Digitalschnittmesse 2009 in München
In den vergangenen Wochen machte die Digitalschnittmesse erneut Station in mehreren Großstädten. Im Mittelpunkt der Vortragsreihe dieser Veranstaltung stand Adobe Creative Suite 4, aber auch zahlreiche Hersteller von Camcordern, Zubehör und diverser Hardware für die Postproduktion zeigten neue Produkte. film-tv-video.de hat die Veranstaltung besucht.
Magic Multi Media ist Fachhandelspartner von Adobe und organisiert seit etlichen Jahren gemeinsam mit Weskamp & Partner GmbH, Picturetools und einigen Herstellern die Veranstaltung »Digitalschnittmesse«, die in mehreren Städten Station macht. Den Besucher erwarten Vorträge und eine Equipment-Ausstellung. In diesem Jahr stand dabei CS4 im Mittelpunkt, die neueste Version der Adobe Creative Suite in der Softwares für die komplette Videonachbearbeitung inklusive Schnitt, Soundbearbeitung, Compositing bis hin zur fertigen DVD- oder Flash-Ausspielung kombiniert sind. Zur Ausstellung lud Magic Multi Media in diesem Hard-und Software-Hersteller ein, die zahlreiche Produkte aus dem Produktions- und Postproduktionsbereich präsentierten.
film-tv-video.de besuchte die Münchener Ausgabe der Veranstaltung, die im Arri-Kino ausgerichtet wurde. Parallel zu den anschaulich aufbereiteten Vorträgen der Highlights und Workflows der Software Adobe CS4, konnten im Eingangsbereich und in einem Ausstellungszelt im Innenhof, die eingeladenen Partnerfirmen ihre Produkte präsentieren. In diesem Jahr besuchten erneut zahlreiche Videointeressierte dieses Event — laut Veranstalter waren es 550 Besucher. »Die Räumlichkeiten des Arri-Kinos sind nun leider endgültig zu klein, so dass wir uns in der Zukunft einen neuen Veranstaltungsort suchen werden«, resümierte Michael Lehmann-Horn, Geschäftsführer von Magic Multi Media, nach dem Event.
Produkt-Neuheiten
Video Field Recorder Edirol F-1
Edirol ist die Videoabteilung des Audio-Hardware-Herstellers Roland und am Markt mit etlichen interessanten Geräten vertreten. In München zeigte Edirol mit F-1 einen Festplatten-Field-Recorder, der via i.Link-Verbindung zum Camcorder sowohl DV als auch HDV im m2t-Container file-basiert aufzeichnen kann. Der Datentransfer im Schnitt kann via Ethernet-Schnittstelle oder USB am Recorder selbst stattfinden. Es ist aber auch möglich, die 120 Gigabyte große Wechselfestplatte aus dem Gerät zu nehmen und diese via USB an einen Rechner anzuschließen. Der Schnitt kann dann direkt von der Wechselfestplatte erfolgen und der Recorder steht mit einer weiteren optionalen Wechselfestplatte wieder für die Aufnahme bereit. Ein Alleinstellungsmerkmal des Edirol F-1 ist das Audio-Interface, das vier Audio-Eingangskanäle aufweist. Eine Stereo-Audio-Spur der Kanäle 1 und 2 wird dabei ins m2t-File eingebettet. Eine weitere Stereo-Audio-Spur mit dem Eingangssignal aus den Kanälen 3 und 4 wird als WAV-File auf der Festplatte gespeichert. Das Recording des zusätzlichen WAV-Files lässt sich optional aktivieren oder deaktivieren. Das kann in ganz unterschiedlichen Situationen nützlich sein — etwa bei Konzertaufnahmen mit mehreren Musikinstrumenten oder bei Interviews mit vielen Mikros, die später noch getrennt abgemischt werden sollen. Aber auch wenn man nicht nur auf die Stereo-Summe eines externen Mischers beschränkt sein möchte, kann diese Funktion hilfreich sein.
Bei der Stromversorgung hat sich der Hersteller ebenfalls ein nettes Feature einfallen lassen: So funktioniert die Stromversorgung nicht nur via Netzkabel oder Akku, sondern auch mit handelsüblichen AA-Batterien. Im Notfall kann damit für zwei Stunden aufgezeichnet werden. Ebenfalls interessant: Per VGA-Anschluss ist es möglich, mit Edirol F-1 über einen externen Monitor in der Thumbnail-Ansicht die Clips zu sichten. Der empfohlene Brutto-Listenspreis des Edirol F-1 liegt bei 2.618 Euro.
Blackmagic Design mit neuen Signalverarbeitungs-Karten
Blackmagic Design zeigte auf der Messe zwei brandneue I/O-Karten für die SD– und HD– Signalverarbeitung. DeckLink Studioist als Allround-Karte für den Schnitt in SD und HD in digital und analog gedacht. Das Board ist mit I/Os für SDI und HD-SDI mit separat ausgeführten Verbindungskabeln für Composite, S-Video und Komponentensignale bestückt. Eine Keying-Funktion und ein Down-Scaler sind ebenso integriert wie eine RS-422-Schnittstelle und ein Sync-In. Erwähnenswert ist auch noch die Echtzeit-Down-Konvertierung, mit der auf einem SD-Monitor als auch parallel auf einem HD-Monitor die Bildqualität beurteilt werden kann. Blackmagic Design will das Board für 650 Euro (Brutto-Listenpreis) anbieten.
Für alle, die im reinen SDI-Betrieb arbeiten, ist die I/O-Karte DeckLink SDI eine kostengünstige Alternative. Die PCI-Express-Karte bietet SD- und HD-SDI, Sync-In und eine RS422-Schnittstelle. Der Brutto-Listenpreis liegt hier bei 387 Euro.
Eizo mit neuen High-End-LCD-Displays
Der 23-Zoll LCD-Monitor Eizo CG232W soll alle spezifischen technischen Anforderungen der professionellen Film- und Fernsehproduktionen erfüllen, so der Hersteller. Der CG232W stellt 1.920 x 1.200 Bildpunkte mit 10 Bit dar, was etwa einer Milliarde Farbabstufungen entspricht. Eine 3D-LUT mit 12-Bit-Datenbreite pro Farbkanal sowie 16-Bit-Color-Processing sollen eine differenzierte Farbwiedergabe ohne Tonwertabrisse und Streifenbildung sicherstellen. Auch bei schnellen Bildwechseln soll der CG232W keine Bewegungsunschärfen zeigen. Mit HD-SDI Dual- und Single-Link, SD-SDI, DVI und RGB analog ist der LCD-Monitor mit vielen I/Os bestückt. Er unterstützt nicht nur die unterschiedlichsten Bild- und Computersignale, sondern auch die erforderlichen Bildraten und Frequenzen. Aus Herstellersicht eignet sich der CG232W besonders für den Einsatz in der Postproduktion, aber auch als Kontroll- und Mastering-Monitor.
Für Einsätze, bei denen HD- oder SD-SDI-Eingänge nicht nötig sind, bietet Eizo mit den LCD-Schirmen CG241W und CG242W passende Geräte. Die 24-Zoll-Monitore überzeugen aus Herstellersicht durch eine farbverbindliche Bildwiedergabe und einen großen Farbraum. Der CG242W zeigt Full-HD-Signale in RGB mit einer Bildwiederholrate von 47,5p bis 60p, erlaubt aber auch die Darstellung mit
Mobile externe I/O-Box Matrox MXO2
Matrox war bei der der Digitalschnittmesse mit der mobilen I/O-Box MXO2 vertreten, die Monitoring sowie Up-/Down-/ und Cross-Konvertierung im Zusammenspiel mit Final Cut Pro ermglicht (Test hier). Mit Adobe CS4/Premiere Pro funktioniert MXO2 bisher allerdings noch nicht.
Bandlos-Camcorder JVC GY-HM100
Mit nur 1,4 kg ist der JVC GY-HM100 der kleinste und leichteste HD-Camcorder, der echte 35 Mbps Aufzeichnung auf SDHC-Speicherkarten bietet. Als Bildwandler kommen drei progressive 1/4-Zoll-CCD-Sensoren zum Einsatz, das 10fach-Zoom-Objektiv wurde von Fujinon entwickelt. Mit zwei XLR-Anschlüssen am Griff der Kamera werden professionelle Audioschnittstellen mit zuschaltbarer Phantomspeisung angeboten. Weitere Infos zum JVC GY-HM100 finden Sie hier.
Interview mit Michael Mörtl, Adobe
Adobe ist wichtigster Partner der Digitalschnittmesse. Im Gespräch mit film-tv-video.de äußerte sich Michael Mörtl, Business Development Manager bei Adobe, zur aktuellen Messelandschaft und ging auf aktuelle Neuheiten bei CS4 ein.
Einige Soft- und Hardware-Hersteller sind auf den großen Messen wie IBC und NAB nicht mehr vertreten und versuchen, die Kunden mit eigenen Roadshows und Hausmessen besser zu erreichen. Wird Adobe einen ähnlichen Weg gehen?
Michael Mörtl: Wir machen beides. Wir werden auf den großen Messen vertreten sein, also wieder bei der IBC und der NAB ausstellen. Parallel dazu nutzen wir Veranstaltungen wie die Digitalschnittmesse in Verbindung mit unseren Fachhandelspartnern. Events wie dieser haben den Vorteil, dass der Kunde nicht nur die Software-Lösung Adobe CS4, sondern auch die passende Hardware und Zusatzgeräte anderer Hersteller sehen kann. Ein dritter großer Bereich für unsere Produktpräsentation ist die Adobe-Online-Community, in der wir unsere eigene Technologie einsetzen, um für unsere Software zu werben.
Was sind für Sie die wichtigsten Highlights des neuen CS4-Bundles?
Michael Mörtl: Die Art und Weise, wie wir in CS4 mit bandlosen Speichermedien wie etwa P2, XDCAM oder CF– und SD-Karten umgehen, ist ein großer Sprung. Der Media-Browser, ein Viewer, der wie jedes andere Fenster in Adobe Premiere verankert oder gruppiert werden kann, vereinfacht das Handling und den Import der Files enorm. So muss man sich jetzt nicht mehr durch die unterschiedlichen Verzeichnisstrukturen hangeln, die je nach Speichermedium ganz anders aussehen, sondern man kann direkt auf die Files in Premiere Pro zugreifen. Wählt man also etwa XDCAM-Import-Material aus, springt man direkt in den Ordner, in dem die Video-Files liegen. Per Doppelklick kann man sie direkt in Premiere Pro ansehen und wahlweise auf den Speichermedien schneiden oder aber auf die Festplatte kopieren.
Ein zweiter wichtiger Bereich bei CS4 ist die Handhabung von Metadaten mit der durchgängigen Verfügbarkeit in allen CS4-Applikationen, gleichgültig, ob man nun mit Premiere Pro, After Effects, Soundbooth, Bridge oder Encore arbeitet. Die automatische Spracherkennung, die in Premiere Pro und in Soundbooth integriert ist, geht ebenfalls in diese Richtung. Die Spracherkennung ist besonders hilfreich bei Interviews, um beispielsweise schnell die Höhepunkte eines Gesprächs zusammenschneiden zu können. Die Aussagen werden automatisch in geschriebenen Text gewandelt und man kann dann mittels Stichwortsuche durch das Interview navigieren. Diese Spracherkennung hilft einerseits für das schnellere Navigieren in der Postproduktion, die Stichwort-Metadaten können aber auch an andere Applikationen weitergegeben werden.
Die Bearbeitung von AVCHD-Material ist nun nativ in Premiere Pro möglich, was vergleichsweise viel Prozessorleistung erfordert. Wie hat Adobe diese Herausforderung gelöst?
Michael Mörtl: Von der Hardware-Seite her werden viele Rechenoperationen — wie Video-Overlays und Filter — auf die Grafikkarte ausgelagert, um den Prozessor zu entlasten, damit dieser sich um die Entschlüsselung des AVCHD-Materials kümmern kann. Aber auch die Software wurde optimiert. Den Media-Encoder, der unter anderem für das Rendering der Timeline zuständig ist, haben wir als separate Applikation ausgelagert, die wiederum als eigener Prozess den Arbeitsspeicher ansprechen kann. Wir arbeiten auch sehr eng mit Intel zusammen, um deren neue Prozessor-Architektur mit unserer Software zu unterstützen.
Die Schnittlösung Premiere Pro wird von manchen Broadcast- und Postproduktionshäusern immer noch in die Prosumer-Ecke angesiedelt, obwohl es vom Funktionsumfang und der Unterstützung aller gängigen professionellen Video-Codecs eigentlich auch einen erweiterten Einsatzbereich zulassen würde.
Michael Mörtl: Premiere Pro hat vielleicht noch den Ruf einer semiprofessionellen Lösung, aber meist bei Anwendern, die sich Premiere Pro in den vergangenen Jahren nicht mehr angesehen haben und vielleicht noch Premiere 6.5, aber nicht Premiere Pro kennen. Wir können viele Beispiele nennen, bei denen Premiere Pro oder die komplette CS4 Suite im professionellen Umfeld eingesetzt wird — etwa bei der BBC. Auch in Deutschland gibt es Sender, die auf Premiere Pro setzen.
Ein großes Thema ist derzeit 3D-Stereoskopie. Was kann CS4 hier bieten?
Michael Mörtl: After Effects wird im Bereich Stereoskopie schon jetzt mittels externer Plug-Ins eingesetzt. Ganz generell ist das Thema 3D in CS4 erweitert, sowohl bei Photoshop wie auch bei After Effects. Ich weiß von einem Filmprojekt in Berlin, das mit einem selbstgeschriebenen Stereoskopie-Plug-In in After Effects arbeitet. Wir selbst bieten derzeit allerdings lediglich eine offene Plug-In Schnittstelle für die einfache Integration von Fremd-Plug-Ins, die unsere Produkte dann 3D-fähig machen.