Branche: 01.12.2005

Kodak on the road: Super16 für HD

Derzeit tourt Kodak unter dem Motto »Sweet 16« durch mehrere Städte in Deutschland, um zu zeigen, wie sich das Unternehmen beim Thema HD aufstellt. Im Zentrum stehen dabei das Super16-Filmformat, die jüngsten Filmemulsionen und die digitalen Workflows, die Kodak anbietet und unterstützt. Teil der Veranstaltungsreihe sind auch Vorträge von Anwendern, so präsentierte der Kameramann und Regisseur Thomas Bresinsky bei der Auftaktveranstaltung in München den Formatvergleich »Five Reasons«.

Mit seiner Veranstaltungsreihe zum Thema Super16 will Kodak deutlich machen, dass sich das Unternehmen auf das Thema HD bestens vorbereitet sieht und aus der Sicht des Herstellers mit Super16 ein Filmformat zur Verfügung steht, das Dank neuer Emulsionen die optimale Basis für die zukunftssichere TV-Produktion bietet.

Dafür betreibt Kodak bei seiner Roadshow auch einen durchaus beachtlichen technischen Aufwand und spielt Beispielproduktionen von einer HDCAMMAZ auf vier HD-Röhrenmonitore (Sony BVM-D24E1WE mit 1.920 x 1.080 Bildpunkte) und zwei Profi-LCD-Schirme (Sony LMD-233W, 1.280 x 768 Bildpunkte) aus.

Ergänzt werden die verschiedenen Sichtbeispiele durch Vorträge und Präsentationen von Kodak-Mitarbeitern und Anwendern. Bei der Auftaktveranstaltung in München waren das von Kodak-Seite General Manager Kai Langner und der Produktexperte Hans Henneke. Als Anwender traten der Kameramann und Regisseur Thomas Bresinsky und BR-Chefkameramann Hans Fischer ans Rednerpult.

Thomas Bresinsky zeigte den aufwändigen Formatvergleich »Five Reasons« der auch schon bei anderen Veranstaltungen für große Aufmerksamkeit sorgte, etwa bei einer Chroma-TV-Veranstaltung (Bericht hier), sowie bei einem von Nordmedia veranstalteten Workshop (Bericht hier). Der Formatvergleich zeigt die Stärken und Schwächen verschiedener Videoformate im Vergleich zur Produktion mit S16-Film auf: Interessant und begrüßenswert, dass sich Kodak bei einer eigenen Veranstaltung hiermit dem Vergleich stellt, der keineswegs einseitig »Pro Film« plädiert.

Das Publikum honorierte das durchaus: Thomas Bresinsky konnte zahlreiche Fragen zu den verschiedenen Formaten und zum Ablauf des Formatvergleichs beantworten. Lässt sich bei HD-Kameras verlässlich eine dem Film äquvalente Eempfindlichkeit ermitteln? Mit welchen Blenden wird sinnvollerweise gearbeitet? Was empfiehlt sich zur Bildkontrolle vor Ort? Das waren nur einige der Fragen, die gestellt wurden.

Thomas Bresinsky konnte hier aus seinem reichen Erfahrungsschatz schöpfen und dabei auch einige Vorurteile ausräumen. Aus seiner Sicht ist es beispielsweise keineswegs so, dass HD-Produktionen mehr Licht erforderten. Im Gegenteil, er selbst arbeite dabei sogar eher mit weniger Licht als bei Film. Die vieldiskutierte Frage, wie das Bild am Set beurteilt werden soll, hat Bresinsky für sich so beantwortet, dass er sich primär auf einen portablen Waveform-Monitor verlässt, weil dabei »Lichter und Spitzen am besten zu erkennen und zu beurteilen« seien. Sich auf einen Bildschirm zu verlassen, hält Bresinsky nicht für sinnvoll, weil man sich dabei eben auch immer auf die Einstellung des jeweiligen Monitors verlasse. Bresinsky, der selbst auch außerhalb des Formatvergleichs mit Film, SD- und HD-Video arbeitet, findet, dass man mit HD wieder sehr viel exakter arbeiten müsse, und dass Film letztlich bei der Aufnahme das tolerantere Medium sei. Insgesamt zeichnet Bresinsky aber mit seinem Formatvergleich ein differenziertes Bild.

Den Look der einzelnen Formate disktutierten die anwesenden Kameraleute natürlich ebenfalls, und hier gab es durchaus unterschiedliche Wahrnehmungen. Bresinsky merkte allerdings an, dass er trotz vorhandener und auch sichtbarer Unterschiede auch erstaunt sei, wie nahe die unterschiedlichen Aufnahmemedien und -formate mittlerweile beeinander lägen.

Hans Fischer, Chefkameramann des Bayerischen Rundfunks, gab im seinem Vortrag Einblicke in die Arbeitsweise beim BR und zeigte Ausschnitte aus zwei aktuellen Produktionen des BR, in denen teilweise unterschiedlichste Formate, etwa Digi-Beta, Super-16 und teilweise auch DV, kombiniert wurden. Solche Mischformen in der Produktion seien mittlerweile beim BR üblich, führte Fischer aus, wobei man sich bei der bayerischen ARD-Anstalt generell immer für das Format entscheide, das am besten zur jeweiligen Geschichte passe. Wirtschaftliche Faktoren ließ Fischer unerwähnt, auch wenn mancher der anwesenden Kameraleute mutmaßte, dass diese mindestens ebenso großen Einfluss auf die Formatwahl haben dürften.

Beim BR, so Fischer, spiele die Filmaufzeichnung nach wie vor eine große Rolle, so werden etwa bestimmte Serien komplett in Super16 produziert. Interessanter Aspekt in den Ausführungen von Fischer: Das handwerkliche Können und Wissen der mit Film vertrauten und geschulten Mitarbeiter sei letztlich auch bei der Aufzeichnung auf Video in 25p wieder hilfreich, weil es auch hier etwa darum gehe, den passenden Bildwinkel zu finden und etwa schnelle Schwenks zu vermeiden um Shutter-Effekte zu reduzieren.

Hans Henneke rundete die Veranstaltung mit aktuellen Beispielen ab, die unter Einsatz verschiedener Produkte aus der Kodak-Palette produziert wurden und zeigte auch, wie neue Workflows aussehen können, wenn etwa mit dem neuen Vision 2 HD Color Scan Film 7299 gedreht wird. Dieser ist extrem flach, mit sehr geringem Kontrast angelegt, auch die Farben in den drei Layers sind sehr entsättigt, wenn man das entwickelte Material anschaut: Ein Scan-Only-Film. Nach dem Scannen hat man zunächst ein flaches, flaues, relativ farbentsättigtes Material auf dem Schirm. Diesem digitalen Rohmaterial kann man dann aber über einen zum Scan-Film-System gehörenden Kodak-Prozessor die Charakteristik aller aktuellen und vieler ausgelaufener Kodak-Filmtypen zuweisen. Auch ganz eigene Looks lassen sich kreieren — was in der Demo zu sehen war.

Ganz generell glaubt Kodak, im Fernsehbereich mit dem neuen Super16-Material auf dem richtigen Weg in die HD-Zukunft zu sein und nennt im Vergleich zu digitalen Videoformaten unter anderem die höhere Auflösung als Plus, ebenso die Abwesenheit typischer Alias-Effekte, sowie die Möglichkeit, das Material später mit neuen, besseren Technologien erneut abtasten und wiederverwerten zu können.

Fazit: Mit dem umfangreichen Programm der Veranstaltung gab es für die Besucher genügend Punkte, die es im Anschluss an das Programm zu diskutieren galt.