Broadcast, Top-Story, Unternehmen: 22.11.2014

SES Platform Services: Wir sind bereit für UHD

In der Produktion sind Ultra HD und 4K angekommen, wie man an der wachsenden Modellvielfalt bei den Kameras und Camcordern in diesem Segment sehen kann. Auch auf der Display-Seite ist viel passiert, denn rund 70.000 Haushalte sollen in Deutschland schon über UHD-Fernseher verfügen. Aber wie sieht es auf der Ausstrahlungsseite aus? Sind die Anbieter überhaupt schon in der Lage, UHD-Programme in die Haushalte zu übertragen? film-tv-video.de hat mit Sophie Lersch von SES Platform Services (SPS) über den aktuellen Stand der Technik im Bereich Satellitenempfang gesprochen.

B_1114_Sophie_LerschSophie Lersch ist Chief Commercial Officer bei SES Platform Services (SPS).

Wie sieht es denn bei der Ausstrahlung von Ultra-HD-Content via Satellit aus? Ist SPS aktuell schon in der Lage, UHD-Services über Satellit anzubieten?

Eindeutig ja. Wir können heute schon Live-Produktionen in UHD abwick­eln. Mittlerweile haben wir bereits vier Fußballspiele für Sky erfolgreich live in UHD ausgestrahlt und konnten dabei wichtige Erkenntnisse gewinnen. Wir haben verschiedene Encoder ausprobiert, mit Daten­raten von 5 bis 35 Mbps experimentiert und die komprimierte und unkomprimierte Signalzuführung nach Unterföhring getestet.

Auf Basis der vor ein paar Monaten verfügbaren Technologie war die Bildqualität ab etwa 25 Mbps wirklich hochwertig. Natürlich entwickelt sich die Encoding-Technik permanent weiter, und wir werden sicher mit solchen Datenraten zukünftig eine noch bessere Qualität erzielen oder mit etwas weniger Bandbreite auskommen. Neben der Technik hat Sky auch viel an den kreativen Aspekten einer UHD-Produktion gearbeitet. Das hat uns als technischen Dienstleister nur indirekt betroffen, aber das gab uns die Möglichkeit, mit aktualisierten Codec– und Equipment-Versionen zu arbeiten.

Ein besonderer Leckerbissen war für uns sicher auch die Live-Übertragung des Linkin Park-Konzerts Mitte November in Berlin. Und mit der UHD-Produktion der Fantastischen Vier in Stuttgart Ende Dezember geht’s gleich weiter.

Neben den wichtigen Fußballausstrahlungen und den Konzerten realisierten wir in diesem Jahr aber auch noch andere UHD-Projekte und waren beispielsweise bei der IBC und auch während der Funkausstellung in Berlin mit UHD präsent. Bei der IBC haben wir etwa Verschlüsselungstechnologien für UHD getestet. Das Champions-League-Spiel vom 4. November haben wir ebenfalls schon verschlüsselt gesendet.

Zudem strahlen wir seit der IFA 2014 den Astra-Demo-UHD-Kanal aus. Da haben wir viel gutes Feedback bekommen: unter anderem wird dieser Kanal von Händlern genutzt, um Interessenten von der Qualität von UHD überzeugen.

BIOGRAFIE
Sophie Lersch ist Chief Commercial Officer bei SES Platform Services (SPS), einer Tochterfirma des Astra-Satellitenbetreibers SES. Von seinem hoch­modernen Sendezentrum in Unterföhring aus distribuiert SPS (früher als APS bekannt; siehe Bericht) zahlreiche Fernseh- und Radioprogramme.
Seit nunmehr sechs Jahren ist Sophie Lersch für SPS tätig und dort verantwortlich für Marketing, Projekt­management und Vertriebskoordination. Sie betreut unter andrem den SPS-Kunden Sky – und damit einen der wichtigen Treiber im Bereich UHD.
Vor ihrer Tätigkeit bei SPS war Sophie Lersch in verschiedenen Abteilungen und Positionen im Technik­bereich der ProSiebenSat1 Media AG tätig.

Welche Art von Inhalten können denn die Zuschauer zuerst in UHD erwarten?

Nachdem es UHD-Content auf Blu-rays wohl auch erst Ende 2015 geben wird, wird der Fokus nächstes Jahr wohl überwiegend auf Live- und Event-Inhalten liegen. Das ist ja dieses Jahr schon sehr gut angelaufen und wir werden im kommenden Jahr sicher weitere UHD-Projekte live betreuen. Es gibt aktuell einfach kaum Library-Content, es stehen einfach keine UHD-Inhalte in nennenswerten Mengen bereit. Das war aber vor ein paar Jahren auch schon bei HD so. Wir gehen fest davon aus, dass sich bei unseren Partnern und uns die Archive nach und nach mit neuem Content in UHD füllen werden.

Insgesamt muss man aber ganz klar davon ausgehen, dass UHD im Jahr 2015 noch Event-Fernsehen bleiben wird – ob live oder non-live. Einen echten Regelbetrieb, etwa auch mit Spielfilmen oder Serien, erwarten wir im Laufe des Jahres 2016, dann wird das ganze Thema aus unserer Sicht in jedem Fall kommerziell relevant.

Generell kann man sagen, dass sich für UHD via Satellit neben den Broadcastern auch ganz neue Player interessieren — aber Pay-TV wird sicher der Vorreiter sein.

Wie schnell könnte sich UHD denn ab dann entwickeln?

Das könnte schneller der Fall sein als man denkt. Es gibt diverse Studien, die davon ausgehen, dass wir bis zum Jahr 2020 im europäischen Raum UHD-Sender im dreistelligen Bereich haben werden.

Was können Sie zum Equipment sagen, das SPS einsetzt?
Mit Rohde & Schwarz haben wir einen Partner, der schon jetzt UHD-Live-Encoding auf Basis des HEVC-Codecs leisten kann. Weitere Hersteller wie Elemental oder Envivio bieten ebenfalls solche Encoder an, und wir rechnen damit, dass im kommenden Jahr auch weitere Anbieter wie etwa Ericsson und Harmonic effiziente Encoder liefern können.

Ich spreche deshalb die Encoder an, weil sie ein zentrales Puzzle-Stück sind. Die Produktionskette davor und die Senderkette danach funktionieren letztlich schon, doch die Encoder und die Decoder in den Endgeräten waren bis dato noch das fehlende Zwischenstück. Gerade in jüngster Zeit hat sich hier die Entwicklung beschleunigt und wir haben von Test zu Test große Fortschritte sowohl auf Encoder- als auch auf Decoder-Seite gesehen.

Dass es gerade beim Encoding und Decoding Verzögerungen gab, hat natürlich einen Grund: Man muss sich immer vor Augen führen, welche anspruchsvolle Aufgabe die Encoder realisieren müssen, wenn sie in Echtzeit aus einem Signal des Ü-Wagens mit mehr als 10 Gb/s ein 25- oder 35-Mbit-Signal mit möglichst hoher Bildqualität für die Ausstrahlung erzeugen. Um die notwendige Kompressionsrate zu erreichen, war der Einsatz des neuen, gegenüber dem bei HDTV verwendeten H.264 effizienteren Kompressionsalgorithmus HEVC eine notwendige Voraussetzung. Es geht also nicht nur um die Verarbeitung unvorstellbar hoher Datenraten in Echtzeit, sondern auch um die performante Implementierung des HEVC-Algorithmus.

Wie wird UHD/4K in die Workflows bei SPS ­integriert? Auf breiter Basis oder als Insellösung?

UHD tangiert bei uns natürlich viele Bereiche. So arbeiten wir etwa mit einem Content-Management-System und das muss künftig in der Lage sein, auch UHD-Inhalte zu bewältigen – und zwar spätestens dann, wenn bei uns im Sendezentrum 4K-Inhalte auf Festplatte angeliefert werden.

Diese Inhalte müssen wir dann weiter verarbeiten und etwa eine Qualitätsprüfung dafür realisieren. Schließlich müssen wir das Material auch im Archiv speichern und die Inhalte jederzeit wieder abrufen können.

Eine weitere wichtige Rolle spielt das Playout: Auch hier arbeiten wir nun mit den ersten Systemen, die UHD-Material ausspielen können. Die Herausforderung besteht hier darin, mit den unterschiedlichsten Daten- und Bildraten arbeiten zu können, was für UHD nicht mit allen Systemen möglich ist.
Kurzum: Der UHD-Rollout betrifft bei uns auch intern viele Bereiche und ist bei der SES Platform Services schon sehr weit gediehen. Aus der Labor- und Testphase sind wir definitiv hinausgewachsen.

Steht SPS in den Startlöchern?

Aus technischer Sicht sind wir definitiv bereit für UHD. Prinzipiell kann es losgehen – wir müssen zwar sicherlich noch einige Dinge optimieren, bewegen uns aber schon auf sehr hohem Niveau.

     

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