Messe: 19.09.2008

IBC2008: Avid-Spitze äußert sich zur neuen Strategie

Avid-CEO Gary Greenfield und Kirk Arnold, Executive VP Customer Relations, erläutern im Interview mit film-tv-video.de Avids neue Firmenstrategie.

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Vor gut einem Jahr verließ Avid-CEO David Krall das Unternehmen. Nancy Hawthorne übernahm als Interims-Chefin seine Position, bevor sie dann Ende des Jahres den branchenfremden Gary Greenfield als neuen CEO ins Unternehmen holte. Er hatte vor seiner Tätigkeit bei Avid schon etliche IT-Firmen restrukturiert und trat mit dem Ziel an, Avid wieder profitabler zu machen. Gary Greenfield holte sich nur wenige Monate später mit Kirk Arnold Verstärkung für die Restrukturierung bei Avid. Auch Kirk Arnold hat schon etliche Firmen umgebaut und kommt wie Greenfield aus dem IT-Bereich.

Avid wird nun also von zwei IT-Managern geleitet, die sich auf Turn-Around-Projekte spezialisiert haben. Das ließ viele Kunden und Mitarbeiter befürchten, dass jetzt ein knallharter Sanierungskurs anstehe, das Unternehmen flott gemacht, filetiert und dann versilbert werden solle. Dem treten die Manager im Interview mit film-tv-video.de entgegen. Kirk Arnold sagt: »Es geht nicht darum, eine Firma zu zerschlagen oder zu Geld zu machen, sondern in den verschiedenen Unternehmensbereichen die Marktführerschaft auszubauen, zu halten oder zu erreichen.« Auch das wird jedoch nicht ohne Änderungen im Unternehmen möglich sein.

Erste Umstrukturierungs-Maßnahmen ließen also nach dem Eintritt der neuen Führung nicht lange auf sich warten: Greenfield installierte gemeinsam mit Kirk Arnold ein neues Management-Team. Während der IBC2008 präsentierten Gary Greenfield und Kirk Arnold dieses neue Team, das schon Ende August angekündigt worden war (siehe Meldung) und in dem sich auch ein paar alte Bekannte aus anderen Bereichen der Branche wiederfinden — etwa die Ex-Autodesk-Manager Paul Lypaczewski und Martin Vann.

Zentrale Aufgabe des Teams soll es sein, die verschiedenen Teile von Avid enger zu verknüpfen. Durch die Übernahme anderer Firmen in verschiedenen Phasen der Unternehmensgeschichte ist bei Avid ein Bauchladen an Produkten entstanden, die von relativ autark operierenden Divisionen entwickelt und vermarktet werden. Greenfield sieht nach eigenen Angaben seine Aufgabe darin, die einzelnen Teile von Avid enger zu verknüpfen und zu einem größeren Ganzen zu verbinden. Dabei sollen gleichzeitig die Kunden wieder stärker in den Fokus gerückt werden. Damit hat Gary Greenfield zweifelsohne zwei Schwachpunkte des Unternehmens erkannt und angegangen. Handlungsbedarf besteht ganz offensichtlich: Avid hatte in den vergangenen Jahren zwar viele Firmen übernommen, aber etliche der Akquisitionen brachten lange nicht die Effekte, die sich die Avid-Aktionäre davon erhofft hatten. So hatte man beispielsweise von der Übernahme Pinnacles deutlich mehr positive Effekte erwartet, als letztlich eingetreten waren und von der im Vorfeld beschworenen Symbiose der Produktpaletten war seit der Übernahme in der Praxis auch nicht viel zu spüren — im Gegenteil, viele Produktlinien Pinnacles landeten nach der Übernahme im Abseits oder sind auf dem Weg dahin. Auch die schon viel früher akquirierte Audiofirma Digidesign wurde letztlich nie ins Unternehmen integriert, auch wenn Digidesign mit seiner Produktlinie innerhalb der Avid-Familie deutlich zum Erfolg und Ertrag des Unternehmens beiträgt. Die Verknüpfung der Produktlinien der beiden Unternehmenszweige Video und Audio ist bis zum heutigen Tag bruchstückhaft geblieben. Mit solcherlei Effekten möchte der neue CEO Gary Greenfield nun aufräumen — und ein integriertes Unternehmen schaffen. Ein Avid-Mitarbeiter fasst das sehr eindrücklich und bildhaft so zusammen: »Our systems have to run on the same damn computer«. Bis dato ist das einer der großen Schwachpunkte bei Avid, vor allem wenn man die Verbindung von Audio und Video betrachtet. Geprüft wird ganz sicher auch das Avid-Engagement im Consumer-Bereich.

Kirk Arnold ergänzt, dass man künftig auch Produktneuheiten schneller zur Marktreife bringen wolle und dabei preislich wettbewerbsfähig bleiben oder werden wolle.

Dave Lebolt, nun als Chief Technology Officer (CTO) für Avid tätig, ist in seiner neuen Funktion als CTO Teil des neuen Management-Teams und steht dabei auch für Kontinuität: Er ist seit 1994 im Unternehmen und kommt von Digidesign. Damit liegen seine Wurzeln in dem Teil des Unternehmens, der sich jahrelang standhaft geweigert hat, gänzlich in Avid integriert zu werden, sondern stets eine eigene Digidesign-Identität gewahrt hat. Seine Funktion und Aufgabe innerhalb des nun aktiven Managements zeige, so Lebolt, dass Avid ein echtes Interesse daran habe, zwar alte Strukturen aufzubrechen, darüber aber die Tugenden und Errungenschaften des Unternehmens nicht komplett zu vergessen.

Downloads zum Artikel:

M_IBC08_Avid_F.m4v

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