Kommentar, Top-Story: 13.01.2003

Video goes Optical

Auf der Consumer-Seite ist der Trend schon lange klar: Die DVD hat keine marketing-getriebenen, optimistischen Prognosen in Image-Broschüren mehr nötig, sie hat sich nicht nur etabliert, sondern in Teilbereichen des Marktes schon die Dominanz errungen. Die DVD-Verkaufs- und Verleihzahlen wachsen rapide weiter, DVD-Player gibt es mittlerweile an jeder Ecke zu kaufen, DVD-Brenner finden sich in immer mehr PCs und Laptops, immer mehr Stand-Alone-DVD-Recorder finden ihren Weg in die Verkaufsregale.

Nun setzte Sony noch eins drauf und kündigte für den Consumer-Markt zwei DVD-Camcorder an, die bis zu 60 Minuten Film auf DVD aufzeichnen können. Dabei setzt Sony auf die DVD-R/RW, gemäß dem offiziellen Format des DVD-Forums. Ganz neu ist diese Idee nicht: Hitachi versucht im Consumer-Bereich schon seit geraumer Zeit, die Scheibe als Aufzeichnungsmedium zu etablieren. Zumindest in Europa kann sich Hitachi aber als Marke in der Consumer-Elektronik nicht mit Sony vergleichen. Sonys Einstieg dürfte den gesamten Markt beflügeln und im Consumer-Bereich die Akzeptanz für die Scheibe weiter forcieren.

Ist damit auch die Trendwende für den Profi-Markt eingeläutet? Hier sind zwar höhere Datenraten und etliche zusätzliche Anforderungen zu erfüllen, aber zumindest Sony arbeitet intensiv an einem Optical-Disk-Camcorder. Mit Blu-Ray hatten sich vor ziemlich genau einem Jahr neun Hersteller auf die grundlegenden Parameter für einen neuen Video-Disk-Standard geeinigt, auf dessen Basis auch Profi-Applikationen realistisch sind: Auf einer optischen Phase-Change-Disk von der Größe einer CD sollten sich in einem ersten Schritt bis zu 27 GB Audio- und Videodaten aufzeichnen und wiedergeben lassen. Produkte, die dieser Technologie basieren, gibt es derzeit zwar noch nicht, aber das dürfte sich wohl bald ändern.

Technologiestudien und Prototypen von Camcordern, die mit optischen Disks arbeiten gibt es immer mal wieder von verschiedenen Herstellern zu sehen. Vielleicht ist in diesem Jahr die Zeit reif dafür, solche Geräte nicht mehr in irgendwelchen »Private Suites«, sondern ganz regulär an Messeständen zu zeigen.

Wer braucht überhaupt einen Disk-Camcorder? Zum Beispiel der WDR. Der kündigte schließlich schon kurz nach seiner IMX-Entscheidung an, man werde keine neuen bandbasierten Camcorder mehr erwerben, sondern direkt auf einen Optical Disk im IMX-Format umsteigen. WDR-Hauptabteilungsleiter Reinhard Bialke hatte sogar schon im September 2001 bestätigt, dass der WDR an Sony-Produktentwicklungen mitwirke, bei denen vorrangig an einem Optical-Disk-Camcorder gearbeitet werde. Damals hieß es, dass dieser bandlose Camcorder ab dem Jahr 2003 verfügbar sein würde.

Nun: 2003 hätten wir. Und wo bleibt der Optical-Disk-Camcorder? Noch 2 1/2 Monate bis zur NAB2003.

Sie werden sehen.

Autor
C. Gebhard, G. Voigt-Müller
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