Report, Top-Story: 29.09.2000

Koppfilm: Produktionserfahrungen mit HDCAM

Die Berliner Firma Koppfilm gehört zu den ersten Anwendern von digitaler HD-Produktion und 1080/24P-Technik in Europa. Im Rahmen einer mehrtägigen Veranstaltung gab das Unternehmen nun einen Einblick in die neue Technik und zog ein erstes Resümee der schon durchgeführten Produktionen.

Ex-DFF-Mitarbeiter Sven Boeck gründete 1991 zusammen mit vier Kollegen das Unternehmen Koppfilm. Ging man damals mit einem analogen Schnittplatz an den Start, so bietet Koppfilm heute nach der Anschaffung eines HDW-F900-Camcorders von Sony alle Leistungen für die digitale HD-Produktion: vom Dreh über die Postproduktion bis zum fertigen Film.

Aus der Sicht des freien Kameramanns und Koppfilm-Gesellschafters Tilman Büttner sind solche Produktionen auch für die Kinoprojektion geeignet. Büttner zeigt aber auch die Limitationen auf: Die Größe der CCD-Bildsensoren, deren Bildfeld geringfügig kleiner ist als das einer 16-mm-Filmkamera, bedingt die Arbeit mit offener Blende und langen Brennweiten, wenn man eine geringe Schärfentiefe erreichen will, wie sie beim Film meistens gewünscht ist. Um hier Verhältnisse wie beim 35-mm-Film zu erzielen, müssten die Chips der elektronischen Kameras größer sein. Auch die Auflösung erreicht noch nicht ganz die höchsten Qualitätsforderungen des modernen Kinoeinsatzes: Dazu müsste die Auflösung von 2K auf 4K gesteigert werden.

Am Set, so ergänzt Büttner die seit Juni bei Eigenproduktionen, Musikclips und Commercials mit dem HDW-F900 gesammelten Erfahrungen, sei ein hochwertiger HD-Monitor zur Bildkontrolle unabdingbar. Außerdem wandelten sich die Tätigkeitsbilder: Der Materialassistent werde durch einen Videotechniker ersetzt, der die bildgestalterischen Wünsche des Kameramannes mit Hilfe der umfangreichen Einstellungsmöglichkeiten der Kamera technisch umsetzt.
Insgesamt erfordere die HD-Videoaufzeichnung, deren Kontrastumfang Büttner ungefähr mit dem von Umkehrfilm gleichsetzt, eine »filigrane Arbeit mit dem Licht«. Büttner bewertet die neuen HD-Festbrennweiten-Objektive von Fujinon und Canon positiv, denn sie bieten eine Auflösung von 55 Linienpaaren pro Millimeter (Digibeta: 32; 35mm: 40) und eine weitaus bessere Lichtstärke als andere Objektive und schaffen damit die Voraussetzung für hochwertige Ergebnisse.

»Die Entscheidung für das Aufnahmesystem hängt ebenso vom Anspruch des Produzenten an den Look des fertigen Produktes, wie vom späteren Einsatz ab«, resümiert Koppfilm-Geschäftsführer Sven Boeck. Soll etwa ein Werbespot im Fernsehen und im Kino eingesetzt werden, kann demnach die Produktion in High Definition Video durchaus interessant sein. Die Kosten des Drehs mit HDCAM sind wegen des erheblich reduzierten Materialaufwandes deutlich geringer als beim 35-mm-Film: HD-Kassetten mit 50 min Aufnahmedauer kosten derzeit etwa 150 Mark, zudem entfällt im Vergleich zum Film der gesamte Kopierprozess. Verglichen mit 16 mm oder Super-16 wird laut Koppfilm das Drehverhältnis zum entscheidenden Faktor, denn: »Die Postproduktion eines HD-Projektes ist – abhängig von der Filmlänge und vom Umfang der Special Effects, Grafik, Farbkorrektur – nicht unbedingt kostengünstiger. Der durchgängig digitale Arbeitsprozess ist vor allem sinnvoll, um schnell und ohne Medienbruch ein Projekt durchzuziehen.«

Nicht zuletzt bietet die Arbeit mit HDCAM dank der verschiedenen Aufzeichnungsmodi (24P, 25P, 30P, 50i, 60i im 4:3- oder 16:9-Format bei einer Auflösung von 1.920 mal <LEX>1.080</LEX> Pixeln) gerade dann Vorteile, wenn der Auftraggeber die Ausspielung sowohl in PAL als auch in NTSC wünscht und auch die Kinoverwertung beabsichtigt ist. Als Vorteil für den gesamten Produktionsablauf sehen die Koppfilm-Mitarbeiter auch die Möglichkeit, das Bild aus gestalterischer wie technischer Sicht schon vor der Aufzeichnung zu beurteilen.

»Koppfilm verfügt heute sowohl über das Equipment für alle Produktionsschritte in HD vom Offline-Schnitt mit Symphony über die Postproduktion mit Fire/Inferno bis zum Mastering auf verschiedene Film- und Videoformate. Unsere Erfahrungen mit dem HDCAM-Camcorder und im gesamten Produktionsablauf können wir als Partner für Dienstleistungen ebenso wie als Produzenten in Projekte einbringen.«

Weiterhin setzt Koppfilm-Geschäftsführer Sven Boeck darauf, dass gerade der Faktor Produktionszeit bei der Erschließung neuer Marktsegmente hilft, beispielsweise auch im Event-Bereich.

Eine Version dieses Artikels mit zusätzlichen, größeren Bildern und einem Kurzporträt der Firma Koppfilm steht als PDF-Datei mit einer Größe von rund 750 kB zum Download bereit. Klicken Sie zum Herunterladen bitte auf »PDF-Laden« am unteren Ende der Bilderleiste.
Weitere Informationen zum Thema 1080/24P und zur digitalen HD-Produktion in Europa finden Sie in der Info-Zone: Das Special zur Produktion des Kurzfilms »Gone Underground« und des damit verbundenen 1080/24P-Pilotprojekts bietet weitere HD-Infos und direkten Zugang zu weiteren Artikel aus diesem Themenbereich.

Downloads zum Artikel:

T_0900_Koppfilm_HD.pdf