Kamera, Test, Top-Story: 24.10.2012

Smooth Operator: NEX-FS700

Großer Sensor, Wechseloptik Slow-Motion-Funktion und die Ausgabe von 4K-Videosignalen via HD-SDI — die Eckdaten des Sony NEX-FS700 lassen aufhorchen. film-tv-video.de wollte wissen, wie sich das neue Mitglied der NXCAM-Familie in der Praxis schlägt und hat den FS700 ausprobiert.

Der Sony NEX-FS700 ist ein Single-Large-Sensor-Camcorder (SLS) und wurde von Sony als »großer Bruder« des NEX-FS100 (Test) vorgestellt. In der Tat ähneln sich die beiden Camcorder auf den ersten Blick stark, denn beim NEX-FS700 hat Sony die erstmals beim FS100 eingeführte, etwas gewöhnungsbedürftige Gehäuseform übernommen. Neben der damit vorgegebenen Ergonomie ist auch die grundsätzliche Bedienung beider Geräte fast komplett identisch. Zudem nutzen beide Modelle den Sony-E-Mount zum Anschluss von Objektiven oder Objektivadaptern.

Unterschiede gibt es aber im Innenleben der beiden Camcorder: So besitzt der NEX-FS700 im Gegensatz zum FS100 einen 4K-Sensor, eingebaute ND-Filter und auch einen HD-SDI-Ausgang. Die eigentliche Besonderheit und somit das Top-Feasture des NEX-FS700 ist jedoch die Slow-Motion-Funktion, mit der Zeitlupenaufnahmen mit bis zu 240 fps in 1080p realisierbar sind. Bei reduzierter Auflösung kann sogar mit bis zu 960 fps aufgenommen werden.

Aufgrund der großen Sensorabmessungen bieten SLS-Camcorder wie der NEX-FS700 eine relativ hohe Lichtempfindlichkeit, besonders im Vergleich zu Camcordern mit 1/3- oder 2/3-Zoll-Sensoren. Durch die Möglichkeit, dank Wechselobjektivanaschluss lichtstarke, hochwertige Objektive benutzen zu können, lasdsen sich die Low-Light-Fähigkeiten solcher Camcorder weiter ausbauen. Beliebt sind SLS-Camcorder aber vor allem deshalb, weil sie wegen des großen Bildfensters und der damit kompatiblen Objektive, Aufnahmen mit sehr geringer Schärfentiefe produzieren können, also »Film-Look« ermöglichen.

Der Netto-Listenpreis des NEX-FS700 als Kit-Variante mit Objektiv liegt bei 8.800 Euro, der Straßenpreis hat zum Testzeitpunkt (10/2012) um die 7.000 Euro erreicht. Der Camcorder-Body ohne Objektiv wird zum Listenpreis von 8.100 Euro angeboten und ist in der PRaxis natürlich ebenfalls günstiger zu finden.

Technische Eckdaten NEX-FS700

Der 4KCMOS-Chip des NEX-FS700 ist mit insgesamt 4.352 x 2.662 Bildpunkten ausgestattet. Für die Videoaufnahme wird eine Sensorfläche von 23.6 mm x 13.3 mm genutzt, was in etwa den Abmessungen eines Super-35-Bildfensters im Filmbereich entspricht. Auch bei F65, PMW-F3 und NEX-FS100 nutzt Sony diese Sensorabmessungen. Der im FS700 verbaute CMOS-Chip ist in der Lage, neben den üblichen HD-Auflösungen auch ein 4K-Signal auszugeben. Ein von Sony bereits angekündigtes Firmware-Update soll es zu einem späteren Zeitpunkt ermöglichen, diese 4K-Daten des Sensors extern über HD-SDI aufzunehmen — aktuell ist das allerdings noch nicht möglich.

Neben der noch ausstehenden 4K-Option ist das wohl auffälligste und von Sony am stärksten hervorgehobene Merkmal des FS700 die Slow-Motion-Funktionalität: Sie erlaubt die Zeitlupenaufnahme eines Motivs mit 120 oder maximal 240 fps in 1080p. Es sind auch Aufnahme-Bildraten von 480 bis 960 fps möglich, dann allerdings mit der Hälfte beziehungsweise einem Viertel der Sensorauflösung.

Der FS700 verfügt über integrierte ND-Filter. So wird auch das Drehen mit offener Blende in hellen Umgebungen möglich, ohne auf Matteboxen mit Filtereinschüben oder andere externe Hilfsmittel zurückgreifen zu müssen. Die Filter sind in den Stärken ND 1/4 (-2 Blenden), ND 1/16 (-4 Blenden) und ND 1/64 (-6 Blendenstufen) vorhanden.

Zum Anschluss der Wechseloptik verfügt der FS700, wie auch die anderen Geräte der NEX-Baureihe, über den Sony-E-Mount. Für diesen Wechselobjektivanschluss sind etliche Adapter von Drittherstellern verfügbar, die beispielsweise auch den Anschluss von Objektiven mit PL-Mount sowie Canon- oder Nikon-Bajonett erlauben. Wird der Sony-Adapter LA-EA2 benutzt, ist es möglich, Sony-A-Mount-Optiken anzuschließen und dabei die Autofokus-Funktion dieser Optiken mit dem FS700 zu nutzen.

Das Testgerät wurde mit dem bekannten 18-200 mm-Objektiv geliefert, das auch dem von film-tv-video.de getesteten NEX-FS100 beilag. Auf KB-Brennweite umgerechnet, bietet diese Zoom-Optik einen Brennweitenbereich von ungefähr 30 mm bis 340 mm. Die maximale Blendenöffnung in Weitwinkelstellung liegt bei einem Wert von 3.5. Mit zunehmender Brennweite verringert sich die Lichtstärke der Optik, was in absoluter Teleposition eine maximale Blendenöffnung von 6.3 bedeutet — nicht gerade optimal für das Arbeiten mit geringer Schärfentiefe, das ja eine offene Blende impliziert. Das Kit-Objektiv besitzt einen optischen Bildstabilisator.

Das 3,5-Zoll-Display des FS700 verfügt über rund 921.000 Pixel. Es ist als Touchscreen ausgeführt. Durch den mitgelieferten Tubus mit Sucherlupe und Augenmuschel lässt sich das Display in einen Suchermodus umbauen. Ebenfalls im Lieferumfang enthalten: ein Handgriff, der sich seitlich am Gehäuse anschrauben lässt und den Handheld-Betrieb des FS700 ermöglichen soll. Weiter wird der Camcorder mit einem kurzen Shotgun-Mikrofon vom Typ ECM-XM1 ausgeliefert. Zur Spannungsversorgung nutzt der FS700 die standardmäßigen Sony-NP-F-Akkus. Mit Kit-Objektiv, Mikrofon und NP-F-770-Akku wiegt der NEX-FS700 gut 3 kg.

Aufzeichnungsformate und Anschlussoptionen

Der FS700 gehört zu Sonys NXCAM-Familie, als internes Aufzeichnungsformat dient also der AVCHD-Standard. Daher wird für das interne Speichern der Videobilder auf den H.264-Codec mit 8 Bit bei 4:2:0-Farbabtastung zurückgegriffen.

Als Speichermedium kommt eine SD/SDHC/SDXC-Karte oder ein Memory Stick Pro Duo zum Einsatz, wobei speziell beim Verwenden der Slow-Motion-Funktion auf eine ausreichende Schreibgeschwindigkeit der Speicherkarte geachtet werden muss. Es steht lediglich ein einzelner Speicherkarten-Slot zur Verfügung. Alternativ kann auch auf das Sony-Speichermodul HXR-FMU128 aufgezeichnet werden, das separat erhältlich ist (etwa 750 Euro Netto-Listenpreis). Das Speichermodul lässt sich seitlich am FS700 befestigen. Ist kein Kartenleser vorhanden, kann der Camcorder auch direkt zum Auslesen der gespeicherten Dateien per Mini-USB an den Rechner angeschlossen werden. Der NEX-FS700 kann zwischen 50- und 60-Hz-Betrieb umgeschaltet werden. Somit ist ein universeller Einsatz in verschiedensten Workflow-Umgebungen möglich.

Beim Umschalten zwischen 50- und 60-Hz-Betrieb muss auch das interne Aufzeichnungsmedium neu formatiert werden. Ein Mischen der beiden Betriebsarten auf einer Speicherkarte ist nicht möglich. Je nach Betriebsart sind unterschiedliche Aufzeichnungsraster und Frameraten verfügbar: Bei der in Europa üblichen 50-Hz-Betriebsart hat der Anwender die Wahl zwischen 1080p50, 1080i50, 1080p25 oder 720p50. Entscheidet man sich für den Betrieb mit 60 Hz, stehen in den entsprechenden Auflösungen Frameraten von 60p, 60i und 30p zur Verfügung. Zusätzlich besteht im 60-Hz-Modus jedoch auch die Möglichkeit, direkt in 1080p24 aufzuzeichnen. Es ist mit dem FS700 auch möglich, in SD aufzunehmen. Hier kann zwischen 720 x 480/60i oder 720 x 576/50i gewählt werden. Die Slow-Motion-Funktion ist allerdings nur in den 1080p-Rastern verfügbar.

Wie von den anderen NXCAM-Camcordern bekannt, kann der Anwender auch beim FS700 zwischen unterschiedlichen Aufzeichnungsqualitäten und Datenraten wählen: Im FX-Modus werden HD-Signale in 1080i50 (i60), 1080p25 (p30, p24) oder 720p50 (p60) mit einer Datenrate von 24 Mbps nach H.264 kodiert. Im FH-Modus wird die durchschnittliche Datenrate bei den genannten Auflösungen auf 17 Mbps heruntergesetzt. Der HQ- sowie der LP-Modus kodieren das Bild in ein Raster von 1.440 x 1.080 bei 50i (60i), mit Datenraten von 9 Mbps und 5 Mbps.

Da Sony beim FS700 den AVCHD-Standard in Version 2.0 verwendet, ist es zudem möglich, die Videosignale mit einer Auflösung von bis zu 1.920 x 1.080 bei 50 oder 60 Vollbildern pro Sekunde zu speichern. Bei Aufzeichnung in 1080p50 oder 1080p60 beträgt die Datenrate 28 Mbps (PS-Modus). Aus Workflow-Sicht ist bei der Verwendung von 1080p50 (p60) allerdings Vorsicht geboten, denn nicht jedes Schnittsystem kann diese AVCHD-Dateien derzeit nativ verarbeiten. Je nach verwendetem NLE-System muss dieses Material zunächst in einen kompatiblen Codec transkodiert werden, und das ist meist umständlich, zeitaufwändig und auch der Qualität nicht immer zuträglich.

Im Gegensatz zum FS100 spendierte Sony dem FS700 neben einem HDMI-Ausgang (8 Bit, 4:2:2 inklusive Timecode) auch eine BNC-Buchse, die per 3G-HD-SDI die unkomprimierten HD-Signale ausgibt. Ein Firmware-Update soll es laut Sony ermöglichen, über diesen HD-SDI-Ausgang auch Signale mit 4K-Auflösung auszugeben und mit einem geeigneten Recorder aufzunehmen. Momentan ist die Ausgabe aber noch auf die üblichen HD-Auflösungen beschränkt. Zudem können Videosignale auch über einen Standard-Cinch-Anschluss oder über Component-Out ausgegeben werden.

Externe Line-Audio- oder Mikrofonsignale können über zwei XLR-Buchsen an den Camcorder angeschlossen werden. Beide XLR-Audioeingänge bieten Phantomspeisung und lassen sich sowohl automatisch als auch manuell aussteuern. Der Ton wird auf maximal zwei Kanälen aufgezeichnet. Dabei kann zwischen einer Linear-PCM– oder einer Dolby-Digital-Kodierung gewählt werden. Beide Audio-Codecs arbeiten mit 16 Bit bei 48 kHz.

Bedienung, Handling und Workflow-Eigenschaften

In Sachen Bedienung und Handling bietet der Sony NEX-FS700 in weiten Teilen die gleichen Eigenschaften, wie der seit einem Jahr verfügbare NEX-FS100 (Test). So ähneln sich die Bodies der beiden Geräte sehr stark, wesentliche Bedienelemente finden sich an den selben Stellen wieder. Vergleicht man die beiden, kastenförmigen Gehäuse weiter, so liegt der auffälligste Unterschied in dem etwas wuchtigeren Vorderteil des NEX-FS700: hier wurde logischerweise das neu integrierte ND-Filterrad platziert, das sich über einen dreistufigen Schalter bedienen lässt. Wie schon beim FS100 befinden sich auch beim 700er im vorderen Camcorder-Bereich Taster für Push-AF und Push-Auto-Iris, sowie ein Ring zur Blendensteuerung von Objektiven mit elektronisch geregelter Blende. Alle diese für Belichtung und Fokussierung mit einer AF-Optik wichtigen Funktionen sind gut erreichbar und sollten sich nach etwas Eingewöhnungszeit auch »blind« bedienen lassen. Zudem kann am FS700 auf der Oberseite des vorderen Gehäusebereichs ein stablier. mitgelieferter Tragegriff montiert werden, an dem sich auch Zubehör befestigen lässt.

Ein weiterer, ebenfalls mitgelieferter Handgriff kann seitlich per Schraubgewinde angebracht werden: Deser Handgriff ist im Unterschied zu dem des FS100 mit Funktionstasten bestückt: Push Auto-Iris und Expanded Focus sowie eine Zoomwippe finden sich hier. Das passende Objektiv vorausgesetzt, können so auch motorisierte Zoomfahrten durchgeführt werden. Die Tasten auf dem Griff sind ergonomisch gut angeordnet und lassen sich komfortabel bedienen.

Speziell die Taste zur Ausschnittvergrößerung ist beim manuellen Fokussieren im Handheld-Betrieb eine große Hilfe. Allerdings muss gleichzeitig gesagt werden, dass der FS700 in seiner Grundausstattung einfach kein Handheld-Camcorder ist: Hierzu ist das Gerät letztendlich etwas zu schwer und »unförmig«, so liegt der Handgriff zu weit vom Schwerpunkt des FS700 entfernt. Damit lässt sich der FS700 beim Betrieb aus der Hand nur schwer ausbalancieren, das Handgelenk schmerzt schon nach wenigen Minuten.

Da das Display im hinteren Gehäusebereich positioniert ist, kann der FS700 beim Drehen aus der Hand auch nicht an der Schulter abgestützt werden: ∏robiert man eine solche Halteposition aus,  kann das integrierte Display nicht mehr genutzt werden. Aufgrund der Displayposition muss der Anwender den Camcorder also immer direkt vor sich halten, was ohne weiteres Zubehör jedoch schnell ermüdet. Zum spontanen oder dokumentarischen Drehen aus der Hand eignet sich der NEX-FS700 in der von Sony gelieferten Grundausstattung daher nur sehr bedingt.

Beim Drehen vom Stativ lässt sich mit dem FS700 hingegen gut arbeiten. Jeder, der schon einmal einen Sony-Camcorder bedient hat, sollte auch mit dem FS700 auf Anhieb zu brauchbaren Ergebnissen kommen. Denn trotz des ungewöhnlichen Gehäusedesigns sind die wichtigsten Tasten an Postionen untergebracht, die man auch auch von anderen Camcordern schon gewohnt ist. Funktionen wie Weißabgleich, manuelle Belichtung, Peaking, Zebra und Push-AF sind leicht auffindbar.

Der FS700 verfügt über sechs frei belegbare Assign-Buttons, die bereits ab Werk mit sinnvollen Funktionen belegt sind. So lassen sich per Knopfdruck zum Beispiel die Peaking-, Zebra- oder auch eine Histogramm-Darstellung aktivieren. Die Peaking-Funktion als Assistenzsystem beim manuellen Fokussieren empfanden die Tester jedoch als eher »grob«. Mitunter wurden Bildbereiche vom Peaking »zugeschmiert«, die schon relativ weit von der eigentlichen Schärfeebene entfernt lagen. Nach einiger Eingewöhnungszeit kommt man zwar besser mit dem Peaking zurecht, allerdings wäre es doch wünschenswert, die Peaking-Parameter im Menü noch individueller nach den eigenen Wünschen anpassen zu können. Dies ist in der aktuellen Firmware-Version des FS700 aber nicht möglich.

Um die Schärfe wirklich verlässlich setzen zu können, nutzten die Tester in etlichen Aufnahmesituationen daher die Push-AF-Funktion des FS700 in Verbindung mit der Ausschnittvergrößerung. Push AF ist jedoch nur mit entsprechenden Objektiven mit E- oder A-Mount nutzbar. Die Expanded-Focus-Funktion stellt eine vier- oder achtfache Ausschnittvergrößerung des Sucherbildes dar. Durch diese Vergrößerung des Bildausschnitts war es im Grunde stets möglich, die Schärfe zuverlässig manuell einzustellen. Expanded Focus ist auch in Kombination mit Peaking nutzbar.

Das in der Kit-Variante des FS700 mitgelieferte E-Mount-Objektiv (SEL-18200) kommt aus dem Fotobereich und ist für den filmischen Einsatz nur sehr eingeschränkt zu empfehlen. Dies liegt vor allem an den schlechten manuellen Fokussiereigenschaften der Optik. So verlor das Zoom-Objektiv beim Verändern der Brennweite des öfteren die Schärfe. Dieses leichte Spiel in der Schärfe ist besonders dann von Nachteil, wenn beispielsweise ein Bildelement in voller Teleposition scharf gestellt wird, um den Bildausschnitt und somit die Brennweite anschließend zu verändern.

Auch bei manuellen Schärfenverlagerungen reagierte die mitgelieferte Optik nicht immer zuverlässig, denn die Fokussierung beim SEL18200 funktioniert elektronisch, der Fokusring steuert also einen elektronischen Stellmotor. Im praktischen Einsatz führte dies mitunter zu nicht planbaren Reaktionen der Stellmotoren auf die Bewegung des Schärfenrings. Hier ist auf jeden Fall eine Optik mit mechanisch verkoppeltem Schärfering zu empfehlen.

Zudem ist das mitgelieferte Objektiv mit seiner maximalen Blendenöffnung von F3.5 relativ lichtschwach. Aufgrund der geringen Blendenöffnung lässt sich dementsprechend mit dem Kit-Objektiv der beim Einsatz von SLS-Camcordern meist gewünschte Look mit geringer Schärfentiefe nur schwer erreichen. Anstelle des Komplettpakets aus Camcorder und Kit-Objektiv sollte man lieber nur zum Camcorder greifen und das gesparte Geld gleich in eine bessere Optik und einen eventuell erforderlichen Mount-Adapter investieren.

Zuverlässige, manuelle Schärfenverlagerungen sind mit dem mitgelieferten SEL18200-Objektiv nur eingeschränkt möglich, aber der FS700 bietet zum Glück auch die Funktion Focus Transition. Sie erlaubt es, Schärfenverlagerungen zu programmieren und auf Knopfdruck abzurufen. Man legt zunächst Start- und Endpunkt der Schärfeverlagerung fest, anschließend kann die Verlagerung auf Knopfdruck ausgeführt werden. Für Drehsituationen mit reproduzierbaren Motiven kann dies Focus-Transition-Funktion durchaus hilfreich und sinnvoll sein, da so die beiden Schärfenpunkte bereits im Vorfeld der Aufnahme in aller Ruhe zuverlässig eingestellt werden können. Einzig die Mindestdauer von 3,5 Sekunden für eine Schärfenverlagerung empfanden die Tester als etwas zu lange.

Die Qualität des im FS700 eingebauten Touchscreen-Displays geht in Ordnung. Durch die Verwendung des Suchertubus ist es möglich, auch unter sehr hellen Lichtbedingungen noch gut arbeiten zu können. Zudem wird die Display-Darstellung durch den Sucher leicht vergrößert, was den Anwender beim Beurteilen der Bildschärfe unterstützt. Sehr vorteilhaft, speziell für Brillenträger, ist die große Suchermuschel die auch hellstes Sonnenlicht zuverlässig abhält. Der aufgesetzte Tubus erfüllt also seinen Zweck, wirkt durch seine Größe manchmal aber auch störend und etwas »klapprig«. Zudem lässt sich das Display nur in der Vertikalen arretieren. Einen Feststell-Mechanismus für die horizontale Achse gibt es nicht. Dadurch verstellt sich das Display oft seitlich, wenn der Suchertubus im Handheld-Betrieb zu stark gegen das Auge gedrückt wird.

Wie bereits angeklungen, ist die Display-Position im hinteren Camcorder-Bereich hinderlich, wenn das Gerät beim Handheld-Betrieb auf der Schulter abgestützt werden soll. Ein im vorderen Gehäusebereich angebrachtes Display, wie zum Beispiel bei Sonys PMW-200 (Info), HXR-NX5 (Test) oder auch PMW-EX1 (Vergleichstest), würde hier ergonomische Vorteile bieten. Und während die Display-Position für Aufnahmen aus der Froschperspektive noch gut geeignet ist, ist das Display in Situationen, in denen der Camcorder über dem Kopf gehalten wird, völlig nutzlos.

Die Menüführung des FS700 ist selbsterklärend und auch logisch aufgebaut. Die Tester fanden sich schnell mit den zur Verfügung stehenden Menü-Optionen zurecht.

Weil der FS700 Mitglied der NXCAM-Familie ist, kann der Anwender mit dem NEX-FS700 die gewohnten NXCAM-Workflow-Strukturen nutzen. So erhält man bei der internen Aufzeichnung eine klassische AVCHD-Struktur auf dem Speichermedium. Die mit 1080i50, 1080p25 oder 720p50 aufgezeichneten Files konnten etwa in den Schnittprogrammen Media Composer 6 und Premiere Pro CS6 nativ und ohne vorherige Transkodierung weiterverarbeitet werden. Bei FCP7 musste das AVCHD-Footage über den Dialog »Loggen und Übertragen« zunächst nach ProRes konvertiert werden, um es dann ohne Einschränkungen bearbeiten zu können. Material, das in 1080p50 bei einer Datenrate von 28 Mbps gespeichert wurde (PS-Modus), war hingegen nicht mit jedem Editing-System kompatibel. Während der Schnitt in Premiere Pro CS 6 noch funktionierte, hatte das AMA-Plug-In in Media Composer 6 mit dieser AVCHD-Variante in 1080p50 Probleme. Auch FCP7 konnte Material, das in 1080p50 gespeichert wurde, nicht direkt importieren. Dieses Material musste mit speziellen Kodierprogrammen wie etwa Sorensen Squeeze oder Adobe Media Encoder in ein passendes Format transkodiert werden.

Slow-Motion-Funktion

Das herausragende Merkmal des NEX-FS700 ist seine Slow-Motion-Funktionalität. Je nach Betriebsart (50 oder 60 Hz), sind Aufnahmen mit bis zu 240 fps in voller 1080p-Auflösung möglich. Generell stellt der FS700 im Super-Slomo-Betrieb nur die Aufzeichnung in einem progressiven 1.920 x 1.080-Raster bereit. Bei 50 Hz-Betrieb sind dies 1080p50 oder 1080p25, bei 60 Hz-Betrieb 1080p60, 1080p30 und 1080p24. Andere HD-Auflösungen und Bildraten, wie beispielsweise 720p50, stehen nicht zur Auswahl. Aktivieren lässt sich Slow Motion schnell und unkompliziert über einen eigenen Button auf der Gehäuseseite. Auch über das Menü kann die Funktion ausgewählt werden.

Als Aufzeichnungsbildrate stehen im 50-Hz-Betrieb zunächst 100 und 200 fps zur Verfügung. In diesen beiden Bildraten wird die Aufnahme mit voller Auflösung durchgeführt. Ebenfalls möglich ist die Zeitlupenaufnahme mit 400 oder 800 fps, hier wird allerdings nur mit der halben beziehungsweise einem Viertel der Sensorauflösung gearbeitet. Allerdings werden auch diese Aufnahmen im 1080-Raster gespeichert. Bei 60-Hz-Betriebsart stehen entsprechende Aufnahme-Bildraten von 120, 240, 480 und 960 fps zur Verfügung. Die »extremste« Zeitlupe in Full HD ist mit dem FS700 also möglich, wenn im 60 Hz-Betrieb mit 240 fps aufgenommen und in 1080p24 gespeichert wird — so erhält man eine Zeitlupe mit 1/10 der eigentlichen Geschwindigkeit. Die für diesen Testbeitrag gemachten Zeitlupenaufnahmen wurden im FX-Modus bei 1080p25 gespeichert. Als Aufnahme-Bildrate wurden 200 fps gewählt, um Zeitlupenaufnahmen in voller HD-Auflösung zu erhalten.

Die Zeitlupenbilder des FS700 in den beiden Full-HD-Varianten gefielen den Testern sehr gut, stellenweise gab es wirklich »Wow-Effekte«. Vorteilhaft ist hierbei sicherlich die recht hohe Lichtempfindlichkeit des Camcorders, da so auch bei kurzen Verschlusszeiten Aufnahmen mit geringem Rauschanteil möglich sind. Die kürzeste einstellbare Verschlusszeit des FS700 beträgt 1/10.000 Sekunde.

Verlässt man allerdings den Bereich der Bildraten, die noch mit voller Auflösung möglich sind, ist ein deutlicher Verlust an Bildschärfe wahrnehmbar. Obwohl das Material camcorder-intern hochskaliert und mit einer Auflösung von 1.920 x 1.080 gespeichert wird, ist die geringere Bildqualität unübersehbar. Das Material mit 400 fps (480 fps) eignet sich unter Umständen noch für die »unauffällige« Verwendung in 720p-Projekten. Einstellungen, die mit 800 fps (960 fps) aufgenommen wurden, sind aber wohl eher für Bewegungsanalysen geeignet — für den Einsatz in einem HD-Videoprojekt ist dieses Material nicht wirklich verwendbar.

Als etwas problematisch empfanden die Tester bei den Zeitlupenaufnahmen das Nachführen der Schärfe bei bewegten Motiven, was auch dem etwas »groben« Peaking des FS700 geschuldet war. Zum anderen hing dies aber auch mit dem verwendeten Kit-Objektiv und dessen ungünstigen manuellen Fokussiereigenschaften zusammen.mBei Verwendung eines externen Monitors sowie einer besseren Optik lassen sich im Bereich der manuellen Schärfe sicherlich zuverlässigere Ergebnisse erzielen.

Im Handling etwas unpraktisch war zudem, dass die Push-Auto Iris-Funktion des mitgelieferten E-Mount-Objektivs im Slomo-Betrieb nicht zur Verfügung steht. Will man Push-Auto-Iris nutzen, muss man den Super-Slomo-Modus zunächst wieder verlassen. Hat man genügend Zeit, die Zeitraffer-Einstellung einzurichten, ist das auch unproblematisch. Möchte man aber beispielsweise in einer dokumentarischen Situation eine Zeitlupenaufnahme schießen und ändern sich dann kurz vor Aufnahmebeginn die Lichtverhältnisse, so ist es eher hinderlich, die Belichtung nicht »auf die Schnelle« per Push-Auto-Iris anpassen zu können. Verwendet man keine E- oder A-Mount-Optik, steht Push-Auto-Iris aber ohnehin nicht zur Verfügung.

Alles in allem überzeugte die Slow-Motion-Funktion des FS700 mit ihrer Bildqualität und ihrer einfachen Bedienung. Es ist mit Sicherheit eine Option, die das Einsatzgebiet des FS700 sinnvoll erweitert und Filmemachern im Low-Budget-Bereich viele neue Gestaltungsmöglichkeiten eröffnet.

Bildqualität

Für die Testaufnahmen wurde der FS700 mit den Werkseinstellungen betrieben. Auf die Verwendung der mitgelieferten Bildprofile wurde verzichtet. Die so aufgenommenen Bilder gaben das jeweilige Motiv sehr natürlich wieder. Bei 0-dB-Verstärkung wirkten die Bilder des NEX-FS700 sehr »sauber« und scharf, ohne jedoch künstlich oder bearbeitet zu erscheinen. Farben wurden realistisch abgebildet und wirkten nicht übersättigt. Auch die Kontrastwiedergabe empfanden die Tester in der Grundeinstellung als recht ausgewogen. In dunklen Bildpartien waren auch kleinere Helligkeitsunterschiede gut differenzierbar.

Anzumerken ist jedoch, dass der FS700 tendenziell einen Tick zu hell belichtet, zumindest in der Grundeinstellung. Besonders bei starkem Sonnenlicht empfiehlt es sich daher, die Blende eher etwas mehr »zuzukneifen«, als dies vom Camcorder empfohlen wird — besonders deshalb, weil aus dem per AVCHD-Codec kodierten Material in solchen überbelichteten Situationen auch in der Postproduktion nicht mehr viel herauszuholen ist. Es ist anzunehmen, dass bei einer externen 10-Bit-Aufzeichnung auch mehr Reserven bei leicht überbelichtetem Material vorhanden sind. Um das Ausbrennen heller Bildpartien zu vermeiden, kann zum Beispiel auch die Verwendung eines Bildprofils mit flacherem Kontrast in den Lichtern Abhilfe schaffen. Mit den Bildprofilen (Picture Profiles) kann die Charakteristik der FS700-Aufnahmen in etlichen Parametern wie beispielsweise Gamma, Schwarzwert und Rauschunterdrückung angepasst werden und so umfangreich Einfluss auf den Look genommen werden.

Der Sensor des FS700 besitzt bei 0-dB-Verstärkung eine Empfindlichkeit von etwa 500 ISO. Bildrauschen war im Test unter guten Lichtverhältnissen somit kein Thema. Auch bei höheren Gain-Werten bis 12 dB fiel das Bildrauschen noch relativ gering aus und störte die Tester kaum. In Verbindung mit einem lichtstarken Objektiv lassen sich mit dem FS700 hochwertige Aufnahmen auch bei schlechten Lichtverhältnissen erzeugen. Das gute Rauschverhalten des FS700 macht ihn für Low-Light- oder Available-Light-Situationen sehr interessant.

Die Bildqualität wurde nach Aufzeichnung durch den internen AVCHD-Codec beurteilt. Im FX- und PS-Modus waren auch feine Details noch gut erkennbar. Gemessen am Preis bietet der FS700 eine sehr hohe Bildqualität, die durch Verwendung eines externen Aufzeichnungsmediums bei Bedarf noch gesteigert werden kann.

Sonstige Funktionen

Neben der Slow-Motion-Funktion erlaubt der NEX-FS700 auch die Aufnahme in einem Slow&Quick-Modus. Dabei lassen sich Bildraten von 50, 25, 12, 6, 3, 2 oder 1 fps einstellen. Wird hier mit beispielsweise ein Motiv mit 50 fps aufgenommen und in eine Datei mit einer Wiedergabegeschwindigkeit von 25 fps abgelegt, ist eine Zeitlupe mit halber Geschwindigkeit möglich. Ansonsten ist der Slow&Quick-Modus für Zeitrafferaufnahmen, beispielsweise von einem Sonnenuntergang, das geeignete Mittel.

Obwohl der NEX-FS700 als »Film-Camcorder« ausgelegt ist, stellt Sony eine Full-Auto-Funktion zur Verfügung. Es ist also möglich, den FS700 im vollen Automatikbetrieb mit Autofokus und automatischer Belichtung zu nutzen — immer vorausgesetzt, dass das verwendete Objektiv diese Funktionen unterstützt. Speziell in spontanen Drehsituation kann die Full-Auto-Funktion eine durchaus hilfreiche Option darstellen.

Weiter bietet der FS700 einen Fotomodus, der es erlaubt, Standbilder mit bis zu 8,3 Megapixel aufzunehmen. Auch für den Profi-Bereich eher überflüssige Features wie Face Detection oder das Einstellen der Schärfe per Touchscreen sind integriert. Befindet sich das Speichermodul HXR-FMU128 sowie eine SD-Karte im FS700, ist die simultane Aufzeichnung auf beiden Speichermedien möglich. Es muss dabei aber mit gleicher Auflösung sowie identischen Qualitätsmodi aufgezeichnet werden. Die simultane Aufzeichnung von SD und HD ist so nicht möglich.

Vermisst haben die Tester lediglich eine Cache-Recording-Funktion. Speziell beim Einsatz im dokumentarischen Bereich wäre dies ein nützliches Feature, um auch überraschende Momente aufnehmen zu können. Das Camcorder-Setup des FS700 kann in Profilen gespeichert und auf einer SD-Karte abgelegt werden. Bei Bedarf lassen sich die Settings so sehr schnell abrufen oder reproduzieren.

Fazit

Der NEX-FS700 ist ein recht universell einsetzbarer Camcorder: Vor allem durch die integrierten ND-Filter und die überzeugende Super-Slow-Motion-Funktion eröffnet der Camcorder auch Independent-Filmern im Low-Budget-Bereich neue Gestaltungsmöglichkeiten. Auch die Tatsache, dass sich der Sony-E-Mount mit Hilfe von Adaptern unkompliziert auf nahezu jedes Objektivbajonett umrüsten lässt, spricht für den FS700 — der Anwender kann das Gerät mit nahezu jeder Film- und Fotooptik nutzen. Das Umschalten zwischen 50- und 60-Hz-Betrieb erlaubt zudem den Einsatz des FS700 in den verschiedensten Arbeitsumgebungen. Auch die Möglichkeit, den Camcorder durch ein zukünftiges Firmware-Update 4K-fähig zu machen, könnte für manchen Anwender ein interessanter Aspekt sein. Hier muss aber beachtet werden, inwiefern das für eine 4K-Postproduktion benötigte Equipment zur Verfügung steht und wie sich das 4K-Footage in einen praktikablen Workflow integrieren lässt.

Verbesserungswürdig ist aus Sicht der Tester ganz sicher die Ergonomie des Geräts: Während sich mit dem FS700 vom Stativ noch gut arbeiten lässt, wird das Drehen aus der Hand ohne die Verwendung eines zusätzlichen Rigs sehr schnell sehr anstrengend. Trotz des eher ungünstigen Handlings ist der FS700 einer DSLR in Sachen Bedienung und Ergonomie aber in jedem Falle vorzuziehen. Dem nicht ganz optimalen Handling des NEX-FS700 steht zudem eine sehr gute Bildqualität und ein großer Funktionsumfang gegenüber.

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