Branche: 13.09.2000

IBC2000: Warum der SFB MPEG-IMX ordert

Der Sender Freies Berlin (SFB) gab zur IBC2000 seine Entscheidung für MPEG-IMX von Sony als zukünftiges Bandformat bekannt. www.film-tv-video.de sprach noch während der Messe mit leitenden SFB-Mitarbeitern über die Gründe für diese Entscheidung.

B_0900_SFBEntscheiderGerald Schermuck (links), Dieter Großmann, Werner Eiben und Gerd Zeiss vom SFB mit Sony-Broadcast-Chef Jürgen Küppers.

Mit einem Anteil von 4,25 % am ersten Programm der ARD gehört der SFB zu den kleineren in der ARD verbundenen, öffentlich-rechtlichen Sendern. Beim ARD-Hauptstadtstudio in Berlin war die Entscheidung zugunsten des Panasonic-Formats DVCPRO gefallen. Nun folgte der SFB aber dem BR und dem WDR und entschied sich dafür, im eigenen Haus auf MPEG-IMX zu setzen. Zwei andere ARD-Anstalten, der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) und der Südwestrundfunk (SWR) setzen dagegen auf DVCPRO.
120 Geräte — aufgeteilt in Camcorder, Studiorecorder und kompakte Office-Player — will der SFB in den kommenden Jahren erwerben. Sony beziffert den Deal mit einem Gesamtwert von 6,3 Millionen Mark.
Werner Eiben, Hauptabteilungsleiter Produktion und Betriebstechnik des SFB, stieß im Gespräch mit www.film-tv-video.de ins gleiche Horn, wie schon die Verantwortlichen bei WDR und BR: Das Betacam-Kassetten-Archiv mit einem Bestand von 46.000 Bändern ist auch für den SFB ein Grund, auf die Abspielkompatibilität des MPEG-IMX-Formats zu setzen. »Die schrittweise Migration und der dadurch entstehende Mischbetrieb, der sich über längere Zeiträume erstrecken wird, sind einfacher zu bewältigen, der Workflow lässt sich reibungsloser gestalten, wenn wir hier die Kompatibilität haben,« erläutert Eiben. Die Umstellung soll beim SFB in mehreren Wellen bis zum Jahr 2004 erfolgen. Zuerst wird MPEG-IMX im Bereich Aktuelles eingesetzt, dann soll der Regionalprogramm-Bereich folgen und schließlich alle verbleibenden Bereiche.
Noch gibt es keinen MPEG-IMX-Camcorder und der wird wohl auch nicht vor dem Sommer 2001 verfügbar sein. Darin sieht Werner Eiben aber kein Problem: »Sony hat uns feste Liefertermine zugesichert, bis zur Verfügbarkeit des MPEG-Camcorders sind für den Bedarfsfall Ersatzlieferungen im Digital-Betacam-Format vereinbart.«
Ob DVCPRO als Alternative ernsthaft im Gespräch war, bejahen die SFB-Technik-Verantwortlichen. Dieter Großmann, Chefingenieur und Leiter der Hauptabteilung neue Technologien und Planung erläutert: »Die Erfahrungen mit DVCPRO im Hauptstadtstudio verliefen positiv und zeigten, dass DVCPRO technisch absolut konkurrenzfähig ist.« Werner Eiben ergänzt: »Technisch und auch kaufmännisch wäre DVCPRO möglich gewesen, aber letztlich sprachen der Workflow und auch die Bandkosten für MPEG-IMX.« »Langfristig lassen sich bei den von uns geplanten Abläufen mit MPEG-IMX auch einige Kodierungs- und Dekodierungsschritte einsparen, was von der technischen Seite aus natürlich auch sinnvoll ist«, fügt Chefingenieur Großmann an.
Auch Gerd Zeiss von der Abteilung Bild des SFB, sieht die Entscheidung für das Sony-Format positiv: »Die SFB-Kameraleute verfügen über jahrelange Erfahrungen mit Sony-Camcordern, sind mit der Bedienung vertraut und mit den Sony-Camcordern weitgehend zufrieden. Auch von dieser Seite aus betrachtet, ist die Entscheidung richtig.« Gerald Schermuck, Abteilungsleiter des zentralen Materialwesens, fasst zusammen: »Es war eine Vielzahl einzelner Parameter, die letztlich für MPEG-IMX sprachen.«