Kommentar, Top-Story: 17.09.2003

Stimmungswechsel eingeläutet

Mit mehr als 43.000 Besuchern, so die offiziellen Angaben, geht die IBC 2003 am heutigen Dienstag zu Ende. Das ist ein Zuwachs um sechs Prozent im Vergleich zur offiziellen Vorjahreszahl. 200 neue Aussteller hatten teilgenommen, die Gesamtzahl der Aussteller stieg im Vergleich zum Vorjahr um 65 an. Zumindest aus Sicht der Veranstalter geht die IBC2003 damit erfolgreich zu Ende. Aber auch die weit überwiegende Mehrzahl der Aussteller, mit denen die Redaktion von www.film-tv-video.de während der Messe redete, äußerte sich positiv zur IBC2003.

Die Hoffnungen all jener, die sich von der IBC2003 zumindest einen Stimmungswechsel gewünscht hatten, wurden erfüllt. Man denkt wieder positiver, glaubt das Ende der Talsohle erreicht und sieht den Silberstreif am Horizont. In vielen Fällen ist das ganz zweifellos eher eine mentale Angelegenheit als etwas konkret Greifbares, aber die Psychologie ist ja auch ein wichtiger Marktfaktor.

Die Skeptiker halten entgegen, dass es mit der positiven Grundeinstellung noch nicht getan sei und die Investitionsankündigungen erst einmal Realität werden müssten, bevor man aufatmen dürfe. Außerdem befürchtet mancher, dass die vielen Neuheiten und der massive Einzug von IT-basierten Lösungen zu einer weitere Runde von »Wait and See« auf der Kundenseite führen könnte.

Aber auch wenn an diesen Aspekten sicher viel Wahres dran ist: Mit einer positiven Grundstimmung allein lässt sich eine Krise zwar auch nicht auf die Schnelle lösen, aber mit einer negativen schon gar nicht.

In etlichen Fällen geht aber das gute Gefühl auch über die psychologische Ebene hinaus: So bestätigten viele Aussteller, dass die Kunden tatsächlich wieder über neue Projekte sprechen und schon wieder viel konkreter und greifbarer die eine oder andere Investition ankündigen. Dass das Geld insgesamt wieder etwas lockerer sitzt, zeigt der sicher nicht repräsentative, aber interessante Fall von Contour Design: der Hersteller hatte 500 Einheiten seines Jog/Shuttle-Pults mitgebracht und war schon am Sonntagabend ausverkauft. Solche Nachrichten hört man nach der Dürreperiode der vergangenen Messen gern.

Vor diesem Hintergrund hat die IBC2003 auf jeden Fall die richtigen Voraussetzungen dafür geschaffen, der Branche zu mehr Optimismus und vielleicht auch wieder zu mehr Business zu verhelfen. Viele Neuheiten, deutlich weiter entwickelte Produktkonzepte und interessante Diskussionen und Foren deuten jedenfalls darauf hin, dass es wieder aufwärts geht. Und das ist wohl die wichtigste Nachricht, die man von der Messe mitnehmen kann.

Auch im kommenden Jahr soll die IBC wieder in Amsterdam stattfinden. Im Vorstand des Veranstalters wurde während der IBC2003 eine Verjüngung vereinbart. Mit sofortiger Wirkung nehmen Mike Crimp, Richard Suter und Glenn Robins nun wichtigere Ämter wahr. Mit den Amsterdamer Hoteliers hat man sich geeinigt, dass im nächsten Jahr die 4- und 5-Sterne-Hotels um 10 % günstigere Preise als in diesem Jahr anbieten, wenn sie über den RAI Hotel Service gebucht werden. 3-Sterne-Unterkünfte wollen demnach ihre Preise im kommenden Jahr auf 2003-Niveau halten und jenseits von 2004 nur noch um die Inflationsrate anpassen. Im kommenden Jahr sollen rund 65 % der Hotelzimmer über die RAI Hotel Services, also indirekt über die Messe buchbar sein.

In der Praxis bedeutet das, dass das billigste derzeit offiziell über die IBC buchbare Einzelzimmer rund 90 Euro pro Nacht kostet. Zum Vergleich: das billigste Einzelzimmer das man über die NAB für die Messe in Las Vegas buchen kann, kostet rund 50 Dollar pro Nacht. Ob die IBC mit den genannten Maßnahmen wieder attraktiver und erschwinglicher wird? Die Zukunft wir es zeigen.

Sie werden sehen.