Festival, Top-Story: 05.05.2021

Filmtipps fürs 36. Dokfest München 2021

Das Dokfest München 2021 startete am 5. Mai sein 18 Tage langes Online-Festivalprogramm. Die Filme stehen bis zum 23. Mai online zur Verfügung, es gibt Einzeltickets und einen Festivalpass.





Bereits zum zweiten Mal findet das Dokfest München ausschließlich online statt, weil die Inzidenzwerte in München eine Präsenz-Veranstaltung und normalen Kinobetrieb verbieten.

Festivalleiter Daniel Sponsel und Moderatorin Christina Wolf eröffneten das Dokfest im Deutschen Theater in München.
Ein bisschen Live-Atmosphäre kam auch online an.

Die Eröffnung findet am 5. Mai 2021 um 20 Uhr im Deutschen Theater in München statt, auch hier ohne Publikum und in Form einer Online-Übertragung. Neben Festivalleiter Daniel Sponsel werden Moderatorin Christina Wolf und die bayrische Staatsministerin für Digitales Judith Gerlach sowie der Münchner Kulturreferent Anton Biebl zu Gast sein, ebenso wie der Regisseur des Eröffnungsfilms Daniel Sager.

Das Dokfest muss in diesem Jahr erneut online stattfinden.

Die Filme können (bis auf wenige zeitlich beschränkte Ausnahmen) ab dem 6. Mai ab 10.00 Uhr bis zum 23. Mai online geschaut werden. Tickets kann man auf der Dokfest-Website kaufen.

Die Filme sind nur in Deutschland verfügbar, zwölf Filme nur für eine vom Rechteinhaber definierte Höchstzahl an Zuschauern (500 bis 2.000). Nach dem ersten Start des Films kann jeder Zuschauer den Livestream des Films unterbrechen und innerhalb von 24 Stunden zu Ende bringen.

Vom 6. Mai bis zum 23. Mai ist es möglich, Filme online anzuschauen.

Ein Herunterladen des Films ist aus rechtlichen Gründen nicht möglich. Ein Wasserzeichen macht eine illegale Weiterverbreitung nachvollziehbar. Die Tickets kosten pro Film 6 Euro. Zuschauer, die sich für eine Kinospende entscheiden, zahlen 7 Euro. Bezahlt wird über Paypal oder mit Kreditkarte. Der Festivalpass für 70 Euro (plus 5 Euro Kinoabgabe) berechtigt zum Anschauen aller Filme.

 

Das 36. Dokfest München in Zahlen (2019 vor Corona in Klammern):
  • 131 Filme (159)
  • 43 Länder (51)
  • 90 Deutschlandpremieren (79)
  • 16 Wettbewerbe und Preise (15)
  • 0 Spielorte in München (20)
  • 95 Filmgespräche (71)
  • 80.000 erhoffte Besucher (52.000)

Das diesjährige Gastland ist Kanada.  Sieben Dokumentarfilme sind dem Gastland gewidmet.

»Lovemobil« – Thema auch beim Dokfest

Der Betrugsskandal um den NDR-Film »Lovemobil« schwebt über der gesamten Dokumentarfilmszene und zeigt, wie zerrissen diese Branche ist. Der Autor dieses Artikels hat dazu eine klare Haltung, die hier vorweggeschickt sei:  Ich sehe es als aberwitzige Gedankenkonstruktionen von künstlerischer Freiheit, wenn man aus wirtschaftlichen Interessen eine Aufweichung des Dokumentarbegriffs vorantreibt — bis zum Herbeireden eines Subgenres, des »Journalistischen Dokumentarfilms« – denn nur der müsse einer gewissen, der Wahrheit verpflichteten Ethik folgen. Das heißt im Umkehrschluss: Ein bisschen Täuschung der Zuschauer und der Kundschaft ist ja nicht so schlimm, wenn die Filme dabei dramaturgisch besser werden — letztlich wolle der Zuschauer ja geradezu betrogen werden. Viele solcher Gedanken und Argumentationsketten kennt man aus den Rechtfertigungsreden Kleinkrimineller, aber ein Ladendiebstahl bleibt ein Diebstahl — und ein bisschen Diebstahl gibt es nicht. Auch die Rechtfertigung von Betrug mit ungerechten gesellschaftlichen Verteilstrukturen zu begründen, ist eine beliebte Methode, um persönliche Vorteilsnahme nach Entdeckung zu entschuldigen und als weniger schwerwiegend zu verkaufen.

Soviel als Vorrede, nun zu einem subjektiven Abriss des Festivalprogramm des Dokfest München 2021.

Hans-Albrecht Lusznat mit Filmtipps fürs Dokfest 2021.
Trends 2021

Der Doku-Kameramann Hans-Albrecht Lusznat hat etliche Filme schon gesehen und gibt hier seine ganz persönlichen Tipps ab. In den Filmen, die er vorab sehen konnte, stellte er einige Gemeinsamkeiten und Trends fest.

Besonders interessant ist bei einem größeren Überblick die Frage nach der Veränderung in Erzählformen und den visuellen Mitteln. Große Neuheiten und Besonderheiten gibt es aber nicht. Der Umgang mit Bildern und Technik findet allgemein auf einem hohen Niveau statt, und welche Geräte zum Einsatz kommen, lässt sich an den Ergebnissen nicht nachvollziehen, denn inzwischen sind auch Fotoapparate überall für die Filmarbeit im Einsatz.

Die Themenvielfalt erstreckt sich von Fragen des persönlichen Umfelds bis zu global gesellschaftlichen Themen. »Transgender« und »Kinderwunsch durch Samenspende« sind mehrfach vertreten.

Licht und Schatten
Auffallend oft wird auch noch bei völliger Dunkelheit gefilmt und auf den Einsatz von Beleuchtung völlig verzichtet, wobei heutige Digitalkameras sowieso erstaunlich empfindlich sind und nur mehr einen Bruchteil der Beleuchtung brauchen, die zu Zeiten des analogen Films notwendig war.

Licht und Schatten.

Unschärfe und Erkennen
Unschärfe wird gerne und oft eingesetzt, dann auch bewusst sehr lang, auch weil es manchmal besser ist, wenn man etwas nicht sieht und nur eine ungefähre Ahnung hat.

Das Format
In Zeiten von Smartphone-Videos, die es sowohl im Querformat wie im Hochformat gibt, kann man eine variierende Breite des Bildformats bewusst als Gestaltungsmittel einsetzen (»The Ark«). Dort wird fast durchgehend das quadratische Format von 1:1 verwendet, und dann öffnet sich ähnlich dem Kinovorhang das Sichtfeld auf 16:9, um dann wieder auf 1:1 zu schrumpfen. Die meisten Filme sind in 16:9 gedreht, einige wenige in Cinemascope (»Silence of the Tides«), und wenn 4:3 ins Spiel kommt, handelt es sich meist um Archivmaterial.

Kamerabewegung
Mit Gimbals und anderen Hilfsmitteln sind auch komplexe Kamerabewegungen heute leichter zu bewältigen und werden auch viel und gerne eingesetzt. Die extremste und auch eindringlichste bewegte Kamera findet sich in der Eröffnungssequenz von »Things we dare not do« und beschreibt das Interagieren von spielenden Kindern.

 

Seite 1: Einleitung
Seite 2: Hinter den Schlagzeilen, Dark Rider, The Last Hillbilly, The Ark, Holgut, No Hay Camino, Komúna
Seite 3: Land, He’s my Brother, Menschenskind!, Zuhurs Töcher, Bilder (M)einer Mutter, Die Kunst der Folgenlosigkeit
Seite 4: Soldaten, Eva-Maria, Heimatkunde, La Conquista de las Ruinas, Between Fire and Water, Zinder
Seite 5: Cosas Que no Hecemos, Der geraubte Wald, Silence of the Tides, Erwin Olaf, Shadow Game, Los Boys, Monobloc


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