Broadcast, Top-Story: 25.11.2014

Wann kommt der erste UHD-Kanal von Sky?

Sky gehört meist zu den Ersten, wenn es darum geht, neue Technologien zu erproben, ins Senderkonzept aufzunehmen und zu den Endkunden zu bringen. Auch bei UHD stieg Sky schon früh ein, um das Fernsehen mit der vierfachen HD-Auflösung zu testen. Über den aktuellen Stand bei Sky Deutschland sprach film-tv-video.de mit Stephan Heimbecher, Head of Innovations & Standards bei Sky Deutschland.

Schon seit Dezember 2012 hatte Sky erste UHD-Tests realisiert und sich von der neuen Technologie begeistert gezeigt. Bei Fragen zum Starttermin von UHD im Regelbetrieb bei Sky wies Stephan Heimbecher aber damals schon auf die Faktoren hin, die der Sender nicht selbst in der Hand hat und ließ diese Frage noch offen. Einfluss auf den Start von regelmäßigen UHD-TV-Angeboten hat zum einen die Weiterentwicklung und Integration des HEVC-Codecs in De- und Encoder, aber auch die Herausforderungen, die sich durch das Handling der enormen Datenmengen ergeben, müssen gemeistert werden.

Sky ist am Ball geblieben und hat zusammen mit verschiedenen Partnern im vergangenen Jahr viel erreicht: Es wurden weitere Testproduktionen realisiert und mit den ersten Live-Übertragungen in UHD wurde eine wichtige Hürde genommen.

Auch auf der Consumer-Seite ging die Entwicklung ungebremst weiter, sodass sich laut Marktforschung mittlerweile allein im deutschen Markt schon UHD-Displays in der Größenordnung von 70.000 Stück befinden sollen.

Auch am Anfang der Produktionskette blieben die Hersteller nicht untätig und haben neues 4K-Equipment entwickelt: mehr 4K-Kameras, mehr 4K-Infrastrukturprodukte. Was derzeit noch fehlt, ist die Verfügbarkeit von UHD-Content in ausreichender Menge, um damit einen ganzen Kanal zu füllen – im Live-Bereich, aber auch bei Spielfilmen und Serien.

Sky: Mehrere Tests bei Fußballspielen

Stephan Heimbecher berichtet: »Einen wichtigen Meilenstein erreichten wir im April 2014, als wir erstmals ein Fußballspiel live in UHD übertragen konnten: das Bundesligaspiel Bayern gegen Bremen. Eine Live-Übertragung war zuvor nicht realisierbar, weil die Encoder vor diesem Zeitpunkt noch nicht in der Lage waren, UHD-Inhalte in Echtzeit in HEVC zu kodieren. Bei dem Test konnten wir diese Lücke in der Live-Produktionskette schließen.«

Nur wenige Wochen später produzierte Sky auch das DFB-Pokal-Finale am 17. Mai 2014 in Berlin in UHD. »Dort betrieben wir einen größeren Aufwand und testeten ganz unterschiedliche Aspekte: Zum einen arbeiteten wir mit anderen Kamerapositionen, etwa mit Hintertorkameras, hoch und tief. Zudem integrierten wir auch hochskalierte HD-Kamerasignale, etwa von einer Spidercam, um zu sehen, ob diese prinzipiell akzeptabel wären.«

Hinter all diesen konkreten technischen Überlegungen steht letztlich die Frage, wie man Live-Programme in UHD für den Regelbetrieb produzieren könnte und sollte – und daran anschließend die Frage, ob man die HD- und UHD-Produktion getrennt durchführen muss, oder ob man einfach in UHD produzieren und dann downskalieren kann. »Wir werden eine Übergangsphase haben und nicht von einem auf den anderen Tag von HD zu UHD wechseln«, erläutert Heimbecher. »Also muss man Hybridlösungen testen und Erfahrungen sammeln – nicht nur in technischer, sondern auch in gestalterischer Sicht.«

Einen weiteren wichtigen Test realisierte Sky beim Supercup im Sommer 2014 in Dortmund. Dort ging es dem Sender darum, möglichst bildgleich parallel in HD und in UHD zu produzieren, sodass man direkt vergleichbare Szenen und Ausschnitte vorliegen hatte.

»Dieses Material floss im Anschluss in umfangreiche Inhouse-Tests ein«, berichtet Stephan Heimbecher. »Dabei ging es um den Vergleich der Bildqualität in HD und UHD. Eines der Resümees dieser Tests war, dass Zuschauer die Qualität von UHD im Live-Sport bereits jetzt wahrnehmen und erkennen, wenn nur die Auflösung erhöht ist und andere Faktoren wie höhere Bildraten, mehr Kontrastumfang und erweiterter Farbraum nicht umgesetzt sind. Selbst in dieser Phase wird UHD deutlich besser als HD eingestuft, wenn es sich um live produzierten Sport-Content handelt. Anders sieht es derzeit noch bei Spielfilmen aus: Hier wurde der Qualitätsunterschied insgesamt geringer eingeschätzt beim Vergleich des hochskalierten HD-Signals mit nativem UHD-Content auf einem UHD-Display«, so Heimbecher.

Diesen Effekt kennt der eine oder andere vielleicht auch aus eigener Erfahrung: Selbst DVDs in SD-Auflösung sehen in der Regel recht gut aus, wenn sie von einem guten HD-Fernseher hochskaliert werden und das Gleiche gilt für das Betrachten von BDs auf UHD-Fernsehern.

»Wir gehen davon aus, dass sich das mit der nächsten Stufe von UHD ändern wird, also wenn neben der Auflösung auch die anderen, schon genannten Faktoren der Bildqualitätsverbesserung hinzukommen.«

Beim jüngsten Test schließlich, durchgeführt während des Champions-League-Spiels Dortmund gegen Istanbul, ging es Sky darum, gewissermaßen die optimale Produktionsform für UHD herauszufiltern. In Dortmund experimentierte Sky mit ganz unterschiedlichen Bildsprachen, Einstellungen, Schnittfolgen und auch Positionen. »Wir sind noch dabei, dieses Material auszuwerten«, erläutert Stephan Heimbecher. Neben dem Programmsignal zeichnete Sky auch die Signale aller sechs UHD-Kameras einzeln auf, und dieses Material wird aktuell ebenfalls noch in voller Länge ausgewertet. »So können wir am besten sehen, was funktioniert und was nicht, denn wir glauben, dass UHD eine andere Bildsprache braucht als HD.«

Nach Heimbechers Erfahrung kommen die großen Totalen von Tor zu Tor bei UHD derzeit besonders gut beim Zuschauer an, weil man hier vom Detailreichtum beeindruckt ist. »Aber das trägt natürlich nicht für ein ganzes Spiel, deshalb möchten wir auch dynamischere Einstellungen realisieren und von flachen Positionen ins Spiel zoomen. Beim Wechsel zwischen Großaufnahmen und Totalen muss man aber in UHD aufpassen, dass der Zuschauer nicht den Überblick verliert, denn die sehr detailreiche Totale verlockt den Zuschauer zu einem anderen Betrachtungsverhalten.« Letztlich müsse man eine für UHD passende, gute Kombination aus Storytelling und klassischer Spielberichterstattung finden, so Heim­becher.

Weitere Resümees der Tests

Wie geht es bei Sky nun weiter mit UHD? Stephan Heimbecher geht davon aus, dass es wohl auch viele Zuschauer geben wird, denen die gesteigerte Auflösung alleine als nächste Stufe der TV-Evolution nicht ausreicht: »All die anderen Punkte, die in der Diskussion sind, etwa High Dynamic Range, High Frame Rate oder ein erweiterter Farbraum, sind aktuell bei UHD noch außen vor und werden wohl erst in der nächsten Phase integriert. Entsprechende Diskussionen in den Standardisierungsgremien laufen.«

Es könnte also passieren, dass UHD bis dahin eher einen Event-Charakter behalten wird: Fußballspiele, populäre Live-Konzerte, solche Inhalte eben. Heimbecher ist sich sicher: »Im Sportbereich kann man schon jetzt mit UHD einen echten Mehrwert generieren, weil die höhere Auflösung in Verbindung mit der größeren Bildschirmdiagonale dafür viele Möglichkeiten bietet. Später werden dann auch andere Inhalte stärker von UHD profitieren.«

Pläne und Perspektiven

Wird Sky im kommenden Jahr also eher ein Sport-Programm in UHD bieten, als ein Filmpaket? »Denkbar ist im Moment alles, aber es ist noch nichts entschieden«, entgegnet Stephan Heimbecher auf diese Fragen und ergänzt: »Sky hat schon sehr früh auf das Thema UHD gesetzt. Wie betonen aber, dass wir einen UHD-Service dann launchen, wenn wir davon überzeugt sind. Die aktuelle UHD-Entwicklung ist sehr stark von den Display-Herstellern getrieben und weniger von den Content-Produzenten.«

Was sind die Konsequenzen daraus? Wird Sky einen gänzlich anderen Kurs fahren? »Es könnte durchaus sein, dass wir den Schwerpunkt beim Thema UHD zunächst auf den Bereich Sport legen. Zudem haben wir angekündigt, das Konzert der »Fantastischen Vier« am 20. Dezember 2014 in Stuttgart in UHD zu produzieren«, so Heimbecher. »Streaming-Anbieter liefern bereits vereinzelt fiktionalen UHD-Content. Das ist machbar, wenngleich man sich derzeit noch die Frage stellen muss, ob das einen echten Mehrwert für den Zuschauer liefert. Aber als Ergänzung zu einem guten Sport-UHD-Angebot ist das prinzipiell vorstellbar«, meint Heimbecher.

Auswirkungen für Stereo-3D

Wird Stereo-3D mit der Einführung von UHD sterben? Stephan Heimbecher verneint das und glaubt im Gegenteil sogar, dass UHD auch dem Thema Stereo-3D wieder etwas mehr Schubkraft verleihen könnte, weil dann auch bei Stereo-3D höhere Auflösungen und somit eine bessere Qualität möglich würde. Zudem könne man davon ausgehen, dass mit der höheren Auflösung auch die Entwicklung autostereoskopischer Displays gefördert werde, sodass man Stereo-3D-Inhalte dann auch ohne Brille sehen könnte.

Verbreitungswege

Stephan Heimbecher kann sich auch vorstellen, ein Live-Sport-UHD-Angebot auf IP-Basis anzubieten. »Aus unserer Sicht wird es noch eine Weile dauern, bis die Encoder bezüglich der Bandbreiten die Effizienz bieten, die wir bei einer Verbreitung via IP bräuchten. Wir möchten einen sichtbaren Schritt nach vorne gehen und nicht nur ein Angebot mit der Brechstange in den Markt bringen. Das wäre uns schon im letzten Jahr möglich gewesen, aber wir wollen eine echte Weiterentwicklung und einen deutlichen Mehrwert für den Zuschauer.«

Laut Stephan Heimbecher hatte UHD eine sehr frühe Sichtbarkeit am Markt – und auch gegenüber dem Kunden, was einer gesunden Entwicklung der Technologie abträglich gewesen sei. »Die Display-Hersteller haben bei den Zuschauern eine Erwartungshaltung geweckt, die weit über das hinausgeht, was nur die höhere UHD-Auflösung aktuell bieten kann. Üblicherweise sitzen Zuschauer heutzutage noch zu weit weg von ihrem Fernseher, um UHD richtig wahrzunehmen. So eine Enttäuschung wollen wir natürlich vermeiden.«

     

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