Kommentar, Top-Story: 06.03.2002

In die Röhre gekuckt?

Als Apple-Boss Steve Jobs vor ein paar Wochen den neuen iMac mit Flachbildschirm vorstellte, da erklärte er in einem Nebensatz, dass dies gleichzeitig das offizielle Ende der Bildröhre sei. Typische Übertreibungen eines amerikanischen PR-Profis?

Wenn Sie in den vergangenen Monaten mal auf dem Recycling-Hof waren, dann wissen Sie: Der Mann hat recht. Es liegt zwar sicher nicht am neuen iMac, aber der Container mit alten Computer-Monitoren platzt aus allen Nähten. Einmal bei diesem Thema angelangt, verwundert das eigentlich kaum, denn auch wenn Sie vielleicht gerade jetzt in die Röhre kucken: Wird ihr nächster Computer-Schirm wieder ein schwerer und monströser Röhren-Monitor sein?

Immer rasanter schreitet diese Entwicklung voran, mittlerweile stehen LC-Displays nicht nur an der Rezeption beim Zahnarzt, sondern auch bei der Kollegin im Büro und beim Kumpel zuhause. Die Vorteile liegen auf der Hand: LC-Displays brauchen weniger Platz auf dem Schreibtisch, sind leichter, schicker, fast strahlungsfrei und sparen Strom. Steht das Ende der Bildröhre also unmittelbar bevor? Vielleicht nicht unmittelbar, aber der Anfang vom Ende ist da.

Solange große Plasmaschirme noch teuer sind, wird sicher in den meisten Wohnzimmern auch die nächste »Glotze« wieder ein Röhrengerät sein. Aber in vielen Profibereichen sieht das schon jetzt ganz anders aus, für die Röhre werden langfristig wohl nur noch Nischen bleiben: Der breite Betrachtungswinkel sichert zumindest vorerst das Überleben im Ü-Wagen und in Studio-Regien. Professionelle, scharfe und hochauflösende Suchermonitore werden wohl noch länger Schwarzweiß-Röhren bleiben. Und in der Bildbeurteilung und Messtechnik wird man auch in Zukunft noch länger auf hochwertige Röhrenmonitore setzen.

Aber der Massenmarkt? Wer kann, der steigt aus gutem Grund auf Flachdisplays um. Eine Entwicklung, die schon längst läuft und sich auch nicht mehr aufhalten lässt. Faszinierend: Während anderswo viel Geld und allerlei Tricks benötigt werden, um neue Technologien im Markt zu etablieren, ist das im Display-Bereich ein Selbstläufer. Sie werden sehen.

Autor
C. Gebhard, G. Voigt-Müller
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