Test, Top-Story, Zubehör: 19.10.2012

Vergleichstest Field-Monitore 2012 Teil 4: Sucher

Die Sucher des Tests im Vergleich: Alphatron EVF-035W-3G, SmallHD DP4 EVF.

 Die externen Sucher von Zacuto und Cineroid haben schon viele DSLR-Anwender überzeugt (siehe früherer Test). Aber es gibt Alternativen, zwei davon stellt der aktuelle Vergleichstest vor.

SmallHD DP4 EVF

Der DP4 EVF von SmallHD ist ein Hybrid zwischen Sucher und Monitor — und kann auch in beiden Modi verwendet werden. Der 4,3-Zoll-Monitor mit einer Auflösung von 800 x 480 Bildpunkten wird unter dem Namen DP 4 auch separat verkauft. Das EVF-Modell wird zum Netto-Listenpreis von rund 750 Euro mit einer Suchermuschel geliefert, die einfach auf den Monitor aufgesteckt wird. Das Design des Monitors ähnelt dem des 5-Zöllers DP6, mit einem kompakten Aluminiumgehäuse und drei 1/4-Zoll-Gewinden an den Seiten und der Unterseite. Auf der Oberseite befinden sich ein Scroll-Rad und zwei Tasten. Ein Akkuadapter für zwei Canon-DSLR-Akkus ist im Lieferumfang enthalten.

Der Monitor selbst ist sehr leicht und kompakt, er eignet sich — wie schon erwähnt — auch als Stand-Alone-Monitor. Die Sucherlupe zum Aufstecken ist durch die dicken Plastikwände recht massiv und vergleichsweise schwer. Besonders im Vergleich zum Alphatron-Sucher fällt das höhere Gewicht der SmallHD-Lösung auf. Auf einer DSLR montiert, sorgt der SmallHD Monitor mit Suchermuschel für extreme Kopflastigkeit. Die Sucherlupe ist letztlich auch für die Magnete zu schwer, die diese im aufgeklappten Zustand halten sollen: Schon bei minimalen Bewegungen klappt die Muschel nach unten.

Andererseits kann man den Monitor nicht bedienen, wenn die Suchermuschel aufgeklappt ist, da sie die Bedienelemente abdeckt. Insgesamt ist die Augenmuschel nicht besonders fest am Sucher fixiert und kann auch relativ leicht unabsichtlich entfernt werden.

Das Bild zeigt bei Betrachtung durch den Sucheraufsatz leicht tonnenförmige Verzeichnungen am Rand und das Plastikgehäuse reflektiert innen sichtbar mehr Licht als beim Alphatron-Sucher.

Der kleine Bildschirm wirkt jedoch sehr scharf, im direkten Vergleich mit dem Alphatron-Sucher ist der Bildeindruck fast genauso scharf, obwohl Letzterer nominell mehr Auflösung bietet. Bei sehr feinen Details erreicht der SmallHD etwas weniger Präzision als das Alphatron-Modell, dennoch kann man sehr gut die Schärfe beurteilen.

Als kleiner Monitor ist der SmallHD DP4 eine gute Wahl, denn selbst bei Sonnenlicht lässt sich das Bild wie beim DP6 noch halbwegs passabel beurteilen. Beim Kontrastumfang zeigt der kleine Monitor sogar noch etwas mehr Details in den hellen Bildbereichen als das größere Schwestermodell DP6 — allerdings spiegelt der DP4 etwas mehr. Beim Betrachtungswinkel baut der Bildeindruck von der Seite schneller ab als beim DP6. Die Farben sind ausgewogen und lassen sich im Menü gut justieren. Das Menü und die Software-Funktionalität ist identisch wie beim DP6 (siehe Teil 3 dieses Vergleichstests). Das HDMI-Signal kann auf den HDMI-Ausgang ausgegeben werden.

Alphatron EVF-035W-3G

Das Magnesiumgehäuse des Alphatron-Suchers ist zwar kein absolutes Leichtgewicht, letztlich ist der Sucher aber auch nicht schwerer als ein 5-Zoll-Monitor, so dass er auch noch auf einer DSLR eingesetzt werden kann. Die SDI-Ein- und Ausgänge zeigen aber schon, dass der Sucher eher als Ergänzung für Kameras wie Sonys NEX-FS100/700 oder die C300 von Canon gedacht ist. Daneben sind zwei Mini-HDMI-Buchsen als Ein- und Ausgang untergebracht. Entsprechende Kabel werden leider nicht mitgeliefert.Der Netto-Listenpreis beträgt rund 1.100 Euro.

Alle vier Schnittstellen befinden sich auf der Rückseite des Geräts und so geht es hier schon ziemlich eng zu. Das Anbringen der BNC-Stecker an den SDI-Schnittstellen ist nicht komfortabel, sondern einigermaßen fummelig. Auch die Mini-HDMI Schnittstellen sind kein Vorteil: Zum einen halten diese etwas schlechter als ihre großen Brüder, zum anderen hat man diese leicht exotischen Kabel eben nicht immer zur Hand.

Für die mobile Stromversorgung gibt es ein NP-F-Akkufach, unter die Akku-Abdeckung passt allerdings nur der kleinste NP-F Akku. Man kann den Sucher aber auch ohne die Abdeckung nutzen und dann größere Akkus verwenden. Da die Abdeckung ohnehin etwas locker sitzt und sich leicht löst, erleichtert den Verzicht. Alternativ kann der Sucher mit 6,8 bis 12 V per Buchse mit Strom versorgt werden.

Die Akkuabdeckung ist eine der etwas billig wirkenden Schwachstellen des Suchers, der ansonsten robust und gut verarbeitet wirkt. Die zweite Schwachstelle ist der Öffnungsmechanismus für die Sucherlupe. Der öffnet sich nur, wenn man exakt an der richtigen Stelle drückt, außerdem hinterlässt er einen etwas wackeligen und instabilen Eindruck. Im aufgeklappten Zustand wird die Suchermuschel von einem Magneten fest genug gehalten, dass sie kaum versehentlich zuklappen kann.

Ein weitere Makel am Testmodell war die Dioptrien-Einstellung, die keinerlei sichtbare Veränderung bewirkte. Der Irisverschluss für die Suchermuschel funktioniert hingegen gut. Die Suchermuschel ist komfortabel und deckt das Auge auch bei Brillenträgern gut ab.

Der An- und Ausschalter ist auf der linken oberen Seite nicht besonders gut platziert, denn dieser wird leicht mal versehentlich betätigt, wenn man das Menü aktivieren will oder die Suchermuschel hochklappt.

Das übersichtliche Menü wird über ein Drehrad und eine Menütaste bedient. Zusätzlich gibt es vier Funktionstasten, denen verschiedene Befehle zugeordnet werden können. Zwar sind die Tasten sehr klein, aber gut zugänglich auf der linken Seite angebracht. Als Schärfe-Assistent dient ein farbiges Peaking über monochromem oder farbigem Bild, das in Stärke und Farbe der Umrandung eingestellt werden kann.

Besonders gelungen ist die Version eines Zebramusters, das der Hersteller »Luma Zone Check« nennt: Verschiedenfarbige Zebramuster können in vorher definierten Helligkeitsbereichen über dem Bild anzeigt werden. Dabei lassen sich die Mittelwerte mit den Scroll-Rad einstellen.

Alternativ steht eine False-Color-Funktion mit farbiger Darstellung zur Verfügung. Die Farbmarkierungen können in einer Legende elektronisch angezeigt werden, so dass man diese jederzeit schnell interpretieren kann. Daneben gibt es Funktionen wie Blue-Only, Pluge-Farbbalken, und verschiedene graue Hintergründe.

Die Audiopegel aus dem HDMI- oder SDI-Signal können als Diagramm ins Bild eingeblendet werden. Ein VITC– oder LTC-Timecode kann im Sucher angezeigt werden. Neben dem Scan Mode und einem Pixel-to-Pixel-Mapping, gibt es DSLR-Scaling-Modi mit Presets für die Canon 5D, die Sony A77 oder die Nikon D7000.

Um Bildbereiche zu markieren, bietet der Alphatron-Sucher zahlreiche Safe Area Marker und es können verschiedene Bildseitenverhältnisse bis hin zu 2.35:1 eingestellt werden — wobei das Bild außerhalb des ausgewählten Bereichs abgedunkelt wird, so dass es einfacher fällt, den Bildausschnitt wirklich gut zu beurteilen. Neben den Funktionen SDI auf SDI und HDMI auf HDMI durchzuschleifen, kann das HDMI-Signal auch auf SDI ausgegeben werden. Das einzige Feature, das man am Alphatron-Sucher vielleicht vermisst, ist eine Waveform-Anzeige oder eine RGB-Parade.

Das Bild des Alphatron-Suchers ist sehr scharf und erlaubt so auch ohne Assistenzfunktionen eine gute Beurteilung des Bildes. Zudem ist die Suchermuschel auch für Brillenträger gut zu benutzen und schattet das Umgebungslicht sehr gut ab und der Suchertubus reflektiert das Monitorlicht nur sehr gering. Auch infolge dessen ist der Kontrastumfang ist sehr gut und der Sucher zeigt dunkle und helle Bildbereiche mit genügend Zeichnung an. Zwar ist der Sucher auch ausreichend hell für den Einsatz mit aufgeklappter Suchermuschel, er macht hier aber keine ganz so gute Figur wie der SmallHD DP4 EVF. Zum einen ist er für diesen Modus doch recht klein und zum anderen sind die Helligkeit und der Betrachtungswinkel nicht ganz so gut.

Zusammenfassung Sucher

Beim direkten Vergleich zwischen dem SmallHD DP4 und dem Alphatron EVF-035W-3G fällt sofort auf: Das eine ist ein Monitor mit einer zusätzlichen Suchermuschel und das andere ein von Beginn an als Sucher konzipiertes Modell. Das Baukastenprinzip des DP4 merkt man dem Produkt an. Hier ist Alphatron klar im Vorteil und bietet die bessere Suchermuschel, das schärfere Bild und ein besseres Design bei erheblich weniger Gewicht. Allerdings hat auch die erste Generation des Alphatron-Suchers noch kleine Mängel wie etwa den etwas fummeligen Verschluss oder den zweifelhaften Dioptrien-Ausgleich.

Als Sucher ist der Alphatron EVF-035W-3G momentan mit das Beste, was es in dieser Preisklasse auf dem Markt gibt. Der SmallHD DP4 EVF ist vor allem für DSLR-Filmer eine interessante Alternative, die einen günstigen Monitor wollen und nur bei Bedarf die Suchermuschel aufsetzen.

Eine Tabelle mit den wichtigsten Eckdaten der Testgeräte steht als PDF im Download-Bereich dieser Seite bereit.

Downloads zum Artikel:

Monitore_2012_02.pdf

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