Kamera, Test, Top-Story: 11.05.2009

Test HPX301: Alle P2-Codecs für weniger als 10.000 Euro

Mit dem HPX301 hat Panasonic einen Schultercamcorder im Angebot, der gleichzeitig viele Neuheiten in einem Gerät vereint, bei dem aber auch der Rotstift angesetzt wurde, um einen attraktiven Preis unter 10.000 Euro zu erreichen. Herausgekommen ist dabei ein Paket, das es so noch niemals gab.

Panasonics AG-HPX301 sieht aus wie ein klassischer EB-Schultercamcorder — nur ein bisschen schlanker, kleiner und leichter. Viele Details des 301ers erinnern an den Schultercamcorder AG-HPX500 (Test), manche an die der teureren Camcorder HPX2000 und HPX3000, und andere Elemente an die des kompakten Handhelds AG-HPX171 (Test). Panasonic hat aber auch viele Neuheiten in den 301er gepackt und bekannte Features neu kombiniert: So hat der Camcorder etwa einen völlig neuen Farbsucher, ein neues 16:9-Ausklapp-Display, er kann in SD und HD aufzeichnen — und bietet etliche weitere Besonderheiten. Für die Aufzeichnung auf P2-Speicherkarten stehen praktisch alle aktuell von Panasonic angebotenen Codecs zur Verfügung — außer AVCHD: DV, DVCPRO (von 25 bis 100 Mbps) und auch AVC-Intra, was bei Panasonic bis dato den teureren Camcordern vorbehalten war. Die größte Sensation ist aber ganz zweifellos der Preis: Den Netto-Listenpreis hat Panasonic für ein Paket aus Body, 17fach-Fujinon-Zoom und Farbsucher auf 9.500 Euro festgelegt. Schon jetzt wird der Camcorder im Handel zu Preisen unter 8.000 Euro angeboten.

Es ist dieser Preis, den man sich immer wieder in Erinnerung rufen muss, wenn man den Camcorder beurteilt: Bauform und äußere Anmutung des Geräts verleiten nämlich immer wieder dazu, den 301er mit deutlich teureren Schultercamcordern zu vergleichen — und in manchen Aspekten kann der 301er da logischerweise einfach nicht mithalten. In seiner eigenen Preisklasse hingegen hat der Camcorder einiges zu bieten, bei dem andere nicht mitkönnen.

Marktpositionierung, Konkurrenten

Panasonic ist es gelungen, den AG-HPX301 so auszustatten, dass es keine direkte Entsprechung zu diesem Gerät bei anderen Herstellern gibt, weil es immer ein paar Features gibt, die je nach persönlicher Gewichtung, einen entscheidenden Unterschied ausmachen können. Die engsten Konkurrenten des 301ers sind aber zweifellos der schon im Markt eingeführte PMW-EX3 (Test) von Sony und der noch ganz neue GY-HM700 (Infos) von JVC: Bandlose 3-Sensor-Camcorder mit Wechselobjektiv-Anschluss und jeweils zwei AV-Kartenslots. Innerhalb der Panasonic-Produktfamilie steht der neue 301er zwischen dem 171er und dem 500er aus der HPX-Reihe, auch wenn es ein paar Anleihen bei den teureren HPX-Camcordern gibt.

Neue Sensoren

Als erster Profi-Camcorder von Panasonic ist der 301er mit CMOS-Sensoren ausgestattet, bisher setzte der Hersteller ausschließlich auf CCDs. Zwar spricht Panasonic selbst beim neuen Sensortyp von »3MOS«, dabei handelt es sich aber um eine Variante der CMOS-Sensortechnologie, die einen etwas höheren Füllfaktor erreicht, also mehr Chipfläche für die tatsächliche Bildgewinnung nutzt. 3MOS ist also ein Marketingbegriff, so wie Sonys CMOS-Sensoren Exmor heißen und die von Grass Valley Xensium.

Die drei Sensoren des AG-HPX301 messen jeweils 1/3 Zoll in der Diagonale, bieten laut Hersteller je 2,2 Millionen Bildpunkte und erreichen nativ die volle HD-Auflösung im Raster 1.080 x 1.920. Die Sensorgröße ist gleich wie beim 700er von JVC, aber kleiner als beim Sony-Konkurrenten EX3.

Neue Signalverarbeitung

Die Signalverarbeitung, die im internen Processing des Geräts unmittelbar hinter den Sensoren folgt, hat Panasonic nach eigenen Angaben völlig neu entwickelt. Hier kommt demnach ein 20-Bit-Verfahren zum Einsatz. Der Prozessor, der dies leistet, wurde auch auf niedrige Leistungsaufnahme optimiert, wodurch die Gesamtleistungsaufnahme des AG-HPX301 laut Hersteller bei nur 18 W liegt.

AVC-Intra für Einsteiger

Der neue P2HD-Camcorder beherrscht AVC-Intra als Standard-Feature, nicht nur als Option. Darin besteht auch ein wichtiger Unterschied zum kleineren HPX171 und zum größeren HPX500, die beide keine AVC-Intra-Aufnahme bieten — auch nicht optional. Erstmals bietet Panasonic damit auch im unteren Profi-Preisegment einen AVC-Intra-Camcorder an: Der HPX301 kann mit einer Videodatenrate von 50 oder 100 Mbps aufzeichnen, er bietet dabei 4:2:2-Signalverarbeitung mit 10-Bit-Quantisierung. Das ist die höchste Signalqualität, die Panasonic derzeit in der P2-Familie in konkreten Geräten anbietet und die bisher nur den Top-Geräten mit 2000er- und 3000er-Produktbezeichnungen vorbehalten war. Das bedeutet allerdings nicht, dass der HPX301 bei der Bildqualität auch in dieser Liga mitspielen kann: Das geben die Sensoren nicht her. Dennoch: der HPX301 kann mit mit dem gleichen, hochwertigen Codec für die Komprimierung und Speicherung der Bilddaten arbeiten — und das ist ein Vorteil.

Neuer Body

Dass es sich beim 301er um eine echte Neukonstruktion handelt, kann man unter anderem auch daran erkennen, dass die beiden P2-Karten-Slots beim AG-HPX301 auf der linken Geräteseite positioniert sind. Allerdings ist es trotz dieser an sich günstigeren Position der Slots nicht möglich, die Karten zu wechseln, wenn man den Camcorder auf der Schulter hat, denn dafür liegen die Slots zu weit hinten, im Halsbereich des Operators.

Sucher, Ausklappdisplay

Auch beim Suchermonitor und beim Ausklappschirm geht Panasonic mit dem HPX301 neue Wege: Der Camcorder ist mit einem 16:9-Sucherfarbschirm in LCOS-Technik bestückt, der eine Diagonale von 0,45 Zoll und pro Grundfarbe (RGB) 852 x 480 Bildpunkte bietet. Insgesamt kommt man so auf 1.226.000 Bildpunkte in 16:9. Die neue Suchertechnik liefert ein ziemlich helles Bild, das für diese Preisklasse ziemlich beeindruckend ist. Beim Sucher gibt es aber auch ein paar gewöhnungsbedürftige Effekte: Wenn man blinzelt, zeigen sich im Sucher nämlich für einen kurzen Moment Farbkanten, wo diese nicht hingehören. Das wird die Arbeit in den meisten Fällen nicht beeinträchtigen, ist aber – gewöhnungsbedürftig. Unschöner ist ein anderer Aspekt: Die mechanische Konstruktion des Suchers ist so, dass es keinem der Tester gelang, das ganze Sucherbild zu sehen. Wenn man die seitlichen Bildkanten kontrollieren will, muss man dafür den Kopf etwas drehen. Dabei tritt dann aber eine Effekt auf, den man von älteren LCD-Schirmen kennt: Das Schwarz im Zentrum des Displays »kippt« schlagartig um, weil man plötzlich seitlich auf den Schirm schaut. Der neue Schirm hat also klare Vor-, aber auch Nachteile.

Wie bei allen kostengünstigen HD-Camcordern reicht die Sucherauflösung beim HPX301 nicht aus, um damit sicher scharf zu stellen — obwohl der Sucher unter dem Auflösungsaspekt zu den guten seiner Klasse gehört. Auf den Autofokus kann man sich beim 301er aber nicht verlassen, denn den bietet das Gerät gar nicht. Also muss man mit Hilfsfunktionen arbeiten. Hier hat sich Panasonic den Fokus-Bar ausgedacht, eine Balkenanzeige, die anzeigt, wann die maximale Schärfe im Bild erreicht ist. Das ist zwar nicht immer automatisch gleichbedeutend damit, dass auch der vom Kameramann als bildwichtig ausgesuchte Bildbereich scharf gestellt ist, aber in den meisten Fällen ist der Fokus-Bar eine echte Hilfe. Zusätzlich hat Panasonic auch eine elektronische Ausschnittsvergrößerung eingebaut: Focus Extend stellt einen mittigen Bildausschnitt im Sucher und auf dem Ausklappschirm vergrößert dar. In der Kombination dieser Hilfen sollte es in den allermeisten Fällen möglich sein, die Schärfe exakt zu justieren.

Wenn es die Lichtverhältnisse und die Einsatzsituation erlauben, lohnt aber in jedem Fall auch der Blick auf den Ausklappschirm: Das zusätzlich zum Sucher vorhandene Display ist beim 301er als LCD-Monitor — und endlich — in 16:9 ausgeführt. Der Schirm bietet 3,2 Zoll Diagonale bei einer Auflösung 1.920 x 480 Bildpunkten. Das ist der bisher beste LCD-Schirm, den Panasonic in einem Camcorder verbaut hat — und man kann damit auch entsprechend gut arbeiten.

Kostenkontrolle

Wenn so viel in dem neuen Camcorder von Panasonic drinsteckt und man sich den Preis in Erinnerung ruft, stellt sich natürlich die Frage, wo gespart wurde. Das ist zunächst einmal das Gehäuse, das nicht aus Alu-Druckguss, sondern aus Kunststoff gefertigt ist. Dann sind es Details, wie etwa, dass es nur ein Filterrad mit ND-Stufen gibt, dass der Komponentenausgang weggelassen wurde oder auch die etwas simple Sucherbefestigung, die nur das horizontale Verschieben des Suchers mit relativ kleinem Verstellweg ermöglicht und keine weiteren Justagemöglichkeiten vorsieht. Natürlich sind 1/3-Zoll-Sensoren auch preisgünstiger zu produzieren als 2/3-Zoll-Bildwandler.

Massiv gespart wurde auch — und das ist ein echtes Manko — am Objektiv. Das 17fach-Zoom von Fujinon (XT17×4.5BRMK14), das Panasonic im Paket mit dem Camcorder anbietet, muss ganz offenbar helfen, den Paketpreis des Camcorders zu reduzieren. Fujinon hat wesentlich bessere Objektive im Programm, aber die hätten eben auch den Preis des Gesamtpakets erhöht. So kommt es, dass Panasonic den 301er mit einem Objektiv ausliefert, dessen Spezifikationen eigentlich nicht so recht zum Rest des Camcorders passen: Es ist für einen Reportage-Camcorder nicht weitwinklig genug und hat eine viel zu große minimale Objektdistanz. Außerdem lässt die Abbildungsleistung des Objektivs zu wünschen übrig: Der Schärfeverlust in den Randzonen ist im Weitwinkelbereich klar wahrnehmbar. Der Objektivmittelpunkt wandert beim Zoomen stärker, als man im professionellen Bereich erwarten würde. Auch <LEX>chromatische Aberration</LEX>en sind bei diesem Objektiv unübersehbar. Die dadurch entstehenden Farbkanten kann der Camcorder zwar elektronisch minimieren (CAC-Funktion), so dass sie im Bildsignal nicht auffallen, aber die Abbildungsleistung des Objektivs wird durch diese nachträgliche elektronische Kompensation eben nicht besser. Punkten kann das Objektiv mit einem Makro-Modus, der es erlaubt, auch Objekte scharf zu stellen, die unmittelbar vor der Frontlinse liegen. Mit einem besseren Objektiv ließe sich die Bildqualität des Gesamtsystems aber ganz zweifellos deutlich steigern — allerdings gibt es keine große Auswahl an 1/3-Zoll-Objektiven und man muss eher an Adapter denken, die es erlauben, 2/3-Zoll-Objektive am 301er zu verwenden. Fujinon etwa bietet so einen 1/3- auf 2/3-Zoll-Adapter an.

Trotz all dieser Sparmaßnahmen: Ganz sicher setzt Panasonic bei der Kalkulation des AG-HPX301 zusätzlich auch auf größere Stückzahlen, um den Camcorder zu diesem Preis anbieten zu können. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass man trotz der genannten Einschränkungen recht viel fürs Geld bekommt.

Bildqualität, Handling, Praxisaspekte

Das betriebsbereite Gewicht des HPX301 (mit dem empfohlenen Objektiv) gibt der Hersteller mit 5,9 kg an (3,8 kg ohne Objektiv, aber mit Sucher).

Weil der Camcorder mit 1/3-Zoll-Sensoren arbeitet, für die es — wie schon erwähnt — keine wirklich große Auswahl an Objektiven gibt, wird man in der Regel Adapter nutzen müssen, wenn man andere Objektive verwenden will. Die reduzieren wiederum die Lichtempfindlichkeit des Gesamtsystems. Das ist deshalb nachteilig, weil der 301er in dieser Disziplin nicht im vorderen Bereich dessen liegt, was der Camcorder-Markt heute hergibt. So ist etwa der HPX500 vom gleichen Hersteller, der mit größeren Sensoren in CCD-Technologie arbeitet, deutlich lichtstärker als der 301er und erzeugt im Lowlight-Bereich auch eindeutig das konsistentere, bessere Bild.

Um an dieser Stelle gleich einzuhaken: Wie heute bei praktisch allen Camcordern weit stärker als früher üblich, korrigiert Panasonic in der Signalverarbeitung so manches Manko der Sensoren mit trickreichen Algorithmen. Das führt teilweise zu einer Überkompensation und bisweilen ungewohnten Effekten: Das Bildrauschen, das CMOS-Sensoren generell in höherem Maß als CCD-Bildwandler produzieren, bügelt die Signalverarbeitung des 301ers in dunklen Bildpartien bis zu einem gewissen Maß recht wirksam glatt, bevor es dann doch zu Tage tritt. Das ist soweit ganz normal. Ungewöhnlich ist das etwas abrupte Einsetzen der Rauschunterdrückung. So kann es passieren, dass man mit dem 301er Bilder aufnimmt, die im unteren Mitteltonbereich Rausch-Artefakte zeigen, während in den dunkleren Partien davon viel weniger zu bemerken ist, weil hier die Rauschunterdrückung aktiv wird. Ein etwas weicherer Übergang wäre hier schöner und würde natürlicher wirken. Bei sehr dunklen Motiven zeigte das Testgerät in seltenen Fällen auch ein schwach ausgeprägtes, aber bei genauer Betrachtung doch sichtbares vertikales Streifenmuster.

Generell kann man sagen, das sich mit den neuen Sensoren sehr schöne Bilder aufnehmen lassen, dass aber die CMOS-Sensoren und die Signalverarbeitung des 301ers in Grenzbereichen weniger tolerant sind, als man das bisher von Panasonic-Camcordern gewöhnt ist: Man muss stärker darauf achten, den Camcorder mittels Blende, ND-Filter und elektronischer Verstärkung vor Unter- und Überbelichtung zu bewahren. Hierbei unterstützen den Anwender verschiedene Kontrollfunktionen, darunter auch einblendbare Waveform– und Vektorskop-Darstellungen. Aber für den Geschmack der Tester gibt es auch bei den grundlegenden Tools noch Verbesserungsspielraum, so kommt etwa die ND-Filterwarnung am 301er eher etwas zu spät.

Apropos Einblendungen: Der HPX301 kann Menüs und auch Sucheranzeigen auf externe Monitore ausgeben. Beim SDI-Ausgangssignal geht das über einen Schalter, am Video-Out (Composite) über eine Menüeinstellung. Weshalb es diesen Unterschied geben muss, wissen nur die Entwicklungsingenieure. Was der Camcorder nicht ausgeben kann, sind die Suchermarkierungen, der Fokus-Bar und die Waveform/Vektorskop-Darstellung. Die Thumbnail-Darstellung im Wiedergabemodus kann der Camcorder im Sucher und auf dem Ausklappschirm darstellen, ausgeben kann er sie ausschließlich über die Composite-Buchse.

Um die Kombination des Camcorders mit Filmlook-Adaptern zu vereinfachen, hat Panasonic eine schaltbare Scan-Conversion eingebaut: Man kann das kopfstehende Bild, das die Filmlook-Adapter auf die Sensoren werfen, elektronisch spiegeln, damit es wieder in normaler Lage aufgezeichnet wird und man diese Umkehr nicht in der Postproduction vornehmen muss.

Das von film-tv-video.de getestete Gerät hatte im üblichen Rahmen mit der Rolling Shutter-Problematik zu kämpfen: Verzerrungen von vertikalen Objektkanten bei schnellen Schwenks und schnellen Objekten im Bild sowie helle Bildstreifen in Folge von teilweiser Belichtung des Sensors, wenn etwa parallel zum Filmen auch Fotos mit Blitzlicht gemacht werden (Flash Band). Im Sommer 2009 will Panasonic aber eine neue Firmware für den Camcorder ausliefern, die das Rolling-Shutter-Problem zumindest teilweise schon im Camcorder beseitigt. Gegen die Verzerrungen ist derzeit noch kein Kraut gewachsen, das eine automatische Korrektur erlauben würde, aber die Flash-Bands lassen sich kompensieren. Die neue Firmware steht derzeit noch nicht zur Verfügung, film-tv-video.de konnte sie daher nicht selbst testen. Panasonic zeigte aber während der NAB Bildbeispiele dafür, wie die neue Firmware das Flash-Band-Problem schon im Camcorder beseitigen soll: Der Blitzer wird dabei aber nicht herausgerechnet oder gar eliminiert, sondern es wird dafür gesorgt, dass der gewohnte Bildeindruck eines im ganzen überbelichteten statt eines in Streifen geschnittenen Bildes entsteht.

Das Rolling-Shutter-Thema büßt ohnehin derzeit an Schrecken ein, denn es wurden auch schon erste Software-Plug-Ins gezeigt, die es erlauben, diese Störungen in der Postproduction zu korrigieren.

IT-Schnittstellen, Backup-Funktionalität

Der AG-HPX301 kann per USB mit IT-Equipment verbunden werden und lässt sich dabei — anders als andere P2-Camcorder — zwischen Host- und Device-Modus umschalten. Man kann also entweder den Camcorder wie eine externe Festplatte an einen PC anschließen, aber auch umgekehrt, ohne einen PC zu benötigen, Material direkt vom Camcorder auf andere Medien wie Speichersticks oder Festplatten kopieren. Was allerdings über den USB-Anschluss nicht funktioniert: Eine portable Festplatte als Backup-System direkt bei der Aufnahme mitlaufen zu lassen. Wer einen Harddiskrecorder für diesen Zweck anschließen will, der zusätzlich zu den P2-Karten das Material speichert, der muss dafür die AV-Anschlüsse, wie etwa die HD-SDI-Buchse nutzen.

Weitere Schnittstellen, Audio

Einen analogen Komponentenausgang hat sich Panasonic beim HPX301 gespart, ansonsten ist der Camcorder aber mit Schnittstellen reich gesegnet, darunter SD/HD-SDI, FireWire/IEEE-1394. Über den FireWire-400-Anschluss kann der 301er im SD-Modus ein DV- oder DVCPRO-Signal ausgeben. Über eine <LEX>Genlock</LEX>-Buchse verfügt der Camcorder ebenfalls, er kann also auch von anderen Geräten aus getaktet und somit in einem Studioumfeld eingesetzt werden.

Im Tonbereich bietet das Gerät 4-Kanal-Audio bei 16 Bit / 48 kHz interner Verarbeitung und Aufzeichnung mit den im jeweiligen Codec möglichen Raten. Den Ton externer Quellen nimmt der 301er über XLR-Buchsen entgegen, einen Slot für einen drahtlosen Audio-Funkempfänger bringt der HPX301 ebenfalls mit.

Multiformatbetrieb, Integration, Bedienung

Bisher war es meistens so, dass Single-Piece-Camcorder zwar Kamera und Recorder in einem Gerät verbanden, die Bedienung der beiden Komponenten aber fast vollständig getrennt war und oft auch unterschiedlichen Philosophien folgte. Das wandelt sich nun bei modernen Camcordern endlich zum Besseren. Auch beim 301er gilt das: Sein Bedienkonzept ist besser integriert als je zuvor bei einem Panasonic-Gerät. So ist etwa auch der Wechsel aus dem Wiedergabe- in den Aufnahmemodus beim 301er rekordverdächtig schnell möglich und man muss den Camcorder hierfür nicht erst umständlich umschalten.

Einen Neustart verlangt der Camcorder aber — wie im Grunde genommen alle Multiformat-Camcorder — wenn er zwischen verschiedenen Bildrastern umgeschaltet wird. Das gilt für die Aufnahme wie für die Wiedergabe, wird aber im praktischen Betrieb sicher nicht so häufig vorkommen, wie im Testbetrieb, denn in der Regel wird man ja bestrebt sein, innerhalb einer Produktion immer möglichst im gleichen Format zu bleiben. Es stehen <LEX>720p</LEX> oder 1080i als Aufzeichnungsmodi zur Wahl (jeweils mit 50 und 60 Hz).

Hierbei entscheiden sich immer mehr Produktionsfirmen zugunsten von 1080i gegen 720P. Der 301er beherrscht wie alle zeitgemäßen HD-Camcorder beides, es gibt aber einen Grund, der das Pendel bei diesem Camcorder klar in Richtung 720p bewegen kann: Nur in dieser Betriebsart stehen variable Bildraten zur Verfügung, es können also echte Zeitlupenaufnahmen und Zeitraffersequenzen gedreht werden, die in voller 720p-Qualität zur Verfügung stehen, also keine Qualitätsverschlechterungen mit sich bringen. Das Gerät bietet variable Frame-Raten zwischen 12 und 60 <LEX>fps

Scene Files und weitere Funktionen

Die bei Panasonic als »Scene Files« bezeichneten, über ein Drehrad abrufbaren Einstellungspakete für wesentliche Bildparameter, können beim HPX301 während der laufenden Aufnahme gewechselt werden. Das lässt sich bei schlecht vorausplanbaren, dokumentarischen Aufnahmen sinnvoll nutzen, wenn man sich etwa mit laufender Kamera zwischen ganz unterschiedlichen Lichtverhältnissen bewegen muss.

Bei den Funktionen findet sich neben umfassenden Gamma-Presets (sieben Modi, darunter zwei Cine-Modes) und -Einstellmöglichkeiten, sowie Knie-Funktion auch das beim AG-HMC151 und AG-HPX171 (Test) eingebaute DRS wieder, eine Funktion, mit der sich bei Bedarf die Kontrastwiedergabe am oberen Ende der Belichtungsskala zugunsten der unteren und mittleren Bereiche stauchen lässt: die Gamma-Kurve wird im Bereich der Lichter flacher, dann bleibt ein größerer Teil des Kontrastumfangs für die feinere Durchzeichnung der dunkleren Bildteile übrig.

In vielen anderen der von Panasonic in den 301er eingebauten Funktionen und Features finden sich Parallelen zu den Camcordern AG-HMC151 und AG-HPX171.

Optional bietet Panasonic für den Camcorder eine Einsteckkarte an, die während der Aufnahme automatisch Proxies generiert, also niedrig aufgelöste Kopien der Aufnahmen. Die Karte wird statt einer Speicherkarte in den zweiten P2-Slot des Camcorders gesteckt. Diese Karte versendet die Low-Res-Kopien der Aufnahme, die auf der anderen Karte gespeichert werden, via WiFi. Mit einem Laptop und dort installiertem Browser können die Proxies beim Dreh empfangen und mit Anmerkungen und Metadaten verknüpft werden, die später die Postproduktion vereinfachen und beschleunigen können.

Fazit

Der AG-HPX301 füllt die Lücke zwischen den Handheld- und den »großen« P2-Schultercamcordern von Panasonic. Insgesamt betrachtet schlägt der 301er dabei durch den Feature-Reichtum und die Flexibilität des Geräts nicht nur die Liga der Handhelds aus DVX200, HMC151 und HPX171, sondern auch den HPX500. Man bekommt sehr viel fürs Geld. Zieht man jedoch nur einzelne Aspekte zum Vergleich mit anderen Geräten heran, dann würden die Tester in puncto Bildqualität immer noch den 2/3-Zoll-Camcorder AG-HPX500 bevorzugen — wenn man mehr als 10.000 Euro für den Camcorder ausgeben kann und will.

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