einsatz aller üblichen Nachbearbeitungsschritte, wie Editing in Echtzeit, Blenden, Wipes und andere digitale Videoeffekte zwischen mehreren MPEG-kodierten Quellen, sowie das Einblenden von Untertiteln, Überschriften und Logos ins digitale Bildsignal. Mole wurde inzwischen als SMPTE-Standard ratifiziert.

Snell & Wilcox kann seinen Mitarbeitern eine für ein High-Tech-Unternehmen selten idyllische Arbeitsumgebung bieten: Zu den Firmengebäuden im südenglischen Hampshire gehören unter anderem zwei renovierte und modernisierte Wassermühlen, ein Scheunengebäude aus dem 16. Jahrhundert und ein Landsitz im viktorianischen Stil. Die Auswahl der stilvoll renovierten Immobilien in ländlicher Umgebung dient zwei Zwecken: Einerseits soll die Kreativität der Mitarbeiter soll angeregt werden und sich frei entfalten können. Andererseits ist es der Geschäftsleitung ein Anliegen auch in der Landschaftspflege aktiv zu sein.

Weltweit ist Snell & Wilcox heute in über 100 Ländern vertreten, darunter mit Niederlassungen in den USA, in Deutschland, Frankreich, Italien, Japan, Russland, Indien, Singapur, China, Malaysia und dem Libanon.

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