Branche, Top-Story: 01.09.2005

Sony: Meßmer goes Japan

Es passiert besonders in der Broadcast-Branche relativ selten, dass ein Europäer von einem japanischen Elektronikkonzern nach Nippon berufen wird. Für Rolf Meßmer von Sony steht dieser Schritt jetzt an und er wird in Sonys Atsugi Technology Centre unter anderem mit dem NLE-System Xpri befasst sein.

Welche Position werden Sie in Japan übernehmen und welche Aufgaben sind damit verbunden?
Meßmer: In Japan übernehme ich die Position Product Planner for Network Systems. Meine Aufgaben werden unterschiedliche Bereiche umfassen, die sich jedoch zentral um die Entwicklung von professionellem Produktions-Equipment drehen. An meinem neuen Arbeitsort im Atsugi Technology Centre werde ich ein bereits bestehendes Team verstärken, das sich mit Xpri, XDCAM, Sonaps, unserem neuen Playout-Server MediaVenue und Archiven beschäftigt.

? Welche konkreten Auswirkungen kann Ihr Wechsel nach Japan für die Produkt-Entwicklung von Xpri haben? Gibt es Besonderheiten im deutschen und europäischen Markt, was die Anforderungen an ein NLE-System betrifft?
Meßmer: Ich habe in Deutschland eng mit unseren Key-Kunden zusammengearbeitet. Meine Tätigkeit war stark von deren Feedback geprägt. Es war Teil meiner Aufgabe, diese für uns sehr wichtigen Informationen aufzugreifen und für die Optimierung unserer Produkte zu nutzen. So hat uns der Norddeutsche Rundfunk bei Xpri sehr wertvolle Anregungen geliefert. Gleiches gilt für den Westdeutschen Rundfunk und XDCAM. Diese Arbeits- und Denkweise werde ich mit nach Japan nehmen, um sicherzustellen, dass unsere Produkte auch weiterhin nah am Kunden entwickelt werden.
Besonderheiten auf dem deutschen und europäischen Markt für ein NLE-System sehe ich darin, dass bei uns die Voiceover-Abläufe hohe Anforderungen an ein NLE-System stellen. Beispielsweise schneidet ein deutscher Produzent seine Bilder, bevor er sie vertont. Japaner und Amerikaner gehen oft den umgekehrten Weg. Sie haben ein fertiges Audio und gestalten dazu passend ihr Material. Bei Xpri ist es eigentlich egal, von welcher Seite das Pferd aufgezäumt wird, aber es ist wichtig, dass ein NLE-System umfassende und ausgereifte Features bietet, um Produzenten viele kreative Freiheitsgrade zur Verfügung zu stellen.

? Sony hat beim Thema NLE-Systeme in den vergangenen zehn Jahren weder eine klare Linie verfolgt, noch konnte sich das Unternehmen in diesem Marktsegment auf breiter Basis mit eigenen Produkten etablieren. Xpri kommt nun relativ spät in einen weitgehend gesättigten Markt: Kann Xpri einen Wendepunkt in dieser Historie markieren?
Meßmer: Im September 2003 fand der offizielle Launch von Xpri statt. In der Tat kam unser NLE-System spät in einen Markt, auf dem ein harter Verdrängungswettbewerb herrscht. Dafür haben wir ein NLE-System erarbeitet, das die perfekte Interoperabilität zu unseren anderen Produktgruppen sicherstellt. Es hat eben ein wenig länger gedauert, um dieses Ziel zu erreichen. Avid und Pinnacle sind mit ganz anderen Voraussetzungen gestartet, können aber auch nicht die ganze Produktionskette bedienen. Dass sich die Entwicklungsarbeit gelohnt hat, zeigt das positive Feedback unserer Kunden. Sonys NLE-System bietet viele Vorteile für einen integrierten, reibungslosen Workflow. Beispielsweise erlaubt Xpri im Workflow mit XDCAM ein sehr schnelles und kosteneffektives Editing. Darüber hinaus können MXF-Daten problemlos zwischen Servern über IT-Netzwerke ausgetauscht werden. Der größte Vorteil von Xpri ist aber, dass es HDCAM im nativen Format verarbeiten kann. Durch die King-Cobra-Effektkarte werden Effekte, die in der Postproduktion benötigt werden, wie etwa. Chromakey und Secondary Color Correction, in Echtzeit abgebildet. Diese Features sind auf dem Markt in dieser Form bei einem NLE-System einmalig und unsere Kunden wissen das sehr zu schätzen.

? Was erwarten Sie von Xpri in den kommenden zwei bis drei Jahren?
Meßmer: Die IT-basierte Vernetzung von Workflows wird auch im Broadcast-Bereich stark zunehmen. Schon heute ist es ja beispielsweise möglich, dass ich in Köln mit Xpri XDCAM-Material sichte und Proxy-Video schneide, das tatsächlich aber in Berlin oder anderswo auf der Welt physisch gespeichert ist. Derartige Workflows werden häufiger. Sonaps von Sony ist eine Lösung für die vernetzte Content-Erstellung und -Distribution, die schon heute in diese Richtung zielt. Wir müssen unsere Produkte daher bewusst auf eine vernetzte Zukunft ausrichten und versuchen, den Wünschen unserer Kunden immer einen Schritt voraus zu sein.
Ein großes Potenzial sehe ich bei Xpri im Zusammenspiel mit XDCAM-Anwendungen. Mit Xpri kann beispielsweise das Proxy-Video von der Professional Disc separat und schnell transferiert werden. Daher sprechen wir in diesem Zusammenhang auch gern von »Power of Proxy«. Bei anderen Schnittsystemen ist das nicht möglich. Hier müssen alle Daten immer zusammen überspielt werden, was sehr viel länger dauert. Wer »Power of Proxy« nutzt, kann daher Zeit und Kosten sparen. Aber nicht nur für den SD-Workflow bietet Xpri Vorteile, auch bei HD ist Xpri absolut überzeugend, wie man auch am Beispiel der nativen HDCAM-Verarbeitung erkennen kann.

Mehr Infos
Einen Site-Report in dem es um die Nachbearbeitung mit Xpri geht, finden Sie hier.

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T_0805_Sony_Messmer.pdf