Audio, Test, Top-Story, Zubehör: 26.05.2012

Praxistest Audio-Fieldrecorder: Motu 4pre

Motu 4pre ist ein portables Audio-Interface. In Kombination mit einem Laptop bildet es eine kostengünstige Alternative zu Komplettsystemen. Das Firewire-USB-Interface Motu 4pre ist seit Ende 2011 zu einem Brutto-Listenpreis von knapp 500 Euro erhältlich.

Technische Eckdaten

Wie der Name bereits erahnen lässt, verfügt das Motu 4pre über vier Mikrofonvorverstärker, die wahlweise mit Mikrofon- oder Line-Signalen beschickt werden können. Hierzu sind die analogen Eingänge als XLR-Klinke-Kombobuchsen ausgeführt. Die maximale Verstärkung im Mikrofonbetrieb liegt bei 60 dB. Sie lässt sich über den gesamten Bereich mit einer Feinheit von etwa 1 dB justieren.

48V-Phantomspeisung kann für jeden Vorverstärker separat ein- oder ausgeschaltet werden. Ebenso besitzt jeder Eingang ein zuschaltbares Pad- bzw. Dämpfungsfilter, um zu laute Signale um -20 dB abzusenken. Auch eine Phasenumkehr kann in jedem Kanal separat aktiviert werden. Weiter stehen dem Nutzer zwei Cinch-Buchsen für S/PDIF-Signale zur Verfügung, die digitale Stereosignale bis 24 Bit / 96 kHz aufnehmen und ausgeben können.

Motu 4pre findet sowohl via Firewire wie auch per USB-Stecker Anschluss an einen Computer. Es ist auch möglich, Motu 4pre im Standalone-Betrieb, beispielsweise als Mischer einzusetzen. Um in einer mobilen Aufnahmesituation 4pre über einen Laptop mit Spannung zu versorgen, ist zwingend die Verbindung per Firewire-Kabel notwendig. Obwohl es sich um eine Firewire-400-Verbindung handelt, setzt Motu hierbei einen 9-Pin-Stecker (Firewire Typ B) ein. Anwender mit einem üblichen Firewire-400-Anschluss müssen also ein 6- auf 9-Pin-Adapterkabel nutzen. Wird das Interface per USB angeschlossen, benötigt man  eine externe Spannungsversorgung. 4Pre funktioniert sowohl mit Core-Audio- als auch Asio-Treibern und ist laut Motu mit den gängigen, für Mac und Windows verfügbaren Software-Sequencern kompatibel (siehe auch ältere Übersicht).

Das Audio-Interface ist in einem robusten Metallgehäuse in halber 19-Zoll-Rackbreite verbaut. Pegeln und Mischen der Eingangssignale sowie das gesamte Setup kann über mehrere digitale Drehgeber auf der Gehäusefront vorgenommen werden. Für das direkte Überwachen der vier analogen Eingangssignale am Gerät stehen vier LED-Pegelanzeigen zur Verfügung, die jeweils in fünf Segmente unterteilt sind. Ist 4pre an einem Computer angeschlossen, kann die Steuerung auch über die Software CueMix FX erfolgen. Mit Hilfe von CueMix FX ist ein wesentlich genaueres und schnelleres Einstellen des 4pre möglich. Integrierte Effekte wie Compressor, Limiter oder auch EQ-Funktionen bietet 4pre nicht.

Sämtliche Eingangssignale können mittels CueMix FX-Software oder auch über die direkte Steuerung am Gehäuse auf vier Stereo-Busse geroutet werden, die wiederum an den verschiedenen Ausgängen des 4pre abgenommen werden können.

Auf der Vorderseite befinden sich zudem zwei Buchsen für den Anschluss von Kopfhörern: Während sich eine Kopfhörerbuchse frei belegen lässt und über einen eigenen Lautstärkeregler verfügt, wird an der zweiten Buchse das Signal der Main-Outs gespiegelt. Auch die Lautstärke wird hier gemeinsam für Main-Out und Kopfhörer mit nur einem Regler gesteuert.

Interessant für die Arbeit am Set: Das 4pre-Interface kann auf einen externen SMPTE-Timecode synchronisiert werden. Hierbei empfängt das Gerät den SMPTE-Timecode als LTC-Signal auf einem analogen Toneingang, um sich dann darauf zu synchronisieren.

Klangqualität und Bedienung

Die Klangqualität des Motu 4pre konnte überzeugen. In der Testsituation wurde 4pre aufgrund der hohen Dynamik des heranfahrenden Zuges tendenziell eher niedrig ausgesteuert. Doch auch beim nachträglichen Anheben dieser niedrig ausgesteuerten Aufnahmen in der Sequencer-Software bewegte sich das Rauschen des 4pre in einem vertretbaren Bereich. Während des Tests wurde zumeist mit einem Verstärkungswert von etwa 37 dB gearbeitet. Die Aufnahmen klangen natürlich und ausgewogen.

Für die Testaufnahmen wurde das 4pre-Interface in Kombination mit einem Macbook Pro verwendet. Der Anschluss erfolgte per Firewire, wodurch das 4pre über den Laptop-Akku mit Spannung versorgt werden konnte. Aufgenommen wurde mit der im Lieferumfang enthaltenen Sequencer-Software »Audio Desk 3« von Motu. Das Programm orientiert sich von der Bedienung her an Motus »Digital Performer«. Trotz einem etwas eingeschränkteren Funktionsumfang, ist es mit »Audio Desk 3« möglich, eine unbegrenzte Anzahl von Tracks aufzunehmen. 24-Bit-Recording wird ebenfalls unterstützt. Bei Akku-Betrieb des Macbook sowie Aktivierung aller vier Vorverstärker mit Phantomspeisung hielt die getestete Kombination rund zwei Stunden durch.

Während des Tests wurde die CueMix FX-Software in erster Linie zum Einpegeln der Kanalzüge und zum Setzen von Parametern (etwa der Phantomspeisung) eingesetzt. Auch für das Erstellen einer Kopfhörermischung war das Programm hilfreich. Die Bedienoberfläche der Software ist übersichtlich, auch die Einstellung und Pegelung des 4pre über CueMix FX ist intuitiv und leicht verständlich. Zudem werden in der Software die Audiopegel sehr genau angezeigt. Somit sind die groben LED-Pegelanzeigen direkt an der Hardware zu verschmerzen. CueMix FX bietet außerdem noch weitere interessante Optionen zur Signalkontrolle, beispielsweise eine FFT-Darstellung oder eine Anzeige zur Phasenkontrolle.

Gut gefiel den Testern beim 4pre die Möglichkeit, die Vorverstärker unabhängig voneinander mit Phantomspeisung beschalten zu können. Schade ist jedoch, dass Limitern in den Eingangskanälen fehlen: Gerade in unübersichtlichen oder überraschenden Situationen wäre es von Vorteil, hier zum Vorbeugen von Übersteuerungen noch eine automatische Pegelreduktion zu haben. Die Verarbeitungsqualität des 4pre konnte überzeugen.

Will man die Kombination aus 4pre und Laptop als »Field-Recorder-Ersatz« nutzen, ergeben sich Einschränkungen. Der größte Nachteil ist hier sicherlich das vergleichsweise umständliche Handling: Bei Drehs, bei denen man sehr mobil sein muss, ist die Arbeit mit einer solchen Kombination ungünstig. Hier bieten die anderen Komplettlösungen des Testfelds klare Vorteile. Dies ist in erster Linie natürlich dem eher empfindlichen und aufgeklappt eben vergleichsweise sperrigen Laptop geschuldet. Auch die Widerstandsfähigkeit gegen Witterungseinflüsse ist entsprechend gering. Bei vorhersehbaren, geplanten Drehsituationen stellt die Laptop-4pre-Kombination aber unter Umständen eine kostengünstige Alternative dar. Ist ein Tonwagen vorhanden, auf dem sich der Laptop betreiben lässt, kann diese Lösung funktionieren.

Fazit

Das Motu 4pre stellt eine günstige Einstiegs-Möglichkeit dar, wenn es darum geht, bis zu vier Mikrofonsignale aufzunehmen. Durch die notwendige Kombination des Audio-Interfaces mit einem Laptop ist man so aber nicht wirklich mobil. Die große Stärke einer solchen Lösung ist sicherlich der direkte Workflow: Die Töne können mit der Audio-Software aufgenommen werden, in der später auch die restliche Tonnachbearbeitung erfolgt.

Weitere Systeme in dieser Preiskategorie, die mindestens 4-Spur-Aufzeichnung bieten: Boss BR-800, Zoom R-24.

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