Editorial, Kommentar, Top-Story: 29.04.2005

Geht es aufwärts?

»Dienstleister der digitalen Wirtschaft legen zu« – das meldete dieser Tage der Bundesverband der Digitalen Wirtschaft, unter dessen Dach sich zahlreiche Medienfirmen – überwiegend aus dem Internet- und Multimedia-Bereich – zusammen gefunden haben. Demnach rechnen die Unternehmen mit einer deutlichen Steigerung ihrer Umsätze um 23 Prozent. BVDW-Forscher Dr. Bernd Henning urteilt darüber: »Ein erfreulicher Hinweis darauf, dass die Branche sich erfolgreich konsolidiert hat. Der wieder eingekehrte Optimismus, den wir schon im zurückliegenden Jahr mit unserer Befragung dokumentieren konnten, war also durchaus berechtigt.«

Von solchem Optimismus war auch bei deutschen NAB-Besuchern und -Ausstellern während der Messe in Las Vegas recht viel zu spüren: Etliche Hersteller konnten noch während der NAB größere Deals abschließen, mancher Sender gab in Las Vegas die Investition in größere Systeme bekannt und einige System-Integratoren berichten von größeren Projekten, die nun ganz konkret anstehen. Auch der Produktionsbereich erholt sich schrittweise und investiert wieder stärker in neue Systeme.

Leider will in dieses schöne Bild so ganz und gar nicht passen, dass die generellen Konjunkturerwartungen für Deutschland in den vergangenen Tagen und auch heute wieder offiziell nach unten korrigiert wurden. Die Eckdaten sind schlecht, der Aufschwung will sich einfach nicht so recht einstellen. Für die zahlreichen Firmen und Dienstleister aus dem Medienbereich, die sich nun gerade wieder mühsam aufgerappelt haben und nach Erreichen der Talsohle endlich wieder hoffnungsvoll nach vorne blicken, bringen solche General-Meldungen nicht unbedingt den gewünschten Motivationsschub, um den weiteren Weg frohen Mutes zu beschreiten.

Es hilft aber nichts, da müssen wir alle durch. Und schließlich: Die NAB war schon immer auch ein recht verlässlicher Indikator für die deutsche Medienbranche. Das Resümee dieser Messe klang und klingt bei den allermeisten gar nicht schlecht, sondern weit überwiegend positiv. Zieht man von der gefühlten Messestimmung den branchenüblichen Überschwang der Amerikaner ab, bleibt immer noch vorsichtiger bis offener Optimismus übrig, den auch die im Allgemeinen eher zweifelnden Deutschen nicht auf Null ziehen. Das ist doch nach den vergangenen Jahren schon mal was, worauf man aufbauen kann – vielleicht schon mit sichtbaren Erfolgen bis zur IBC.

Sie werden sehen.