Branche: 18.02.2015

Technische Oscars 2015 verliehen

Für technische und wissenschaftliche Leistungen verleiht die Academy of Motion Picture Arts and Sciences (Ampas) in den USA jedes Jahr verschiedene Preise, die unter dem Oberbegriff »Technik-Oscars« zusammengefasst werden. In diesem Jahr waren mit MAT und Leica auch zwei deutsche Unternehmen unter den Preisträgern.

Insgesamt zeichnete die Ampas in diesem Jahr 58 Personen aus, die mit 22 wissenschaftlichen und technischen Entwicklungen die Branche bereicherten und nach vorne brachten. Die Verleihung der »technischen Oscars« findet stets im Rahmen einer eigenen, von der großen Oscar-Gala abgespaltenen Zeremonie statt, in diesem Jahr war das am Samstag, den 7. Februar 2015 im Luxushotel Beverly Wilshire in Los Angeles. Die »technischen Oscars« umfassen verschiedene Preise, die mit unterschiedlichen Trophäen verbunden sind.

In diesem Jahr dominierten zahlenmäßig Preise für die DLP/DMD-Entwicklung und für Software-Tools für Motion-Capturing und 3D-Animation — aber mit Optiken von Leica und einem Kamerasupportsystem von MAT, waren auch Firmen aus Deutschland unter den Preisträgern vertreten.

Gordon E. Sawyer Award

Dieser Preis ging an den Toningenieur David W. Gray, der als VP Worldwide Content Services bei Dolby tätig ist. Der Sawyer-Award wird an ein Mitglied der Filmindustrie verliehen, das aus Sicht der Jury zum Ansehen der Branche beigetragen hat. Dieser Preis wird durch eine Oscar-Statuette symbolisiert.

Technical Achievement Awards

Diese Preiskategorie wird durch eine Urkunde (Academy Certificate) symbolisiert.

Einen Technical Achievement Award, erhielt Peter Braun von MAT für das Konzept und die Entwicklung des MAT-Towercam Twin Peek. Das ist eine portable, ferngesteuerte Teleskopsäule, die es erlaubt, sanfte und geräuschlose Vertikalkamerafahrten bis zu einer Höhe von rund 11 m zu realisieren. Das schlanke System erlaubt es, anderweitig so gut wie unmögliche, exakt wiederholbare Kamerafahrten durch Öffnungen zu realisieren, die nicht größer sind als die Kamera selbst.

Ebenfalls mit einem Technical Achievement Award wurden Robert Nagle und Allan Padelford ausgezeichnet. Sie erhielten die Ehrenurkunde für den Biscuit Jr., ein niedriges Spezialfahrzeug mit eigenem Antrieb, mit dem Filmfahrzeuge für realistische Fahrtaufnahmen bewegt werden können und das dabei viel Flexibilität bei den möglichen Kameraeinstellungen bietet.

Einen Technical Achievement Award erhielten auch Harold Milligan, Steven Krycho und Reiner Doetzkies für ihre Ingenieurleistungen bei der Realisierung von DLP-Projektionssystemen für Texas Instruments.

Auch Cary Phillips, Nicolas Popravka, Philip Peterson und Colette Mullenhoff von ILM erhielten einen Technical Achievement Award. Sie haben an der Shape-Sculpting-Software für den 3D-Animationsbereich mitgewirkt.

Tim Cotter, Roger van der Laan, Ken Pearce und Greg LaSalle haben an der Entwicklung von Mova mitgewirkt, einem System zur Mimikerkennung und -erfassung. Dafür wurden sie ebenfalls mit einem Technical Achievement Award belohnt.

Ein weiterer Technical Achievement Award ging an Dan Piponi, Kim Libreri und George Borshukov für Universal Capture von ESC Entertainment. Dabei handelt es sich ebenfalls um ein System zur Mimikerkennung und -erfassung für die 3D-Animation.

Marco Revelant, Alasdair Coull und Shane Cooper erhielten einen Technical Achievement Award für die Software Barbershop von Weta Digital, mit der sich Haare im 3D-Bereich gestalten lassen.

Ein weitere Technical Achievement Award ging an Michael Sechrest, Chris King und Greg Croft für ihre Arbeit an SpeedTree Cinema. Diese Software dient der Gestaltung und Animation von Pflanzen in der 3D-Animation.

Scott Peterson, Jeff Budsberg und Jonathan Gibbs erhielten einen Technical Achievement Award für das Foliage System von DreamWorks Animation. Diese Software dient ebenfalls der Gestaltung von Pflanzen in der 3D-Animation.

Erwin Coumans wurde für die Entwicklung der Bullet Physics Library mit einem Technical Achievement Award ausgezeichnet, Nafees Bin Zafar und Stephen Marshall für zwei darauf basierende Zerstörungs-Simulationssysteme.

Einen Technical Achievement Award erhielten auch Brice Criswell und Ron Fedkiw für die Entwicklung der Zerstörungs-Simulation PhysBAM Destruction System von ILM.

Auch Ben Cole und Eric Parker beschäftigen sich mit Software für Zerstörungssimulation und wurden für das Kali Destruction System und den Digital Molecular Matter Toolkit mit einem Technical Achievement Award ausgezeichnet — ebenso wie James O’Brien, dessen Arbeit die Grundlagen für diese Softwares legte.

Magnus Wrenninge erhielt einen Technical Achievement Award für Field3D, eine Software-Lösung die den Austausch von Daten zwischen bislang inkompatiblen Animationssystemen ermöglicht.

Einen Technical Achievement Award erhielt auch Robert Bridson für seine Vorarbeiten an Voxel Datensystemen, die großen Einfluss auf die Darstellung von Flüssigkeiten im 3D-Animationsbereich haben.

Ken Museth, Peter Cucka und Mihai Aldén wurden für OpenVDB mit einem Technical Achievement Award ausgezeichnet. OpenVDB ist eine Datenstruktur für die schnelle und effiziente Speicherung und Manipulation von Voxels.

Scientific and Engineering Award

Diese Auszeichnung ist mit einer vergoldeten Plakette (Academy Plaque) verbunden.

lain Neil und André de Winter erhielten die Plakette für ihre Mitarbeit an der Entwicklung der Objektivreihe Summilux-C von Leica. Diese Objektivbaureihe wird von der Leica-Tochter CW Sonderoptic betreut und vertrieben, sie gilt derzeit als beste Optikfamilie in der Filmbranche.

Brad Walker, D. Scott Dewald, Bill Werner, Greg Pettitt und Frank Poradish haben an der Entwicklung von Technologien für die digitale Filmprojektion mit DLP-Systemen von Texas Instruments mitgewirkt. Dafür erhielten sie nun die Academy Plaque.

Ichiro Tsutsui, Masahiro Take, Mitsuyasu Tamura und Mitsuru Asano sind bei Sony im Bereich der OLED-Monitore von Sony tätig. Sie wurden für ihre Beiträge zur Entwicklung der BVM-E-Monitorserie ausgezeichnet.

John Frederick, Bob Myers, Karl Rasche und Tom Lianza entwickeln bei HP Monitore. Sie wurden für den DreamColor LP2480zx ausgezeichnet.

Academy Award of Commendation

Diese Auszeichnung ist mit einer speziellen Plakette (Special Plaque) verbunden.

Steven Tiffen, Jeff Cohen und Michael Fecik von Tiffen erhielten für ihre Arbeit im Bereich dye-based ND-Filter, die Infrarot-Probleme beim Drehen mit digitalen Kameras beseitigen, eine Special Plaque.

Academy Award of Merit

Diese neben dem Sawyer-Award höchste Kategorie der Scientific & Technical Awards ist mit einer Oscar-Statuette verbunden.

Ausgezeichnet wurde in diesem Jahr Dr. Larry Hornbeck, der Erfinder der DMD-Technologie. DMD-Devices von Texas Instruments sind die Basis der DLP-Projektion, die in den meisten digitalen Kinoprojektoren zum Einsatz kommt.

Empfehlungen der Redaktion:

04.03.2014 – Wer verleiht eigentlich die Oscars an wen?
06.03.2013 – Wir sind Oscar!
03.05.2012 – Künftige Oscar-Verleihungen kommen aus dem Dolby Theatre
10.01.2012 – Technische Oscars 2012 — auch für Arri
21.01.2010 – Technik-Oscars 2010 wurden vergeben
07.03.2004 – Oscars für alle!
12.01.2008 – Technische Oscars auch für deutsche Entwicklungen
12.02.2009 – Die goldene Wurst
31.08.1999 – Projektion mit Spiegeln