Unternehmen: 07.08.2001

Sparkurs und Entlassungen bei Avid

Unter der Umschreibung »Avid senkt Kosten« gab das Unternehmen bekannt, dass weltweit 140 Stellen gestrichen werden und Umstrukturierungen erfolgen sollen. Die deutsche Niederlassung soll vom Stellenabbau nicht betroffen sein.

B_1000_Avid_KrallAvid-CEO David Krall ergreift »Schritte, um unsere Kostenstruktur und Profitabilität weiter zu verbessern.«

Dass ein Unternehmen mitunter drastische Schritte ergreifen muss, um seinen wirtschaftlichen Fortbestand zu sichern, kommt immer wieder vor, ist oftmals traurig, gehört aber zum normalen Wirtschaftsleben. Nun gibt Avid bekannt, dass das Unternehmen Kosten in Höhe von 11 Millionen US-Dollar einsparen will, um seine operativen Kosten auf 56 Millionen Dollar im dritten und 55 Millionen Dollar im vierten Quartal 2001 zu drücken. Dies soll durch Umstrukturierungen und Entlassungen erreicht werden. Die wirtschaftlich erfolgreich operierende deutsche Niederlassung soll von den Maßnahmen, besonders vom Stellenabbau, nicht direkt betroffen sein.

Diktiert wird dieser Schritt sicher auch vom derzeit schwachen Börsenkurs von Avid, der zwar nicht so massiv gesunken ist wie der von Pinnacle und Media 100, sich aber von seinen früher erreichten Marken ebenfalls weit entfernt hat.

Zwei Punkte bedürfen bei diesem aktuellen Vorgang im Hause Avid der besonderen Erwähnung: Avid prognostiziert die Kosten für die »Restrukturierung« auf 8 Millionen Dollar im laufenden Quartal. Das heißt im Klartext, dass das Unternehmen für Abfindungen und die Änderung organisatorischer Strukturen in den kommenden zwei Monaten zunächst 8 Millionen Dollar in der Hoffnung ausgibt, künftig jährlich 11 Millionen einzusparen. Vielleicht zeigt diese Hoffnung auf Kosteneinsparungen bei den Investoren ja tatsächlich Wirkung und der Kurs der Avid-Aktie steigt wieder.

Avid-CEO David Krall wird in der Pressemitteilung mit den Worten zitiert: »Unsere Kunden werden von den Maßnahmen nicht betroffen sein, weder in Bezug auf Produktangebote, noch beim Support.« Das ist bei genauerer Betrachtung ziemlich zynisch und zweischneidig: Avid hat nach eigenen Angaben weltweit rund 1550 Mitarbeiter. Nun werden davon 140 Stellen gestrichen, es wird also ungefähr jeder 11. Mitarbeiter entlassen. Man muss entweder von fast weltfremdem Optimismus geprägt sein, wenn man glaubt, dass das bei einem Software-Unternehmen keine Auswirkungen auf die Produktpalette und den Support hat. Oder man muss sich als Unternehmensleitung fragen lassen, was denn diese »überflüssigen« Mitarbeiter bisher gemacht haben.