Branche: 23.11.2004

Thomson feiert 75 Jahre TV

Was heute als Thomson Broadcast & Media Solutions firmiert, wurde vor 75 Jahren als Fernseh AG gegründet. Grund genug, zurück zu blicken, was das Unternehmen nun mit einer Jubiläumsfeier tat, auf der auch ein Buch zur eigenen Geschichte veröffentlicht wurde.

Es war eine Feierstunde, in der frühere und aktuelle Mitarbeiter über die teils wechselvolle Geschichte des Unternehmens berichteten, das einst als Fernseh Arbeitsgemeinschaft gegründet wurde und nach etlichen Namens- und Eigentümerwechseln heute Thomson Broadcast & Media Solutions heißt. Als Gäste waren Mitarbeiter, Partner, Kunden und andere dem Unternehmen verbundene Personen gekommen, um das Unternehmen zu feiern und seine Geschichte noch einmal Revue passieren zu lassen. Ungezählt sind die Anekdoten, die an diesem Abend das jeweilige individuelle Verhältnis zum Unternehmen und seinen Aktivitäten beleuchteten: Für viele der eigentlich spannende Teil des Abends, was jedoch durchaus auch in der Absicht von Thomson Broadcast & Media Solutions lag.

Es gab natürlich auch einen offiziellen Teil, in dem Wilfried Wüst, Prof. em. Dr. Dr. E. h. Helmut Schönfelder, Heinz-Dieter Geise, Dr. Dietrich Westerkamp und Prof. Dr. Ulrich Reimers Gegenwart und Zukunft des Unternehmens und der Branche darstellten.

Der Wandel der Zeit spiegelt sich in den Namen, unter denen das Unternehmen in 75 Jahren Betriebsgeschichte operierte: Fernseh AG, Fernseh GmbH (von den Kunden »Fese« genannt), Bosch Fernseh, BTS, Philips Broadcast und heute Thomson Broadcast & Media Solutions. Die Entwicklung der gesamten Branche lässt sich daran ablesen, dass BTS zu Hochzeiten Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre über längere Zeit mehr als 2.000 Mitarbeiter beschäftigte, die meisten davon in Deutschland, und dass Thomson heute inklusive seiner Töchter/Marken Grass Valley, Technicolor und RCA weltweit auf rund 2.100 Mitarbeiter kommt.

Die Weiterentwicklung des Fernsehens lässt sich auch an der Zeilenzahl ablesen, die in Geräten des Unternehmens realisiert wurden: Beim Start im Jahr 1929 waren das 30, dann 90 und 180, später, beim ersten Fernsehprogramm das wirklich auf breiterer Basis ausgestrahlt wurde, 441 Zeilen. Es folgten die 625 Zeilen, die sich bis heute gehalten haben und die nun innerhalb eines Zeitraums, über den die Meinungen weit auseinander gehen, von 720 oder 1080 Zeilen abgelöst werden sollen. Die Entwicklung war aber keineswegs so eindeutig, wie das diese Zahlenreihe abbildet, und die Ausreißer« markieren durchaus auch tiefe Einschnitte für das Unternehmen: Im Krieg etwa wurden Videokameras mit mehr als 1.000 Zeilen Auflösung für den militärischen Einsatz in Raketen entwickelt, darauf hin folgte im Jahr 1943 der faktische Neuanfang. Für den im Jahr 1992 erhofften Durchbruch von HDTV, der dann leider nicht eintrat, hatte BTS ein komplettes Line-Up von Geräten mit 1250 Zeilen entwickelt, das dann vom Markt nicht verlangt wurde: Ebenfalls ein tiefer wirtschaftlicher Einschnitt, der den Fortbestand des Unternehmens gefährdete.

Heute will Thomson Broadcast & Media Solutions, so führte Geschäftsführer Wilfried Wüst aus, »in guter Tradition des Unternehmens die Kunden auf dem Weg zu HD begleiten«. Stets markierten große Sportereignisse auch Sprünge in der TV-Entwicklung: Die Olympischen Spiele 1972 und die Fußball-WM 1974 etwa oder die Olympischen Spiele 1992 in Barcelona und Albertville. Das erhofft sich Thomson Broadcast & Media Solutions auch von der Fußball-Weltmeisterschaft im Jahr 2006, die nach dem Beschluss von HBS komplett in HD produziert werden soll. Auch wenn es derzeit ganz so aussieht, als würde die WM in Deutschland zwar in HD produziert, aber nur anderswo auch in HDTV zu empfangen sein, erhofft sich Thomson als global agierendes Unternehmen davon Auftrieb.

Die in den Jahren 2001 und 2002 angeschobene Verschmelzungen von Philips Broadcast, Thomson Broadcast und Grass Valley zur Thomson Broadcast & Media Solutions sieht Wilfried Wüst nun als abgeschlossen an: Entstanden sei ein schlagkräftiges Unternehmen, das für die Zukunft gerüstet sei. Dem schloss sich auch Dr. Dietrich Westerkamp an, der den aktuellen Zustand des gesamten Unternehmens Thomson beschrieb und einen Zukunftsausblick gab, den man vielleicht so zusammenfassen kann: Die Displays sind da, mit DVB-S, DVB-S2, MPEG-2 und –4 sind die Technologien da, die HD-Produktion hat annähernd das Preisniveau von SD erreicht, nun kann es losgehen. Besonders beim Thema DVB mit seinen Unterarten unterstützte Prof. Dr. Reimers, Leiter des Instituts für Nachrichtentechnik der Technischen Universität Braunschweig, der selbst einmal sieben Jahre lang Mitarbeiter von BTS war, die Sichtweise Westerkamps.

»Auf die nächsten 75 Jahre«, gehörte wohl zu den häufigsten Scherzen und Trinksprüchen der Jubiläumsfeier.