Susanne Feikes und Leopold Hoesch: HD-Jahr 2005?

**Welche Bedeutung hat HD heute in Ihrem Tätigkeitsbereich? Wie und wann wird sich das aus Ihrer Sicht ändern?

Broadview TV hat neben »Stalingrad« und »Das Wunder von Bern – Die wahre Geschichte« mit »Revolution On Air« die dritte große internationale Fernsehproduktion in High Definition realisiert.
Ein im HD-Standard produziertes Programm überzeugt mit einer optisch deutlich höheren Qualität, selbst wenn die Ausstrahlung im Standard Definition Modus erfolgt. High Definition ist international ein Verkaufsargument. Hochglanzdokumentationen über international relevante Themen lassen sich mithin als co-finanzierte Produktionen aufwändiger produzieren und international erfolgreich positionieren.
Ein Beispiel: Der Verkauf von »Stalingrad« an den japanischen Broadcaster NHK und die dortige, erfolgreiche Ausstrahlung dieser Produktion hat Broadview TV den japanischen Markt geöffnet: »Revolution On Air« war eine Co-Produktion mit dem japanischen Fernsehen.
Produktionen, die im HD-Standard hergestellt werden, haben darüber hinaus einen deutlich längeren Programmzyklus und ermöglichen eine umfangreichere Auswertung im Rahmen einer Zweitverwertung auf DVD und im Kino. »Stalingrad« und »Das Wunder von Bern – Die wahre Geschichte« sind dementsprechend als DVD erschienen. Die Auswertung des hoch-auflösenden »Stalingrad«-HD-Materials im Kino steht unmittelbar bevor.
HD beginnt sich auf dem deutschen Markt zu etablieren. Dass Premiere jetzt mit der Ausstrahlung von HD-Programmen beginnt, ist begrüßenswert.

**Beim Thema HD wird in Deutschland oft von der Signalwirkung gesprochen, die von der Fußball-WM 2006 ausgehen werde. Wie beurteilen Sie dieses Thema?

Der große Impuls für High-Definition ist in der Tat von der WM 2006 in Deutschland zu erwarten. Die Zuschauer werden die höhere Qualität schätzen lernen, wie das etwa in Folge des DVD-Standards auf dem Home-Video-Markt geschehen ist. Vielleicht wächst damit der Druck auf Sender und Gerätehersteller.

Welches Hindernis hemmt derzeit die Verbreitung von HD im Markt am meisten? Wie könnte man dem begegnen? **Was muss aus Ihrer Sicht passieren, damit HD in Deutschland alltägliche Realität wird?

Hemmend wirken sich die noch höheren Kosten für High Definition aus, sei es im produktionellen Bereich, sei es bei den Consumer-Geräten. Im Bereich der Produktion sinken die Kosten jedoch mit zunehmender Erfahrung.
Wenn die Abläufe bei den Dreharbeiten mit den Grundeinstellungen der Kamera und in der Postproduktion reibungslos funktionieren, sinken die Mehrkosten.
Hinzu kommt, dass in den letzten zwei Jahren die Preise für die Miete der Kameras, die Kassettenpreise und die Tagessätze der Postproduktionsgeräte erheblich gesunken sind.

**Welche Rolle spielt aus Ihrer Sicht der Consumer-Markt mit Technologien wie HDV in der Aufzeichnung, mit HD-DVD und der zunehmenden Verbreitung von Plasma- und LC-Displays?

Wichtig ist eine größere Verbreitung von HD-fähigen Fernsehgeräten. Nur wenn die Consumer-Geräte für ein größeres Publikum erschwinglich werden, wächst auch der Druck auf die Sendeanstalten in HD-Technologie zu investieren, zunächst in mehr HD-Produktionen, dann in eigene HD-Sendetechnik.

**Was wollen Sie uns noch zum Thema HD mitteilen?

Für den Bereich der Dokumentarfilmproduktion kommt noch ein weiteres wichtiges Argument für die HD-Technologie hinzu: die Archivierung. Wir haben es bei den Zeitzeugeninterviews, den Erfahrungen von Menschen, die uns Zeugnis über die Vergangenheit ablegen, mit unwiederbringlichen zeitgeschichtlichen Dokumenten zu tun. Die Archivierung in höchster Qualität ist deshalb besonders wichtig. Zudem sind viele Dokumentationen zeitlos, so dass die Sender sie auch noch in vielen Jahren wiederverwerten können – und zwar in hoher HD-Qualität.

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