Branche: 11.01.2006

Sony: Profi-Abteilung geht nicht automatisch mit nach Berlin

Sony gibt seinen bisherigen Standort in Köln auf. Zumindest große Teile der bisher dort beheimateten Unternehmensteile werden nach Berlin umziehen. www.film-tv-video.de fragte bei David Bush, Divisional Director PSE Germany and Austria nach, ob das auch für die Profiabteilung des Unternehmens gilt.

Können Sie etwas zum geplanten Umzug von Sony Deutschland nach Berlin sagen? Wird die Profi-Abteilung mitgehen?

David Bush: Die Sony Deutschland GmbH, zu der wir gehören, wird ihren Hauptsitz nach Berlin verlegen. Die einzelnen Abteilungen sind nun mit der Planung und Umsetzung dieser Entscheidung beschäftigt. Zur Sony Deutschland GmbH gehören unterschiedliche Abteilungen: Consumer Business, IT Business, Tape and Media Business, sowie unser Professional Solutions Business. Wir alle planen nun individuell, wie wir das managen werden.

Es gibt gerade beim Professional Business einige Aspekte, die uns veranlassen, zu überlegen, ob wir diesen Umzug mit all unseren Ressourcen vornehmen oder ob es starke Argumente dafür gibt, einige Ressourcen in Köln zu belassen. Diese Diskussion ist noch nicht abgeschlossen und sie betrifft einige der besonders spezialisierten Ressourcen innerhalb des Professional Solutions Teams. Basis der Diskussion ist, welche Auswirkungen sich aus einem Umzug auf unsere Fähigkeiten in puncto Kundenservice ergeben. Wenn sich im Rahmen der Diskussion der Eindruck ergeben würde, dass unsere spezialisierten Ressourcen durch einen Umzug nach Berlin so beeinträchtigt würden, dass daraus ein Risiko für unsere Möglichkeiten entstehen könnte, die Kundenbeziehungen zu pflegen und die Kunden zu bedienen, dann wäre das ein starker Grund, nach Alternativen zu schauen — einschließlich der Möglichkeit, in Köln zu bleiben. Es gibt eine ernsthafte Diskussion in dieser Richtung und es ist nicht so, dass wir automatisch der generellen Richtung folgen müssten.

Lange Rede, kurzer Sinn: Diese Frage ist derzeit noch offen, es gibt aber keinen Automatismus.

Was ist denn der Hauptgrund für den geplanten Umzug nach Berlin?

David Bush: Wenn wir auf Sony in Deutschland insgesamt blicken, dann ist es so, dass hier in Köln die Sony Deutschland GmbH sitzt, während Teile von Sony Europe und damit verbundene Firmenteile dagegen in Berlin und anderswo angesiedelt sind. Nun sind wir nach etlichen Jahren in einer Situation angelangt, in der Sony in Deutschland sehr viel mehr Grundstücke und Gebäude besitzt, als der aktuellen Größe der Organisation hier in Deutschland entspricht. Diese Situation müssen wir konsolidieren.

Beim Sony Center in Berlin gibt es lang laufende Verträge, die uns verpflichten, das Gebäude in einem bestimmten Umfang zu nutzen und zu belegen. Hier gibt es finanzielle Verpflichtungen, die mit dem Sony Center zusammenhängen — gleichgültig, ob wir es beziehen oder nicht. Aus diesen Gründen ist es insgesamt sinnvoll, das Berliner Gebäude zu nutzen, anstatt etwa alle Sony-Abteilungen in Köln zusammen zu ziehen.

Den aktuellen Standort in Köln werden wir in jedem Fall aufgeben. Selbst wenn einige Teile von Sony in Köln bleiben sollten, dann steht für diese ein Umzug im Kölner Raum an.

Was sagen denn die großen Kunden im Kölner Raum zu den Plänen, etwa der WDR?

David Bush: Einer der Gründe, weshalb wir innerhalb der Professional Solutions Group die aktuelle Diskussion führen, liegt darin, dass wir viele wichtige Kunden in und um Köln haben. Dazu gehört der WDR, dazu gehört RTL, dazu gehören auch einige unserer Partner und Sales Channels wie etwa Wellen+Nöthen. Es gibt also viele Key-Kunden hier — aber auch an vielen anderen Orten in Deutschland. Köln ist ganz klar einer der großen Drehpunkte der Medienbranche in Deutschland und deshalb ist es einer der wichtigen Aspekte bei dieser Entscheidung, dass wir den Kunden mindestens genauso guten und effektiven Service bieten können, wie bisher.

Die übliche Reaktion, wenn man mit Branchen-Insidern über die Umzugsentscheidung von Sony spricht, ist Unverständnis: Gerade im Broadcast-Bereich läuft in Berlin weniger als in anderen deutschen Großstädten. Deshalb erscheint es nicht sinnvoll, die Professional Solutions Division dorthin zu verlagern.

David Bush: Ganz allgemein gesprochen, ist das auch meine Perspektive: Wir haben wesentlich mehr Kunden im Kölner Raum, als in Berlin. Allerdings ist es in der Praxis auch nur bei bestimmten Ressourcen notwendig und wichtig, sie in der Nähe der Kunden vorzuhalten.

Weitere Infos

Dieses Interview ist ein Auszug aus einem längeren Gespräch, das www.film-tv-video.de mit Naomi Climer, Director Professional Services & Media Business und David Bush, Divisional Director PSE Germany and Austria, zu verschiedenen Themen führen konnte und das in Kürze in voller Länge erscheinen wird.