Branche, Interview, Top-Story: 01.02.2005

Wolfgang Elsäßer: HD-Jahr 2005?

50 Insider aus verschiedenen Bereichen der Film-, TV- und Videobranche haben die Fragen von www.film-tv-video.de zum Thema HD beantwortet. Eine Zusammenfassung analysiert die Stimmung in der Branche, zudem stehen auch die Antworten der einzelnen Befragungen in voller Länge zur Verfügung. In diesem Beitrag lesen Sie die Antworten von Wolfgang Elsäßer. (Zum Download bitte auf den Dateinamen am Ende des Artikels klicken.)

B_0105_Astra_ElsaessserWolfgang Elsäßer ist Geschäftsführer der Astra Marketing GmbH, die für die Vermarktung der Satelliten- Übertragungs- Dienstleistungen via Astra-Satelliten zuständig ist.

**Welche Bedeutung hat HD heute in Ihrem Tätigkeitsbereich? Wie und wann wird sich das aus Ihrer Sicht ändern?

Der gesamte Markt befindet sich auf dem Weg vom analogen Empfang zur digitalen Nutzung. Das Astra-Satellitensystem hat diesen Weg als Innovator bereits sehr früh im Jahr 1996 beschritten. Das ZDF und die ARD waren damals die ersten Programme, die digital via Satellit verbreitet wurden. Seitdem ist der Satelliten-Übertragungsweg der Motor für die zügige digitale Entwicklung.
Die seit einem Jahr permanente Präsenz von HDTV in Gestalt des Programms Euro1080 / HD1 sowie das Aufspringen anderer Veranstalter auf den schnell an Geschwindigkeit gewinnenden »Zug HDTV« wird das Übergangsszenario weiter beschleunigen.
Bevor sich HDTV allgemein beim Verbraucher durchsetzen kann, muss der digitale Empfang eine relativ große Verbreitung im Markt erlangt haben. Im Bereich Satellit kann das bereits im Jahr 2006 / 2007 sein. Bis dahin sollte es gelungen sein, eine große Anzahl an HDTV-fähigen Bildschirmen in die Haushalte zu bringen.

**Beim Thema HD wird in Deutschland oft von der Signalwirkung gesprochen, die von der Fußball-WM 2006 ausgehen werde. Wie beurteilen Sie dieses Thema?

Für Programmveranstalter ist die technische Reichweite ihrer Programme bedeutend. Satellit versorgt in Deutschland 40 Prozent der Fernseh-Haushalte direkt, dient darüber hinaus aber auch als Zuführung zu Kabelnetzen und ist somit der Grundversorger für TV- und Radioangebote. Bei einer entsprechend breiten und schnellen Akzeptanz des digitalen HDTV-Empfangs macht es großen Sinn, die Fußball-WM 2006 bereits in HDTV via Satellit zu verbreiten — das macht der deutsche TV-Sender Premiere.
Premiere wird alle 64 Spiele der Fifa-Weltmeisterschaft live zeigen, acht davon exklusiv. Ein Wermutstropfen wird dabei sein, dass den Nutzern der digitalen Antenne der HDTV-Empfang aus Kapazitätsgründen im terrestrischen Übertragungsweg verschlossen bleibt.

**Welches Hindernis hemmt derzeit die Verbreitung von HD im Markt am meisten? Wie könnte man dem begegnen? Was muss aus Ihrer Sicht passieren, damit HD in Deutschland alltägliche Realität wird?

Bereits heute unterstützen unsere Handelspartner Media Markt und Saturn flächendeckend die Astra-Initiative und zeigen HDTV live in den Fachmärkten. Insgesamt sind HDTV-Live-Bilder vom Satelliten bei rund 500 Händlern in Deutschland, Österreich und der Schweiz vom Konsumenten zu erleben. Das dazu notwendige HD-Fernsehsignal wird via Satellit verbreitet und steht dem gesamten Handel am POS mit brillanten Bildern zur Verfügung.
Hindernisse für eine rasche Akzeptanz bei den Verbrauchern sind einerseits die für die meisten Konsumenten noch zu teuren großen, flachen HDTV-Bildschirme. Andererseits aber auch die zu geringe Typenvielfalt dieser HD-Geräte. Hier ist in Zukunft sicherlich mit einem breiteren und preiswerteren Angebot zu rechnen.

**Wann werden die Zuschauer in Deutschland regelmäßig bei mehreren Sendern HDTV sehen können? Spielt das für Ihren Tätigkeitsbereich eine Rolle? Was erwarten Sie beim Thema HDTV von den öffentlich-rechtlichen Anbietern, was von den privaten?

Wenn die Voraussetzungen weiterhin so gut bleiben, wie sie derzeit sind, werden wir bereits zum Jahresende 2005 bei mehreren europäischen Programmveranstaltern HD regelmäßig sehen. Dabei werden die Privaten sicherlich Vorreiterfunktionen übernehmen, denn um bei der immer weiter wachsenden Anzahl an digitalen Fernsehprogrammen deutlich sichtbar zu bleiben, sind wirkliche Alleinstellungsmerkmale wie beispielsweise HDTV sehr bedeutend für einen Programmveranstalter.
Für Astra spielt HDTV eine bedeutende Rolle, denn das Satellitensystem beschreitet mit der Einführung von HDTV innovative Wege und kann dadurch für sich — verglichen mit den Übertragungswegen des digitalen Kabels oder der digitalen Antenne — weiter deutlich gewinnen und seine Akzeptanz im Markt festigen.

**Welche Rolle spielt aus Ihrer Sicht der Consumer-Markt mit Technologien wie HDTV in der Aufzeichnung, mit HD-DVD und der zunehmenden Verbreitung von Plasma- und LC-Displays?

Betrachtet man den Siegeszug der Musik-CD, der Video-DVD oder der digitalen Fotografie, so ist klar, der Verbraucher will diese Qualität. Er kann diese neue Qualität täglich mit der des guten alten PAL-Fernsehens vergleichen.
HDTV auf einem entsprechend tauglichen LCD- oder Plasma-Bildschirm dargeboten, wird für den Konsumenten zu einem ganz neuen Seherlebnis und mit Dolby Digital auch zum Hörgenuss. Der Konsumenten-Markt ist also bestens vorbereitet auf die neuen HDTV-tauglichen Produkte. Genutzt werden diese aber erst, wenn Angebote an entsprechenden Inhalten und die regelmäßige Verfügbarkeit durch Programme sichergestellt sind.

**Wie sollte aus Ihrer Sicht ein europäischer HDTV-Standard aussehen?

Ein europäischer HDTV-Standard muss von allen Marktpartnern gleichermaßen getragen werden. Das heißt, es wird nur einen Standard geben. Der Vorteil liegt dabei nicht nur bei der Produktion. Ein gemeinsamer Standard bietet auch der Geräteindustrie und letztlich dem Verbraucher nur Vorteile. Aber dies ist bereits geschehen und von der EICTA verbindlich definiert.

**Was wollen Sie uns noch zum Thema HD mitteilen?

Es ist heute nicht mehr die Frage, ob HDTV kommen wird, sondern ausschließlich wie schnell. Aber die rasche und einheitliche Einführung geht nur mit allen Marktteilnehmern gemeinsam.

Downloads zum Artikel:

T_0105_HD_Astra_Elsaesser.pdf

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