Kurznachrichten: 24.03.2022

News: Kurz und knackig – KW 12/2022

Deal: Amazon kauft MGM. RTL-Group: 5 € Dividende. Bavaria: Jetzt auch Dokus. UHD: Kein Broadcastformat? PayTV: Im Abwind. Ukraine: Archive und Geschichte sichern. Russland: Cloud und Speicher bald voll?

Unternehmen

MediaForEurope (Ex Mediaset) will restliche 44% an Mediaset Espagna für 780 Mio. € übernehmen. Ziel Berlusconis ist ein paneuropäischer Medien- und Unterhaltungskonzern. Aktuelle Pläne zur Übernahme von P7S1 streitet dessen größter Einzelaktionär ab. »Was in einem Jahr ist, wird man dann sehen«, wird Finanzchef Giordani zitiert.
Die EU-Kommission stimmte der Übernahme des Hollywood-Traditionsstudios durch Amazon ohne Auflagen zu. Der Deal beeinträchtige weder Produktion noch Filmhandel und -Vertrieb. Als Wert des Geschäfts werden 8,45 Mrd. $ genannt.
Für 2021 meldet die internationale RTL Group 1,3 Mrd. (2020: 492 Mio.) € Gewinn. Die Aktionäre (Bertelsmann 76%) sollen 5 € Dividende erhalten. Wegen der Anlaufkosten von 250 (2020: 166) Mio. €  für Streamingangebote falle der Gewinn 2022 mit 1,15 Mrd. € etwas geringer aus. Der Umsatz soll von 6,6 auf 7,4 Mrd. € steigen.
Seven.One Entertainment Group und ProU Producers United Film vereinbaren eine mehrjährige Zusammenarbeit über die Koproduktion von deutschen Kinofilmen. Kinowelt übernimmt den Verleih.
Frankreichs PayTV Canal+ kaufte 70% von SPI International, eines weltweit mit Osteuropa-Schwerpunkt aktiven Anbieters von 42 PayTV-Kanälen und anderen AV-Medienangeboten.

Broadcast

Ende 2022 endet die Zulieferung von Nachrichten durch WeltTV (Springer SE). ProSiebensat1 will diese ab 2023 selbst produzieren. P7S1 holte mit Arne Teetz den langjährigen Chefredakteur TV & Bewegtbild von Welt ins Boot. Er soll als Chefredakteur Nachrichten eigene Formate für ProSieben, Sat1 und Kabel1 entwickeln.
Der öffentlich-rechtliche Sender will seine Mediathek 2022 UHD-fähig machen, so Produktionsdirektor Sascha Molina gegenüber Digitalfernsehen. Man setze auf Dokumentationen, wo der »Nutzen am Größten« sei. Ein kompletter Umstieg auf UHD sei wegen der hohen Produktions- und Übertragungskosten »nicht zielführend«. Online könne UHD mit HDR kombiniert werden.
Der Rundfunk Berlin Brandenburg fasste seine Film- und Doku-Redaktionen unter Leitung von Kulturchefin Martina Zöllner an seinem Standort auf dem Filmgelände Potsdam-Babelsberg zusammen.

Radio, Audio

Seinen nächtlichen halbstündigen Serviceblock besetzt das Freiburger Privatradio Baden.fm mit dem Text-to-Speech-System »EVA«. Die synthetische Stimme bringt »Content Creation Intelligence« von Konsole ins Playout. Deren Tool AX Semantics  verarbeitet die Wetterdaten, die Verkehrsinfos kommen von Xebris (Österreich).

Streaming

Der TV-Konzern P7S1 bündelt seine Aktivitäten für adressierbare TV-Werbung als Erstkunde der Telekom-Plattform Magenta Ad Solutions.

Netze

Bis Mitte 2023 will 1&1 Firmenchef Ralph Dommermuth 5G-Antennen für das vierte 5G-Funknetz aktiviert haben. Die Vorgaben (25% der Haushalte bis 2025, 50% bis Ende 2030) wolle man früher erfüllen. Bis dahin regelt ein Roaming-Vertrag den Kundenzugang über das 4G-Netz von O2.

Standards

Die internationale Plattform für den offenen Standard Hybrid Broadcast Broadband TV (»HbbTV«) startete ein kostenloses Developer-Portal, u.a. mit Praxisinfos und einem Forum für Software-Entwickler.

Filme, Förderungen, Festivals, Wettbewerbe

Bei dem seit 20 Jahren veranstalteten Nachwuchspreis der Filmbranche wurde die Altersgrenze für Einreicher ohne Filmabschluss aufgehoben. Anmeldungen für First Steps werden bis zum 12. April angenommen. Die Verleihung ist am 26. September geplant.

Studien, Statistiken, Märkte

Im Februar stiegen die Werbeumsätze in Deutschland laut Nielsen um 9,4% zum Vorjahresmonat auf 2,534 Mrd. €. Das Kino holt nach dem Lockdown weiter auf. Größter Gewinner ist der Hörfunk mit 135,5 Mio. € Umsatz (+31,8%).
Laut Analyse von DigitalTV Research verliert PayTV in Westeuropa 7 Mio. Kunden bis 2027 und hat dann 100 Mio. Abos. Deren Zahl fällt in Deutschland am stärksten um 2 auf 22,8 Mio., in England um 1,4 auf 13 Mio. und in Frankreich um 0,9 auf 22 Mio. Parallel fallen die Umsätze in 18 Märkten um 5 (18%) auf 22 Mrd. $.

Medienkrieg Russland/Ukraine

Der Russland-Stop westlicher Cloud-Anbieter könnte bald massiv wirken. Laut dem russischen Wirtschaftsblatt »Kommersant«, das sich auf Regierungsquellen beruft, sind die vorhandenen Ressourcen für Cloud und Speicher in zwei Monaten erschöpft. Die Regierung wolle angeblich die Technik sanktionierender Unternehmen enteignen.
Mitarbeitende ukrainischer Archive arbeiten laut »The Guardian« intensiv an der digitalen Sicherung der Bestände und der Übertragung der Daten ins sichere Ausland. Nach dem Beschuss eines KGB-Archivs in Tschernihiw befürchten Historiker, dass Russland alles vernichten will, was nicht ins aktuelle Narrativ passt.
Das Berliner Verwaltungsgericht bestätigte die Untersagung der Verbreitung des russischen Staats-TV RT DE im Eilverfahren. Das Urteil im Hauptverfahren steht noch aus.
Die britische Medienbehörde Ofcom verbot die Verbreitung des englischsprachigen RT-Ablegers unter Verweis auf 29 laufende Ermittlungen wegen Parteilichkeit bei Berichten zum Ukraine-Krieg. RT wurde schon vorher mit einer Geldstrafe von 200.000 £ belegt.
In von der Ukraine erbeuteten russischen Militärfahrzeugen wurden Komponenten der deutschen Firma entdeckt. Laut Bosch halte sich Russland nicht an die ausdrücklich vereinbarte zivile Nutzung.
Vor dem Hintergrund des Putin-Krieges fordern Gesamt- und Konzernbetriebsrat »Konzepte und verbindliche Richtlinien« von der Telekom-Spitze, damit Geschäfte ausschließlich mit Ländern betrieben werden, die die UN-Menschenrechtscharta einhalten. Alle Geschäfte in und mit Russland sollen beendet werden. T-Systems beschäftigt laut Golem dort 2.000 Programmierer.
Die russische Medienbehörde Roskomnadsor sperrte nach den Sendern Doschd und Moskauer Echo nun auch die Webpräsenzen der Moskauer Zeitung Nowyje Iswestija, des internationalen Recherchenetzwerks Bellingcat und weiterer rund 30 Medien einschließlich von Euronews. Laut Berichten dürfen russische Firmen jetzt Patente aus »feindlichen Staaten« ohne Lizenzierung nutzen.
Nach einer Blockierung von Facebook und Instagram wurden die Meta-Plattformen in Russland als »extremistisch« verboten. Zuvor hatte Facebook ein gefälschtes Video entfernt, das einen Aufruf des ukrainischen Präsidenten Selenskyi zur Aufgabe beinhaltete.

Weiterbildung

Die Produktionsfirma Contando Films (Virginia Martin, Michael Fetter Nathansky) und das Spielestudio Copy Paste Games können ihre Projekte ein Jahr lang in einem Büro im »Startbüro Babelsberg« auf dem dortigen Studiogelände entwickeln. Die Filmuni »Konrad Wolf«, das Medienboard, die Investitionsbank Brandenburg und Studio Babelsberg geben zusätzliche 20.000 € und stellen Mentoren.

Personalia

Von P7S1 Entertainment wechselt Kaspar Pflüger auf die neue Position des Country Directors Prime Video DACH bei Amazon. Vorgänger Christoph Schneider bekam internationale Aufgaben, bleibt aber in der DACH-Geschäftsführung.
Den neuen Geschäftsbereich Dokumentationen baut Emanuel Rotstein, von A+E kommend, als Head of Documentaries auf.
Michael Schuld, seit rund 20 Jahren im Konzern und seit 2019 Leiter der für MagentaTV zuständigen Business Unit TV & Entertainment, verlässt die Telekom und wird Marketingchef bei Mediamarkt Saturn.

 

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