Unternehmen: 12.01.2000

AOL kauft Time Warner

Der 162-Milliarden-Dollar-Deal setzt neue Maßstäbe: Erstmals übernimmt ein Internet-Unternehmen ein namhaftes, etabliertes Unternehmen von außerhalb der eigenen Branche – und dann gleich den weltweit größten Medienkonzern.

B_NEBR_0100_AOLTimeWarnerAOL kauft Time Warner.

Der Kauf von AOL durch Time Warner soll mittels Aktientausch abgewickelt werden – vorausgesetzt das Kartellamt stimmt der freundlichen Übernahme zu. Der Käufer AOL ist das umsatzschwächere Unternehmen, der kumulierte Jahresumsatz des neuen Giganten mit dem Namen AOL Time Warner wird auf 31,6 Milliarden Dollar geschätzt.

Chairman des neuen Unternehmens soll der bisherige AOL-CEO Steve Case werden. Time-Warner-Chef Gerald Levin übernimmt die Position des Chief Executive Officer.

Zu AOL Time Warner gehören unter anderem die folgenden, bekannteren Unternehmensbereiche: Die Online-Dienste AOL und Compuserve, der Nachrichtensender CNN, das Medienunternehmen Warner Bros., Internet-Software-Hersteller Netscape, das Kabel-Network HBO, die Warner Music Group, das Cartoon-Network, der TV-Sender TNT sowie die auflagenstarken Zeitschriften Sports Illustrated, Time und Fortune.

AOL erhält mit diesem Firmenkauf Zugang zu einem umfangreichen Kabelnetz und kann seine Online-Inhalte darüber künftig einem noch breiter gestreuten Publikum anbieten. Time Warner wiederum ist in der Lage, seine Programme und Inhalte nun auch im Internet besser und auf zahlreichen neuen Wegen aktiv anzubieten.

Insider erwarten von diesem Firmenkauf erhebliche Auswirkungen auf die Branchen beider beteiligten Unternehmen. Andere Internet- und Software-Unternehmen wie Yahoo, Lycos, AT&T oder auch Microsoft sind nun im Zugzwang und werden wohl ebenfalls nach geeigneten Übernahmekandidaten Ausschau halten. Als potenzielle Kandidaten werden derzeit Entertainment-Studios wie Disney, Sony Pictures (Columbia Tristar), News Corp., 20th Century Fox und Viacom (Paramount/CBS) gehandelt.

Kurz nach Bekanntwerden des geplanten Kaufs gingen die Aktienkurse beider Unternehmen nach unten, was aber nach Expertenmeinung an Gewinnmitnahme-Effekten liegt.