Editorial, Kommentar, Top-Story: 13.03.2015

Abhängigkeiten

Am Mittwoch dieser Woche waren App-Store, iTunes-Store und weitere Online-Services von Apple über viele Stunden nicht erreichbar. Das sorgte für Unmut bei vielen Kunden des Unternehmens — und es zeigte mal wieder, wie leicht es ist, sich abhängig zu machen.

Bei aller Euphorie über die vielen Online- und Cloud-Services, von denen viele auch noch gratis oder zumindest scheinbar gratis sind, zeigen solche Ereignisse auch immer wieder, wo der Hase im Pfeffer liegt: Man macht sich abhängig von Systemen, auf die man keinerlei Einfluss hat.

Das tut man als Privatperson ohnehin schon in den verschiedensten Lebensbereichen — und die einen sind dabei mutiger als die anderen. Sobald es aber um den geschäftlichen Bereich geht und dabei möglicherweise gar um die Kern-Assets, ist sicherlich besondere Vorsicht geboten. Nun soll hier nicht irgendwelchen Verschwörungstheorien oder der Daten-Paranoia im allgemeinen das Wort geredet werden, aber letztlich sollte man sich besonders im Medienbereich wirklich sehr ernsthaft überlegen, welche Assets und welchen Content man wohin auslagert.

Dabei befindet sich die Redaktion von film-tv-video.de keineswegs im luftleeren Raum des Hörensagens und der Spekulation, sondern kann über eigene, konkrete Erfahrungen berichten: Schon vor etlichen Jahren — es müsste 2010 gewesen sein — hatten wir beschlossen, unsere Video-Clips nicht mehr selbst zu kodieren und zu hosten, sondern das über Youtube abzuwickeln. Im Rahmen der NAB-Berichterstattung wollten wir das alles ins Werk setzen und so die Videoberichterstattung von dieser Messe verbessern und beschleunigen. Wir hatten im Vorfeld die Abläufe ausprobiert, es war komfortabler und schneller, so zu arbeiten. Wir fühlten uns gut gerüstet. Am Tag vor der NAB gab es dann aber eine Änderung bei Youtube, in Folge deren wir unsere eigenen Videos nicht mehr in unsere eigene Seite einbinden konnten. Eine Vorinformation über diese Änderung hatten wir nicht erhalten — und vielleicht kann man sie auch nicht erwarten, wenn man Services nutzt, für die man nichts bezahlt. 

Dass so etwas jederzeit in den verschiedensten Bereichen passieren kann, zeigt ein weiteres Youtube-Beispiel: Viele Nutzer von Smart-TVs, die kaum mehr als zwei Jahre alt sind, können in Kürze keine Youtube-Clips mehr darauf ansehen. Betroffen sind unter anderem auch TV-Geräte und Blu-ray-Player von Sony und Panasonic mit Baujahren vor 2013. Ab 20. April 2015 wird die YouTube-App auf den betroffenen Geräten von Youtube nicht mehr unterstützt. Ein paar weitere Infos gibt Youtube dazu unter dem Link http://bit.ly/1wyyBJ1.

Können wir uns als Endkunden und Anwender gegen so etwas wehren? Wohl kaum, wenn es sich um Gratis-Services mit kilometerlangen Nutzungsbedingungen handelt, denen wir irgendwann mal zugestimmt haben. Um so mehr sollte man in Bereichen, wo man es kann, gegensteuern.

Sie werden sehen.