Kommentar, Top-Story: 26.06.2000

Und noch eine Fusion

In der Medienbranche geht’s rund: Kaum ist die eine Fusion angekündigt, überrascht uns Leo Kirch mit dem nächsten Knüller, der für den deutschsprachigen TV-Markt noch wichtiger und unmittelbarer wirksam ist: Unter dem Dach der neuen ProSiebenSat.1 Media AG sollen die Sender ProSieben, Sat.1, Kabel 1 und N24 vereint werden. Als Mehrheitsaktionär des neuen Unternehmens soll – wie könnte es anders sein – Leo Kirchs Firma KirchMedia fungieren.

Stimmen Aufsichtsräte, Aktionäre und Kartellwächter den Fusions-Plänen zu, dann wird für Leo Kirch wahr, wofür er schon seit Jahren kämpft: Das neue Unternehmen unter Kirchs Flagge und Einfluss wird größter deutscher Fernseh-Konzern und das Kirch-Firmengeflecht damit endgültig zur dominierenden TV-Medienmacht im Lande.

Bis zum 22. August sollen die Pläne in den Gremien von Sat.1 und ProSieben abgesegnet werden. Ob die Politik mitspielt, scheint indessen ungewiss. Eines ist aber heute schon klar: In der neuen AG werden private Aktionäre nicht viel zu melden haben, denn auch dort wird es, wie bei ProSieben, für Außenstehende nur stimmrechtslose Aktien geben.

Leo Kirch, dessen schwer überschaubares Imperium aus Beteiligungen, Unter- und Überfirmen immer wieder Anlass für Spekulationen ist und dessen Freund/Feindspiele mit anderen Medienmogulen schon viele Zeitungsspalten füllen, hat mit diesem Coup einmal mehr bewiesen, dass er immer wieder für eine Überraschung gut ist.

Für Gesprächsstoff, neue Visionen und Spekulationen ist damit gesorgt. Welche konkreten Auswirkungen der Deal, auch auf den Produktionsmarkt hat, wird sich zeigen. Sie werden sehen.

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29.06.2000 – Neues Kirch-TV-Imperium: Sat.1 und ProSieben fusionieren