Kamera: 10.06.2008

Sony: F23

3-Sensor-Kamera für den High-End-Markt.

Die Sony F23 verfügt über drei progressive 2/3-Zoll-CCDs mit 1920 x 1080 Bildpunkten. Die Kamera ist mit 14-Bit A/D-Wandlern ausgerüstet, die einen erweiterten Dynamikbereich sowie einen hohen Signalrauschabstand erreichen sollen. Der Belichtungsspielraum sei deutlich größer als bei herkömmlichen Videokameras und liege bei etwa 12,5 Blendenstufen. Das Prismensystem mit neuen Glassorten und Vergütungen ermögliche außerdem einen erweiterten Farbraum, der wesentlich näher am weiten Farbraum von Filmmaterial liege, so Sony. Die Empfindlichkeit reicht aus, um im 24p-Modus bei einer Beleuchtung von 2.000 Lux die Blendenstufe F10 zu erreichen — das entspricht den Eckdaten von HDW-750 und HDC-1500.

Die Kamera erlaubt Bildgeschwindigkeiten von 1 bis 60 fps im progressiven Modus bei 4:2:2 und sogar bei 4:4:4. Die RGB-Abtastung mit 60 fps im 4:4:4 Modus ist nur mit dem gedockten HDCAM-SR-Recorder SRW-1 möglich. Die Bildrate kann in Schritten von je einem Vollbild ausgewählt werden. Als Gamma-Kurven stehen ein flaches Cine-Gamma (S-Log Gamma) und vier Hyper-Gamma-Kurven zur Verfügung. Die F23 zeichnet in diesem Modus Raw-Daten auf. Man arbeitet also wie mit Filmmaterial, ohne schon bei der Aufnahme elektronisch an der Gammakurve herumzudoktern oder sonstige Vorabkorrekturen zu machen. Das so aufgezeichnete Bild wirkt flau, aber es enthält alle Details und bietet einen hohen Kontrastumfang, stellt also das Optimum für die kreative Nachbearbeitung dar.

Als Objektivfassung dient das bekannte Sony-B4-Bajonett in einer speziell gehärteten Fassung, bei der die Ausdehnung durch Erwärmung minimiert sein soll, wodurch laut Sony die bei früheren Modellen auftretenden Probleme mit dem Auflagemaß ausgeräumt wurden.

In Verbindung mit dem angedockten SRW-1 bildet die F23 eine kabellos einsetzbare Einheit, die im HDCAM SR-Format bei variablen Geschwindigkeiten eine hohe Bildqualität bis 4:4:4 (RGB) liefert. Der SRW-1 kann auf der Rückseite und auf der Oberseite angeflanscht werden. Je nach Arbeitssituation wird der Recorder wie eine Filmkassette — der er auch optisch entspricht — auf die Kamera aufgesteckt. An der jeweils freien Andockfläche findet die Interface-Box Anschluss, die zusätzlich HD-SDI-Ausgänge und zwei XLR-Toneingänge bietet. Außerdem lässt sich hier ein Akku aufstecken, mit dem Kamera und Recorder betrieben werden können, der aber die relativ hohe Leistungsaufnahme der Kamera verkraften muss: Ohne Sucher liegt die F23 hier schon bei 56 Watt. Der SRW-1 kann in Kombination mit dem SRPC-1 Prozessor auch separat betrieben werden kann.

Der SRW-1 kann mit maximal 880 Mbps aufzeichnen, das 4:4:4-Signal wird also in der Größenordnung von 2:1 komprimiert. Reicht ein 4:2:2-HD-Signal, können zwei Signale parallel oder eines mit erhöhter Bildrate von 60p aufs Band gebracht werden. Mit der optionalen Prozessorkarte HKSR-103 soll gegen Ende 2007 auch die Aufzeichnung von 4:4:4-Signalen mit variabler Framerate von 1 bis 60 fps auf dem SRW-1 möglich sein. Damit gehört dann Zeitraffer und eine gemäßigte Zeitlupe zum Standard und auch das Fahren von Rampen mit gleichzeitiger Belichtungskompensation gehört zu den Möglichkeiten der Kamera — in höchster Aufnahmequalität.

Die F23 ist mit diversem Zubehör für Filmkameras kompatibel, das sich direkt anschließen lässt.

Die F23 ist nach Ansicht vieler Kameraleute nach vielen Versuchen seitens der Elektronikhersteller die erste »Filmstyle«-HD-Produktionskamera. Ihr Innenleben entspricht weitgehend der Kamera HDW-F900.

Die Bedienungselemente befinden sich auf der linken Kameraseite. Insgesamt sind das acht Druckknöpfe, zwei Kipp-/Schiebeschalter und ein Jog/Dial-Rad. Der Start/Stopp-Druckknopf ist dort, wo man ihn auch bei Arri-Kameras findet. Vier frei belegbare Schalter können per Menü mit bestimmten Funktionen belegt werden, vier weitere Schalter dienen der allgemeinen Programmierung über ein kleines Display. Alle Bedienelemente finden sich auch auf einem kabelgebundenen, absetzbaren Handgerät zum Fernsteuern. Dieses Handgerät lässt sich auf der rechten Seite der Kamera festclippen, wo der Kamera-Assistent dann Zugriff auf alle Funktionen hat.

Ein integrierter Down-Konverter stellt am Test-Out-Ausgang ein normales FBAS-Signal zur Verfügung, so dass auf allen normalen SD-Monitoren das Kamerabild dargestellt werden kann.

Damit man an der Kamera das normale Filmzubehör verwenden kann, gibt es auf der rechten Seite 12- und 24-Volt-Ausgänge zum Anschluss von Zubehör wie Servomotoren oder Bildsendern.

Als erste Digital-Film-Kamera hat die F23 zwei Sucheranschlüsse, die den gleichzeitigen Betrieb des 3,5-Zoll-HD-LCD-Okularsuchers und des 9-Zoll-HD-Studiofarbsuchers erlauben.

Der HDVF-C35W ist als LCD-Okularsucher ausgelegt und stellt eine überarbeitete Version des C30-Suchers dar, nun mit einem klappbaren 3,5-Zoll-LCD-Schirm. Nimmt man das aufgesteckte Okular ab, dann kann man den Schirm wie bei einem DV-Camcorder aufklappen. Durch neue Filter soll die Oberfläche des Monitors unempfindlicher gegen die direkte Sonneneinstrahlung durchs Okular sein, trotzdem muss man weiterhin darauf achten, dass die Sonne nicht wie durch ein Brennglas die empfindliche Oberfläche zerstört.

Menü und Möglichkeiten der F23 entsprechen in großen Teilen dem HDW-F900R und auch der Aufbau der Seiten ist in der Struktur entsprechend. Auf dem Bedien-Display an der linken Kameraseite — oder mit Hilfe der absetzbaren Fernbedienung — werden alle Betriebseinstellungen vorgenommen. Das über den Sucher angezeigte Kameramenü erlaubt auf den verschiedenen Ebenen eine vollständige Kontrolle über alle Kameraparameter und Setups.

Die Skin-Tone-Korrektur ist für drei verschiedene Farbtöne möglich und kann die Kontur in den vom Benutzer definierten Bereichen reduzieren oder verstärken. Eine neue Low-Key-Saturation Correction verstärkt die Farbsättigung in den unterbelichteten Bildteilen und soll so zu zu einer natürlicheren Farbwiedergabe führen. Mit der Multimatrix kann man in die Farbwiedergabe eingreifen und in 16 Bereichen Veränderungen vornehmen, wodurch schon beim Drehen eine Farbkorrektur oder Spezialeffekte in der vollen Farbauflösung möglich sind.

Die F23 kommt aus der Fernsehtechnik, deshalb bietet sie zusätzlich die gleichen Möglichkeiten, wie Studiokameras und sie kann über Sonys MSU900/950 oder die Fernsteuerung RM-B750 im Verbund mit anderen Kameras betrieben werden.

Der Kamerakörper ist relativ kompakt und misst gerade mal 20 x 20 x 22 cm, das Gewicht ohne weiteres Zubehör liegt bei etwa 5 kg. Mit angesetztem Recorder betragen die Abmessungen ungefähr 30 x 40 x 20 cm und erst mit weiterem Zubehör wird die Kamera richtig groß.