Messe: 10.04.2013

NAB2013: 4K ist überall — und überall was anderes

Bei aller 4K-Euphorie, die während der diesjährigen NAB verbreitet wird, gilt es vielleicht zunächst mal zu klären, was denn 4K überhaupt ist — respektive, was der einzelne darunter versteht.

Wer eher von der Videoseite kommt, der definiert unter 4K meist die Verdoppelung der horizontalen und vertikalen HD-Auflösung: Aus dem Raster 1.920 x 1.080 wird also 3.840 x 2.160. Das sind dann viermal so viele Bildpunkte wie bei »Full HD«, deshalb wird dieses Raster auch als Quadruple Full HD oder etwas kürzer Quad Full HD oder noch kürzer QFHD bezeichnet. Die 3.840 horizontalen Bildpunkte werden großzügig auf 4.000, also 4K aufgerundet.

Die ersten Camcorder die QFHD beherrschen, sind schon eine Weile auf dem Markt, einer der Pioniere ist der GY-HMQ10 von JVC (Test). Auch Sonys F5 und F55 beherrschen dieses Raster, das auch in der TV-Ausstrahlung schon diskutiert und in Pilotversuchen angewendet wird — dort oft als Ultra HD bezeichnet.

Eher aus dem Filmbereich kommen andere 4K-Definitionen. Das hat letztlich (auch) historische  Gründe, die noch aus der Filmabtastung herrühren und hier nicht im Detail vertieft werden sollen: Fakt ist, dass im Scanning- und Filmabtasterbereich der Begriff 4K für ganz unterschiedliche Raster verwendet wurde, die aus dem jeweils genutzten Filmfenster resultierten, näheres dazu finden Sie auch im Lexikon.

Bei digitalen Kameras etabliert sich nun zunehmend ein 4K-Raster von 4.096 x 2.160 Bildpunkten, aber es werden letztlich auch ganz andere Raster genutzt und diesen das griffige Label 4K verpasst.

Es heißt also letztlich, genau hinzusehen, wenn irgendwo 4K draufsteht: Je nach Hersteller und Gerätetyp (Kamera, Monitor, Projektor) kann das etwas ziemlich Unterschiedliches bedeuten, was das Raster, die Signalformen und Schnittstellen betrifft: Momentan ist hier noch viel in Bewegung und es könnte derzeit leicht passieren, dass Ihr theroetisch neu angeschaffter 4K-Monitor — in der Praxis sind kaum 4K-Monitore verfügbar — gar nicht per Plug-and-Play mit ihrer 4K-Kamera zusammenspielt, sondern noch ein Prozessor oder Rechner dazwischen übersetzen muss.

Ein praktisches Beispiel: In der Produktpalette von TV Logic gibt es seit der NAB2013 einen 30-Zoll-4K-DCI-Monitor mit 4.096 x 2.160 Bildpunkten, aber mit dem LUM-560W auch einen 56-Zoll-Bildschirm mit 3.840 x 2.160 Bildpunkten. Auch die von Sony am NAB-Stand gezeigten 4K-Oled-Prototypen unterscheiden sich im  Raster: der 30-Zoll-Bildschirm bietet volle 4.096 x 2.160 Bildpunkte, das 56-Zoll-Display ist im Raster 3.840 x 2.160 ausgelegt.

Was also tun, wenn man ein Signal im Raster 4.096 x 2.160, das per 3G-SDI bereitgestellt wird, auf einem Consumer-Monitor darstellen will, der nur über HDMI-Buchsen verfügt und im Raster 3.840 x 2.160 arbeitet? Auch dafür gibt es schon erste Lösungen, so etwa den Konverter Hi5-4K von Aja, den der Hersteller ab sofort für rund 600 US-Dollar anbietet.

Aber wird 4K überhaupt in nächster Zeit virulent werden? Das sind ja unfassbare Datenmengen und in vielen Fällen ist die höhere Auflösung auch völlig überflüssig. Mag sein — aber genau das Gleiche wurde seinerzeit auch über die Einführung von HD gesagt und nach anfänglichem Zögern ging es dann doch recht schnell, selbst in Bereichen wo viele generell bezweifelt hatten, dass dort jemals HD kommen würde, etwa im News-Bereich.

Es gibt noch einen weiteren Aspekt, der für eine relativ rasche Etablierung von 4K spricht: Viele Hersteller haben in den vergangenen Jahren Technologien und Chipsets für Produkte entwickelt, die den Stereo-3D-Markt bedienen sollten, der aber mittlerweile wieder auf Nischengröße geschrumpft ist. Aber von den hierfür realisierten höheren Bandbreiten und Datenraten kann nun 4K profitieren. Auch auf der Anwenderseite wurde teilweise schon in Speicher und Bandbreite für Stereo-3D investiert, so dass auch hier der Datenschock von 4K milder ausfallen könnte, als man zunächst denken könnte. So gesehen war der Stereo-3D-Hype vielleicht doch zu irgendetwas nütze.

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