Branche: 13.10.2009

ZDF: Großbildinstallationen in HD

Für den Messeauftritt des ZDF während der Internationalen Funkausstellung IFA2009 in Berlin gestaltete das Frankfurter Produktionshaus Manufaktur Großbildinstallationen in HD.

Beginnend mit den Olympischen Winterspielen 2010 in Vancouver, will das ZDF schon bald regelmäßig Programm in HDTV ausstrahlen. Deshalb stellte der Sender seinen IFA-Messestand ganz ins Zeichen von HDTV: Auf insgesamt 20 Bildflächen wurden Digitalbilder in hoher Auflösung gezeigt, die von der Manufaktur aus Frankfurt gestaltet wurden.

Die Inhalte standen dabei ganz im Zeichen des Sports: Der Präsentations-»Raum« erinnerte an ein Stadion-Oval, über dem ein Bildwürfel hing, wie er heute in großen Sport-Arenen üblich ist. Im »Stadionrund« waren 16 weitere Bildflächen gruppiert, wobei die Art der Anordnung jeweils von der Präsentation einer bestimmten Disziplin abgeleitet war. So schraubte sich auf vier hochformatigen Bildflächen ein lebensgroßer Stabhochspringer über die quasi 1:1 abgebildete Höhe von fünf Metern. Eine Weitspringerin nahm Anlauf, um dann über vier ebenfalls hochformatig nebeneinander stehende Plasma Screens jene sechs Meter weit zu springen, die man im Raum auch tatsächlich abschreiten konnte. In einer dritten Gruppe waren fünf Screens in unterschiedlicher Größe so angeordnet, dass sie einen räumlichen Blick auf einen verschneiten Slalomhang suggerierten. Hier näherte sich dann auch tatsächlich aus der Tiefe ein Slalomfahrer, der auf der vordersten Bildfläche im stiebenden Schnee zum Stehen kam.

Frei im Inneraum waren zwei Bildschirme Rücken an Rücken aufgestellt, die einen Diskuswerfer in Szene setzten. Nach zwei Drehungen schleuderte der Werfer seine Scheibe in die Weite, und wurde dabei auf den Schirmenl von vorne und von hinten gezeigt. Eine letzte Bildfläche zeigte schließlich einen Sprint aus der Zielperspektive.

Alle Aktionen wurden von Wolf-Dieter Poschmann kommentiert, der auf dem »Stadion-Würfel« zu sehen war.

Um das Bildmaterial auf den unterschiedlichen Flächen platzieren und dennoch als integrales Ganzes wirken zu lassen, wurde zunächst die Mehrheit der Szenen auf 35-mm-Film gedreht. Unter der redaktionellen Leitung von Doris Biagioni (ZDF) übernahm das Manufaktur-Team Mario Leithäuser und Tim Pflugfelder dann die digitale Gestaltung. Die Bearbeitung durch Die Manufaktur begann Ende Juli. Tim Pflugfelder erstellte den Schnitt der Sport-Sequenzen und die Prävisualisierung des Gesamt-Timings mit dem Avid Adrenaline Media Composer. Für den Offline-Schnitt wurde das Filmmaterial auf Digi Beta überspielt. Mit am Adrenaline kreierten Previews konnte dann jeweils der Gesamteindruck der Installationen überprüft werden. Nach der Schnittabnahme durch das ZDF wurde das Filmmaterial gemäß Schnittliste in 4K gescannt. Die Einzelbilder wurden dann entsprechend der Flächen aufgeteilt.

Um den gewünschten realsistischen Bildeindruck zu erreichen, mussten die Abstände zwischen den Screens anhand von Aufrissplänen des Messestandes in den Kompositionen einberechnet und beim finalen Rendervorgang wieder entsprechend »beschnitten« werden. Insgesamt wurden zehn Minuten bewegte Bilder und Grafiken für die Gesamtinstallation komponiert. Das entspricht 15.000 Frames pro Monitor, was sich bei 20 Displays auf die Zahl von 300.000 Frames im HD-Format 1080p25 multipliziert.

Eine weitere kreative Aufgabe war die Gestaltung des Panorama-Hintergrundes »Winterlandschaft« für die Sequenz »ZDF-Ballon«, die die Zuschauer mit Bildern der Region um Vancouver auf die Winterspiele einstimmen soll. After Effects bewährte sich bei diesem Projekt einmal mehr als auflösungsunabhängiges Compositing-Werkzeug, wobei beide Artists über das firmeninterne Netzwerk parallel auf das Bildmaterial zugreifen konnten. Durch diese Arbeitsweise war es möglich, dass Mario Leithäuser Lightpaintings und Echo-Compositing generierte, während Tim Pflugfelder die Farbkorrektur mit SA Color Finesse 2 für dieselbe Sequenz vornahm. Anschließend wurden die beiden Kompositionen durch Import zu einer finalen Render-Komposition zusammengeführt.

Die Bildinstallation »Stabhochsprung« wies eine Auflösung von etwa 4.000 Bildpunkten in der Höhe und 2.000 Bildpunkten in der Breite auf. Bei der Station »Weitsprung« fand die Lightpainting-Animation in einer After-Effects-Komposition von 7866 x 1920 Bildpunkten statt, was an Arbeitsspeicher und Prozessoren hohe Ansprüche stellte. Zwei Mac-Workstations mit 2x 2.66 GHz Quad-Core Intel Xeon Prozessoren und 16 GB Arbeitsspeicher verrichteten diese Rechenarbeit.

Für die Station »Slalom« wurden Aufnahmen bearbeitet, die mit einer Red One in 4K Bildauflösung und mit der digitalen Hochgeschwindigkeitskamera Weisscam in Zeitlupe mit bis zu 150 fps gedreht worden waren. Weitere Zuspieler, etwa der Wintersport-Trailer und die Flugaufnahmen für die Compositing-Sequenz mit dem ZDF-Heissluftballon wurden auf HDCAM SR angeliefert. Der Gesamtablauf von 10 Minuten Länge wurde für jeden der 20 Monitore als unkomprimierter QuickTime-Film in HD 1080p25 aus After Effects gerendert. Um die Präsentation auf der Messe mit dem System Watchout zu ermöglichen, wurden alle Monitorzuspieler als MPEG-2-Filme codiert.

»Es freut uns, dass uns das ZDF die unmittelbare filmische Umsetzung anvertraut hat«, beschreibt Irene Trampler von der Manufaktur das Projekt.