Report, Top-Story: 28.09.1999

Starship Millenium Voyage

1000 Tage soll die Weltreise des Starship dauern, die im September 1998 begann. An Bord: Abenteuerlustige Menschen, Computer- und Videotechnik.

B_IZBR_0999_StarshipDas Starship vor dem Reisebeginn im Hafen von Seattle.

Michael Poliza hat sich einen Traum erfüllt. Er ist mit seinem eigenen Schiff auf Weltreise und wird Orte besuchen, die nur ganz wenige Menschen zuvor gesehen haben. Schon jetzt erinnert er sich gern an die vielen Begegnungen mit Meerestieren, die schon hinter ihm liegen und er freut sich auf die, die noch kommen werden. 1000 Tage will er mit seinem Schiff insgesamt unterwegs sein und rund 65 000 Seemeilen (rund 120 000 km) zurücklegen.

Aber Poliza reist nicht allein: Neben seiner Lebenspartnerin Dörte Rehren hat er seit dem Start der Reise im September 1998 eine ständig wechselnde Crew an Bord. Zudem sind immer wieder Wissenschaftler und andere Interessierte für einige Tage oder Wochen zu Gast. In Seattle begann die Reise, in Hamburg soll sie enden.

Die gesammelten Erfahrungen Polizas finden an Bord des rund 23 m langen Starship ihren Niederschlag: Nahezu alles funktioniert hier elektronisch, Computer sind allgegenwärtig, alle Systeme sind miteinander vernetzt. Es gibt ein eigenes Bord-Fernsehprogramm, einen nonlinearen Videoschnittplatz, etliche Camcorder, Unterwassergehäuse und anderes Produktions-Equipment, aber auch Unterhaltungselektronik vom Feinsten.

Die Reise wird aufwendig dokumentiert und multimedial präsentiert: Es gibt eine deutsch- und eine englischsprachige Web-Site (www.ms-starship.com), die kontiuierlich aktualisiert werden. Zeitschriften- und Fernsehbeiträge geben Stationsberichte der Reise wieder, schon während die Starship Millenium Voyage noch läuft.

Die Reise ist für den dynamischen Macher Poliza auch der Ausstieg aus seinem bisherigen Leben: Er hat als Teenager Erfahrung im Film- und Fernsehbereich gesammelt, war dann erfolgreich als Unternehmer in der Computer-Branche tätig und hat in den letzten Jahren nebenbei Unterwasser- und Abenteuer-Reisefilme produziert.

Im Schiffsnamen Starship und dem Logo der Reise findet sich der Hauptsponsor wieder, die Zeitschrift Stern. Aber auch andere Sponsoren tragen Ihren Teil zur Starship Millenium Voyage bei: Microsoft Deutschland, Sony Deutschland, Olympus und die Deutsche Telekom. Wissenschaftliche Zusammenarbeit mit dem Starship unterhalten der WWF (World Wide Fund for Nature), das DLR (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt) sowie der Verlag F. X. Brockhaus.

Damit ist klar, dass es sich bei der Starship Millenium Voyage nicht um einen reinen Vergnügungstrip handelt: Während der rund dreijährigen Expedition werden in verschiedenen Phasen Wissenschaftler, Fotografen und Journalisten an Bord gehen. Es soll geforscht und der Zustand der Meere zur Jahrtausendwende dokumentiert werden.

Wenn es um Videoaufnahmen geht, setzt das Starship-Team auf DV und DVCAM. An Bord gibt es Camcorder für verschiedene Einsatzzwecke: Der DVCAM-Camcorder DSR-300 soll als Flaggschiff für die Dokumentation der Ereignisse an Bord eingesetzt werden. Der kompaktere und leichtere DSR-200 dient als Zweitkamera läßt sich auch auf längeren Landgängen noch komfortabel mitführen. Als Ergänzung dient der Westentaschen-Camcorder DSR-PD1, den man eigentlich ständig bei sich haben kann. Diese Geräte im DVCAM-Format sind überwiegend für den Bordkameramann vorgesehen, während die anderen Crew-Mitglieder DV-Camcorder wie den VX1000, PC1, PC7, PC10, SC100 und TR9 nutzen, von denen jedes Modell mindestens einmal an Bord ist. Für den PC10 und den SC100 sind auch Tauchgehäuse vorhanden. Zwei Video-Walkmen (GV-D900) stehen zum Abspielen und Vorsichten der Aufnahmen bereit. Die Walkmen lassen sich auch an die Laptops und Desktop-Computer anschließen, um etwa Standbilder auf die Festplatte zu laden und zu bearbeiten.

Wirklich professionelle Nachbearbeitung der Aufnahmen erlaubt die Video-Editing-Suite, die in eine der Kabinen eingebaut wurde. Dort geht es zwar ziemlich eng zu, aber alles Notwendige ist vorhanden: Die meisten Geräte fasst ein modifiziertes 19-Zoll-Rack mit minimierten Außenabmessungen. Herz der Edit-Suite ist as nonlineare Schnittsystem ES-7 mit drei Disk-Units. Zwei DVCAM-Schnittrecorder DSR-85 dienen zum Laden und wieder Ausspielen.

Abgesetzt vom Hauptrack sind zwei Betacam-SP-Recorder des Typs PVW-2800 aufgebaut, einer davon arbeitet im PAL-, der andere im NTSC-Standard. Ein Normwandler kann beide Fernsehsysteme konvertieren. Damit kann das Starship auf seiner vielbeachteten Reise Bildmaterial an lokale Fernsehstationen in der jeweils passenden Fernsehnorm abgeben. Zwei kleine Monitore (20 cm Bilddiagonale) neben dem Hauptrack dienen der Bildkontrolle. Als Schnittmonitore fungieren zwei 15-Zoll-LCD-Schirme.

Im Audiobereich stehen ein Profi-CD-Player, ein Audiomischer, ein Sound-Effektgerät sowie zwei kleine Abhörboxen bereit. Zur Signalüberwachung dient ein Oszi/Vektorskop. Verbunden sind die Einzelgeräte über eine 12 x 1 Kreuzschiene und ein Steckfeld.

Mit diesem umfangreichen Equipment sollen an Bord des Starship einzelne, in sich geschlossene Filme entstehen, etwa über Hammerhaie. Zudem soll es eine Dokumentation der gesamten Reise geben.

Über die Kreuzschiene in der Video-Suite hat man auch Zugriff auf nahezu alle anderen Systeme an Bord, die ein Videosignal abgeben. Das sind die Bildsignale der an verschiedenen Stellen des Schiffs fest installierten Videokameras, aber auch das Radarbild, die Wettergrafiken, die digitalen Meereskarten und das Sonarbild. All diese Quellen lassen sich auf die Festplatten des Schnittsystems oder per Recorder auf ein DV-Band aufzeichnen.

Über die Computer-Vernetzung wiederum ist das Schnittsystem mit den anderen Computern an Bord verbunden. So können diese auch auf Einzelbilder zugreifen, die im Schnittsystem abgelegt sind und es können umgekehrt digitale Bilder ins Schnittsystem gespielt werden, etwa von der Grafik- und Bildbearbeitungs-Station, an die ein Scanner und ein Photo-Printer angeschlossen sind.

Unabhängig davon gibt es auch ein Bord-TV-Netz, das mit Antennensignalen (HF) arbeitet. Fernsehgeräte, die in verschiedenen Räumen des Schiffs, etwa im Salon und in einigen Kabinen eingebaut sind, werden darüber mit Programm versorgt. Das Ausgangssignal des DVD-Players steht hier bereit, aber auch Radar, Sonar, Sensor/Alarm-Chart, Wettergrafik, die Anzeige des Navigations-Systems und das Bild der Infrarot-Mastkamera lassen sich aufrufen. Zudem die vier von der Brücke aus schwenk- und neigbare Überwachungskameras, die Bilder vom Maschinenraum, vom Achterdeck und der Brücke, sowie den Ausblick vom Mast einfangen.

Auch für die Ohren gibt es Ablenkung auf dem Starship: Über die an verschiedenen Stellen eingebauten Autoradios kann man Mini-Discs anhören, oder auf den zentralen, mit 200 CDs bestückten CD-Wechsler zugreifen.

Das beste Programm bietet aber zweifellos die Natur selbst. Wenn Delphine auf der Bugwelle des Schiffs reiten, wenn riesige Wale neben dem Schiff auftauchen und sich in Gruppen versammeln, wenn die Unterwasserwelt ihre Geheimnisse preisgibt, dann schlagen diese Eindrücke auch das beste Zerstreuungsprogramm. Und trotz aller Technik-Faszination die das High-Tech-Vehikel Starship weckt, sieht Michael Poliza die ganze Bordtechnik nur als Mittel zum Zweck, als Werkzeug um etwas Sinnvolles damit anzustellen. Er will Momente einfangen, will unforced encounters, also natürliche, freiwillige Begegnungen mit Tieren erleben und dokumentieren.
[Ende]

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