Unternehmen: 01.04.2005

Digitale Workflows: Hausmesse bei Kinoton

Bei einer gemeinsamen Hausmesse am Firmensitz von Kinoton zeigte das Unternehmen gemeinsam mit DVC und den Partnern Datim und P+S Technik, wie die von diesen Firmen hergestellten oder vertriebenen Produkte sich ergänzen: »Digitaler Workflow« lautete das Motto der Veranstaltung, die teilweise auch schon einen Ausblick auf die NAB-Produktneuheiten der beteiligten Hersteller gab.

P+S Technik zeigte den HDV-Camcorder HDR-FX1 mit einer zu diesem Gerät passenden Version seines Filmlook-Adapters Mini35. Damit lassen sich an dem kompakten HDV-Camcorder Filmobjektive verwenden. Weiteres Zubehör für den FX1 hat P+S Technik derzeit in Planung: einen Profi-Videosucher und eine Profi-Spannungsversorgung mit größeren Akkus. Ein guter Partner für den HDV-Camcorder ist der superflache Mini-Dolly Skater von P+S Technik, der Kamerafahrten ermöglicht, die anders gar nicht oder nur mit erheblich größerem Aufwand zu realisieren wären. Das Zubehör passt natürlich auch auf die professionelle Variante des FX1, den Z1.

Ein passendes, schon verfügbares Zubehör zum FX1 hat auch DVC im Programm: Der Signaladapter HD10A wandelt die RGB-Signale, die der Camcorder an seinem analogen Komponenten-Ausgang abgibt, in HD-SDI um. Der rund 1.600 Euro teure Adapter schlägt damit die Brücke zwischen dem Camcorder und verschiedenen HD-Nachbearbeitungssystemen, die derzeit noch keine Möglichkeit bieten, HDV-Signale direkt ein zu spielen (etwa Avids Nitris). Dazu DVC-Chef Harald Näther: »Das ist eine sofort verfügbare Lösung, um HDV an existierende HD-Systeme an zu binden. Andere, direktere Wege hierfür werden natürlich kommen, auch von unserer Seite. So plant etwa unser Partner Drastic, in die Software MediaReactor auch HDV-Funktionalität zu integrieren und damit den direkten, verlustfreien File-Transfer, den diese Software für zahllose andere Formate schon bietet, auch mit HDV zu realisieren. Aber für den Moment ist der HD10A als Sofortlösung natürlich optimal.«

Um Bilder mit Auflösungen weit jenseits von HDV für den digitalen Prozess zu generieren, eignet sich der Filmscanner, den Kinoton in zwei Varianten präsentierte: 4KCineScan und 5KArchiveScan. Der grundlegende Unterschied zwischen den Geräten besteht darin, dass beim 4KCineScan, wie im Postproduction-Bereich üblich, das Bildfenster mit einer maximalen Auflösung von 4K erfasst wird, während der 5KArchiveScan den gesamten Filmstreifen auf seiner vollen Breite digitalisiert, inklusive optischer Tonspur, eventueller Randbemerkungen und Perforation.

Damit sind die Zielrichtungen klar: 4KCineScan geht in Richtung regulärer Postproduction, 5KArchiveScan in Richtung Restaurierung und Archivierung. Wie vieles andere, ist beiden Geräten gemeinsam, dass sie mit einem kontinuierlichen Filmtransport ohne Pins arbeiten und daher sehr schonend mit dem Filmmaterial umgehen, was besonders wichtig ist, wenn es sich um älteres, beschädigtes oder geschrumpftes Material handelt. Bei maximaler Auflösung schaffen die beiden Scanner derzeit rund 1 Bild pro Sekunde.

»Wir wollten einen Scanner bauen, der einfach zu warten und simpel zu bedienen ist, dabei höchste Qualität erreicht und ein besseres Preis/Leistungs-Verhältnis bietet, als die im Markt verfügbaren Geräte«, führt Kinoton-Geschäftsführer Christoph Dobler aus und ergänzt: »Ich denke das ist uns gelungen und wir bieten bei den beiden Geräten überdies Features an, die andere nicht haben.« Damit spielt Dobler etwa auf die Infrarot-Abtastung an, die bei der Archiv-Version des Scanners zur Standardausstattung gehört und bei der Cine-Version als Option angeboten wird: Damit können Schmutz, Kratzer oder andere Beschädigungen des Films automatisch während des Abtastvorgangs erkannt und erfasst werden.

Neben der Scan- und der Transporteinheit, sind der als Scan-Prozessor eingesetzte Fujitsu-Siemens-Rechner und ein skalierbares RAID-System für die Datenspeicherung (Minimalkonfiguration 1 TB) die wichtigsten Komponenten der Kinoton-Scanner. In der kleinsten Konfiguration soll der CineScanner zu Start-Nettopreisen unter 300.000 Euro angeboten werden, der Lieferstart soll noch im zweiten Quartal 2005 erfolgen.
Die komplette Bedienung und Einstellung der Scanner erfolgt per Software über den integrierten Rechner, es können 35- und 16-mm-Formate abgetastet werden, Shuttle-Geschwindigkeiten bis zu 150 Bilder pro Sekunde sind möglich. Ein Viewer-Tool erlaubt es, schon während eines laufenden Scan-Vorgangs, das auf den Platten abgelegte, digitale Material zu sichten. Bei den höchsten Auflösungsstufen geht das zwar nicht in Echtzeit, gibt aber trotzdem einen guten, ersten Eindruck des Materials.

Um digitales Material in HD– oder 2K-Auflösung zu bearbeiten, sind leistungsfähige Systeme als Basis des Digital-Intermediate-Prozesses nötig. Hier zeigten DVC und Datim, was derzeit möglich ist.

DVC präsentierte erstmals ClipRecorder Xtreme, einen Mehrkanal-Server, der unkomprimiertes SD– und HD-Material speichern und wiedergeben kann, in einer Konfiguration mit zwei Dual-Link-RGB-I/Os. Dieser Server eignet sich für viele Einsatzgebiete und erlaubt es etwa, noch während gescannt wird, das Material, das schon digitalisiert wurde zu bearbeiten, etwa mit einem Grading-System wie DaVinci oder Pogle. Dieser Filmstrip-Mode, der den Zugriff auf offene Files erlaubt, ist eine neue Funktion. Auch als leistungsfähige Ingest-Station für SAN-Systeme oder als Zuspieler im Postproduction-Bereich eignet sich ClipRecorder Xtreme. Dabei sind die Software-Tools nützlich, mit denen DVC den Server ausstattet: So gibt es etwa einen Software-Player für alle Formate, die ClipRecorder beherrscht, und ein neues Web-Interface für die Fernsteuerung per TCP/IP.
Die 2K-fähige Variante von ClipRecorder Xtreme bietet DVC zu Nettopreisen ab 30.000 Euro an. Der interne Speicher kann auf bis zu 3 TB ausgebaut werden, extern lassen sich weiter 3 TB anschließen.

Einen ClipRecorder 2k von DVC zeigte Datim im Zusammenspiel mit einer DaVinci-Farbkorrektur. Außer dieser neuen Kombination hat Datim noch ein weiteres neues Produkt im Programm: ein Komplettsystem für die digitale Filmrestaurierung, dessen einzelne Elemente zwar schon bekannt sind, die es aber in dieser Kombination bislang nicht gab. Das Neue daran: damit ist die Filmrestaurierung auf nur einem System möglich, es müssen weder unterschiedliche Softwares genutzt werden, noch Signale während der Bearbeitung zwischen verschiedenen Systemen kopiert werden.

Datim kombiniert dafür als Systemintegrator Hard- und Software von DVC, Digital Vision und Drastic. Die SD-Version des Komplettsystems soll zum Nettopreis von rund 80.000 Euro angeboten werden, der Preis für die HD-Version ist noch offen. Der Hauptunterschied zwischen dem SD- und HD-System besteht in der unterschiedlichen Digital-Vision-Hardware, die dabei eingesetzt wird. Das System erlaubt die automatisierte und die manuelle Restaurierung, die gesamte Funktionalität steht dabei in Echtzeit zur Verfügung. Datim will das Komplettsystem unter dem Produktnamen ReStore anbieten.

Ständige Themen beim Wechsel zwischen Film und digitaler Welt sind Kalibrierung und Farb-Management: Wie erreicht man, dass digital projizierte und klassische Filmbilder gleich aussehen, dass die Bilder auf der Leinwand und auf dem Computerschirm einander möglichst exakt entsprechen? Hierfür gibt es verschiedene Ansätze und nun mischt auch Cinevation in diesem Bereich mit: Für den Einsatz in Postproduction-Suiten und Screening-Rooms ist der Color Grading-Projektor CGP35 konzipiert. Der 3-Chip-DLP-Projektor soll dafür sorgen, dass digitale Bilder in hoher, gleich bleibender Qualität und mit brillanten, stabilen Farben projiziert werden können. Es soll eine verlässliche Beurteilung auf der Leinwand möglich werden, die dem auf Film rückbelichteten Ergebnis sehr nahe kommt. Das Gesamtsystem besteht aus einem Prozessor und dem eigentlichen Projektor, die über ein Glasfaserkabel verbunden sind. Diese Trennung vereinfacht es, 2K-Filmdaten von einem Server oder Bearbeitungssystem auf den Projektor zu bringen, weil man nur die Entfernung zwischen Prozessor und Bearbeitungssystem/Server mit Standard-Kabeln überbrücken muss. Der Prozessor wird über HD-SDI- oder DVI-Anschlüsse mit Filmdaten bis 2K-Auflösung beschickt, daneben gibt es auch SD-Videoanschlüsse.

Der Projektor mit einer nativen Auflösung von 1.280 x 720 Bildpunkten ist laut Hersteller auf das von Cinevation entwickelte Farb-Management-System CMS35 und den Filmbelichter Cinevator abgestimmt und soll so durchgängige Ergebnisse in Bezug auf Kontrast und Farbwiedergabe ermöglichen.

Auch den Filmbelichter Cinevator hatte Cinevation zu Kinoton mitgebracht. Der Recorder belichtet in Echtzeit digitale Daten auf Negativ-, Intermed- oder Print-Film. Eine Besonderheit ist dabei, dass Kinokopien mit Tonspur und Untertiteln in einem Arbeitsgang belichtet werden können. Der Belichter akzeptiert 2K-Bilder via Ethernet, Firewire oder DVI, zudem gibt es SDI-Buchsen für HD- und SD-Videosignale.

Das Konzept des Belichters werde sehr gut angenommen, berichtet P+S-Technik-Geschäftsführer Alfred Piffl, dessen Unternehmen auch Teil der Digital35-Initiative ist und am Cinevator mit entwickelt hat. Besonders Details, die in der Konstruktion des Belichters bestehen, wie etwa die Fokusgleichheit von Bild und Untertiteln und der schnelle, simple Workflow würden besonders gut angenommen, ließ Piffl wissen.

Weitere Produkte
Kinoton zeigte mit dem FP30/38EQ auch seinen High-End-Filmprojektor, der schnellen Rangierbetrieb erlaubt und sogar Standbilder projizieren kann. Für den Projektor FP30ECII präsentierte Kinoton die einfache Videoabtasteinheit VSU35, mit der sich schnell und simpel Sichtungskopien von 35-mm-Film herstellen lassen. Litefast nennt Kinoton sein zylindrisches 360º-Display, auf dem bewegte Videosequenzen dargestellt werden können. Neu ist auch Dipit 3D, ein System, mit dem sich stereoskopische Bilder in HD-Auflösung darstellen lassen.
DVC zeigte Streaming und Encoding-Lösungen von Optibase und kündigte das Encoding-Board MovieMaker Real-Time HD an. Ebenfalls neu bei DVC: das mit Iridas entwickelte Produkt ScreenDisk FSP. Eher auf Anwendungen in Forschung und Entwicklung abgestimmt, kann dieser Server etwa als Bildquelle für den Testbetrieb von Plasma- und anderen Displays oder in der Chipentwicklung eingesetzt werden.